0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1564 Views

Vorsorge und rechtzeitige Behandlung von Parodontitis wichtig

(c) VGstockstudio/shutterstock.com

Im Rahmen der Langzeitstudie SHIP (Study of Health in Pomerania/Leben und Gesundheit in Vorpommern) wird seit 1997 der Einfluss von Zahnerkrankungen auf die Allgemeingesundheit der Menschen erforscht. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass entzündlicher Zahnfleischschwund aufgrund von Parodontitis, welche altersabhängig 15 bis 45 Prozent der Menschen betrifft, unter anderem das Risiko für einen Herzinfarkt und Demenz erhöht. Jetzt haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitätsmedizin Greifswald eine neue Studie im amerikanischen Fachjournal Alzheimer’s & Dementia veröffentlicht, in der die bisherigen Ergebnisse in Bezug auf einen Zusammenhang mit einer Alzheimer-Erkrankung bestätigt werden konnten.

Neue statistische Modelle zur Simulierung kontrollierter klinischer Studien

„Es ist sehr schwierig, methodisch aussagekräftige Studien zu den Auswirkungen von Parodontitis, eine häufige schwere Form der Zahnfleischerkrankung, durchzuführen. Erst kürzlich entwickelte statistische Modelle ermöglichen es, eine kontrollierte klinische Studie zu simulieren, indem verfügbare Daten von behandelten Patienten und unbehandelten Erkrankten zusammengeführt werden“, erläuterte Dr. Christian Schwahn von der Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, Alterszahnheilkunde und medizinische Werkstoffkunde. „So konnte erstmals der Zusammenhang zwischen der Behandlung von Zahnfleischerkrankungen und beginnender Alzheimer-Krankheit in einem quasi-experimentellen Modell von 177 parodontal behandelten Patienten der Greifswalder GANI-MED-Studie (Greifswald Approach to Individualized Medicine) und 409 unbehandelten Teilnehmern aus der SHIP-Studie analysiert werden.“

Moderater bis starker Einfluss deutlich erkennbar

Als Indikator für eine beginnende Alzheimer-Krankheit wurden magnetresonanztomographische (MRT)-Daten verwendet. Diese wurden mit MRT-Daten der US-amerikanischen Alzheimer’s Disease Neuroimaging Initiative abgeglichen, so dass sie als individuelles Maß für den Alzheimer-typischen Verlust an Gehirnsubstanz verwendet werden konnten. Die von einem auf Zahnfleischerkrankungen spezialisierten Zahnarzt vorgenommene Behandlung der Parodontitis zeigte einen positiven Effekt auf den Verlust der Gehirnsubstanz, der als moderat bis stark eingeschätzt werden kann.

Originalpublikation:
Effect of periodontal treatment on preclinical Alzheimer’s disease—Results of a trial emulation approach, Alzheimers Dement, 2021 May 29, DOI: 10.1002/alz.12378, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34050719/

Die beste Vorbeugung von Zahnfleischschwund und möglichen Gefahren einer Alzheimererkrankung durch Parodontitis ist der regelmäßige Kontrollbesuch bei seiner Zahnärztin oder seinem Zahnarzt – hier Oberarzt Dr. Lukasz Jablonowski in der Greifswalder Zahnklinik. Bild: Yvonne Breuhahn
„Diese Ergebnisse sind insofern bemerkenswert, als dass die Parodontitis-Patienten zum Zeitpunkt der MRT-Untersuchung jünger als 60 Jahre waren und die Beobachtungszeit zwischen der zahnärztlichen Behandlung und der MRT-Untersuchung bei den Patienten im Durchschnitt bei 7,3 Jahren lag“, betonten die Co-Autoren Prof. Thomas Kocher, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie, Endodontologie, Kinderzahnheilkunde und Präventive Zahnheilkunde und Prof. Hans J. Grabe, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Greifswald.

„Unser Ansatz liegt klar in der Prävention und rechtzeitigen Behandlung der Zahnfleischerkrankung, die durch eine Vielzahl von Keimen ausgelöst werden kann, um derartige mögliche Folgeschäden im Vornherein zu verhindern“, so Kocher.

Im Gegensatz dazu setzt eine seit Frühjahr 2019 in den USA laufende Studie auf die Erprobung von Medikamenten. Diese sollen bei bereits mit Alzheimer erkrankten, über 55-jährigen Probanden einen Behandlungseffekt erzielen, indem die schädlichen Auswirkungen des parodontalen Leitkeims (P. gingivalis) im Gehirn bekämpft werden.

„Wir werden auch künftig in diesem Bereich auf Beobachtungsstudien, die eine kontrollierte klinische Studie simulieren, setzen müssen“, sagte Dr. Christian Schwahn. „Eine klinische Studie mit einer Placebo-Behandlung in einer Patientengruppe, also mit absichtlich zahnärztlich unbehandelten Patienten, ist aus ethischen und medizinischen Gründen nicht durchführbar.“

 

Reference: Parodontologie Interdisziplinär

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
2. Jul 2024

Herausragende Parodontologen und junge Wissenschaftler ausgezeichnet

Generalversammlung in Zagreb: EFP-Auszeichnungen vergeben, Preisträger 2024 bekanntgegeben
24. Jun 2024

Alles für ein starkes Team

30. Sommer-Akademie des ZFZ Stuttgart tagt am 5. und 6. Juli 2024 in Ludwigsburg – „Stark in die Zukunft“
11. Jun 2024

Mythen und Fakten in der Zahnmedizin

Die aktuelle Ausgabe der Quintessenz Zahnmedizin setzt Evidenz gegen stramme Behauptungen
10. Jun 2024

Parodontale und kieferorthopädische Therapie

Die Parodontologie 2/2024 ist ein Schwerpunktheft zur Behandlung von Patientinnen und Patienten im PAR-Stadium IV
10. Jun 2024

Natürliche Prophylaxe für zu Hause

Parodur Gel und Liquid: Schutz vor Karies und Parodontitis – mit Beinwell, Kamille und Thymian
31. May 2024

Lernen von den Meistern des Knochen- und Weichgewebsmanagements

Exklusives Symposium und Masterclass in Wien mit Urban, Burkhardt, Brozović und Gruber
15. May 2024

Licht ins Laserlabyrinth

Quintessenz Zahnmedizin 5/2024 hat den Schwerpunkt „Laser in der Zahnmedizin“
14. May 2024

Fachleute für komplexe Erkrankungen des Zahnhalteapparats dringend benötigt

Universitätsmedizin Mainz erhält Zulassung als erste rheinland-pfälzische Weiterbildungsstätte zum Erwerb des Fachzahnarzttitels für Parodontologie