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Straumann Group investiert in DrSmile – hohe klinische Standards etablieren, Investitionen in den Ausbau

Zahnstellungskorrekturen mit sogenannten Clear Alignern sind im Trend. Das globale Marktwachstum dafür habe in den vergangenen drei Jahren im Schnitt über 20 Prozent gelegen, so die Baseler Straumann Group – und investiert jetzt in DrSmile. Denn getrieben wird der Markt weltweit nicht nur von den großen Dentalfirmen, sondern vor allem von Online- und Direktanbietern, die sich gezielt an die Endkunden wenden.

Bekannt gegeben wurde der Erwerb einer „bedeutenden Mehrheitsbeteiligung “an DrSmile am 9. Juli 2020. Das 2017 gegründete deutsche Start-Up mit Sitz in Berlin, das von Jens Urbaniak und Christopher von Wedemeyer geführt wird, sei einer der am schnellsten wachsenden Anbieter von kieferorthopädischen Behandlungslösungen in Europa, heißt es. Man habe eine Vereinbarung unterzeichnet, „die es beiden Unternehmen ermöglichen wird, ein erhebliches Potenzial im Markt für ästhetische Zahnmedizin zu erschließen“.

Innovative technologische Plattform


Andreas Utz ist seit 1. Januar 2020 Geschäftsführer der Straumann Group Deutschland. (Foto: Straumann)

Wie Andreas Utz, Geschäftsführer der Straumann GmbH, Freiburg, in einer Telefonpressekonferenz am 9. Juli 2020 berichtete, sei DrSmile mit mehr als 50 Partnerpraxen in Deutschland, Österreich und Schweiz und mehr als 15.000 über die Plattform behandelte Patienten derzeit die Nummer 1 in der Aligner-Therapie. Von besonderem Interesse sei die hohe Kompetenz des Unternehmens in der direkten, auch digitalen Ansprache der Kunden über eine skalierbare technologische Plattform und die Zusammenarbeit mit Partnerzahnärzten und Partnerpraxen, die eine klinische Expertise und zahnmedizinische Betreuung vor Ort garantiere. Dies sei auch ausschlaggebend für die Investitionsentscheidung gewesen.

Medizinischen Beirat etablieren, klinische Standards setzen

Straumann stehe ganz klar und auch weiterhin für qualitativ hochwertige Zahnbehandlungen und unterstütze die Kunden „mit exzellentem Service, umfangreichen Training- und Education-Konzepten, klinisch dokumentierten und evidenzbasierten Innovationen sowie in der Forschung und Entwicklung“, betonte Utz. Dies werde auch für die Zusammenarbeit und Weiterentwicklung von DrSmile gelten. So habe man vereinbart, einen gemeinsamen medizinischen Beirat mit klinischen Spezialisten zu etablieren, „der unabhängig die klinischen Standards und Prozesse auf Basis von Expertenwissen beurteilen und weiterentwickeln“ soll. Diese klinischen Standards sollten streng kontrolliert werden, so Utz. Auch soll DrSmile von der Kompetenz der Straumann Group im Bereich Training und Fortbildung und von Zugang zu klinischen Spezialisten und Gesundheitsexperten für die Weiterentwicklung des Geschäfts profitieren.

Aligner-Produktion in Deutschland

Viele Dinge befänden sich noch am Anfang, so Utz. Das gelte für das Etablieren des Beirats, aber auch für die Frage der verwendeten Aligner. Straumann habe jetzt an seinem Standort in Markkleeberg (CAD/CAM, Etkon) die Produktion der eigenen Aligner (ClearCorrect) „made in Germany“ etabliert und beliefere die Zahnärzte und Kieferorthopäden in Deutschland und Europa mit hochwertigen Alignern. Die Zusammenarbeit eröffne den Zugriff auf diese hochwertige Produktion und die Materialkompetenz von Straumann in diesem Bereich (die Straumann Group hat 2019 einen großen Materialanbieter für die Aligner-Technologie erworben, Anm. d Red.).

Man werde auch die bisher schon erfolgreich etablierte direkte Zusammenarbeit mit Zahnärzten und Kieferorthopäden für die ClearCorrect-Aligner von Straumann fortsetzen und weiter ausweiten. DrSmile sei hier nur ein weiteres Modell für Praxen, im Bereich Aligner-Therapie aktiv zu werden. Ob sie sich daran beteiligen wollten, könnten die Kunden frei entscheiden, betonte Utz.

Nur einfache Behandlungsfälle

Er stellte auch noch einmal klar heraus, dass sich DrSmile nur auf einfache Behandlungsfälle konzentriere. Es gebe eine strenge Selektion, sodass nur Patienten angenommen würden, die auch in diesem Konzept erfolgreich behandelt werden könnten. Der größte Teil der Kundenanfragen werde schon heute abgelehnt, weil die Fälle zu komplex seien. So werde das Unternehmen auch weiterhin arbeiten. Ob sich in Zukunft ein erweitertes Netzwerk mit Überweiseroptionen entwickeln könnte, werde man sehen. In der Implantologie sei Straumann immer stark im Etablieren und Fördern von Expertennetzwerken, so Utz.

Vollständige Übernahme in der Zukunft

Straumann wird eine Mehrheitsbeteiligung an DrSmile erwerben und hat sich zu erheblichen weiteren Investitionen verpflichtet, um das Wachstum bis zur vollständigen Übernahme in der Zukunft zu finanzieren. Die Parteien haben sich zudem auf einen Call-/Put-Option- Mechanismus für die verbleibende Beteiligung sowie auf eine Earn-Out-basierte Gegenleistung geeinigt. Finanzielle Einzelheiten wurden nicht bekannt gegeben.

DrSmile wird operativ ein eigenständiges Unternehmen bleiben, das von seinen Gründern geführt und weiterhin von seinem Hauptsitz in Berlin aus operieren wird. Das Closing der Transaktion wird im dritten Quartal erwartet.„ DrSmile erhält zu einem entscheidenden Zeitpunkt in diesem sich schnell entwickelnden Markt Wachstumskapital für die weitere Expansion. Straumann wird von DrSmile's Expertise im DTC-Marketing profitieren, um das Geschäft mit Clear Aignern auszubauen“, heißt es in der Mitteilung aus der Straumann-Zentrale zu den Details des Deals.

Zum Geschäftsmodell des Start-Ups

Aktuell befindet sich das Berliner Unternehmen auf Expansionskurs, so in Österreich und Spanien zu expandieren. Durch gezielte Werbung in herkömmlichen, sozialen und anderen Medienkanälen führe man Patienten, die eine ästhetische Zahnbehandlung wünschen, auf die Unternehmenswebsite. „Basierend auf der individuellen Situation, den Erwartungen und dem Wohnort der Patienten vermittelt das Unternehmen die Behandlung in einer lokalen Partnerpraxis. DrSmile stellt dabei den digitalen Workflow, die Aligner und Materialien für die Behandlung sowie unterstützende Dienstleistungen für die Praxis zur Verfügung“, heißt es.

Geschäftsführungen sehen viel Potenzial

Straumann Group CEO, Guillaume Daniellot, erklärt: „DrSmile ist ein zukunftsorientiertes, innovatives Unternehmen, das unser klar ausgerichtetes Geschäft mit wertvoller DTC- Marketing-Expertise ergänzt. Gemeinsam werden wir Zahnärzten bedeutende Möglichkeiten bieten, ihre Praxen über zusätzliche Kanäle auszubauen und den Patienten eine bequeme, zahnärztlich begleitete und hochwertige Behandlung anbieten“.


Die Gründer und Geschäftsführer von DrSmile: Christopher von Wedemeyer und Jens Urbaniak (von links). (Foto: DrSmile)

Jens Urbaniak und Christopher von Wedemeyer, Mitbegründer von DrSmile, ergänzen: „Der Dentalmarkt befindet sich in einem raschen und grundlegenden Wandel hin zur Digitalisierung und Kundenorientierung. Dies wurde durch die COVID-Pandemie in den letzten Monaten noch beschleunigt. Mit unserem Ansatz, einer Kombination aus digitaler und zahnärztlicher Betreuung, und Straumann als ein Marktführer mit umfangreichem Netzwerk und Produktions-Know-how, ergibt sich eine perfekte Partnerschaft, um die hohe Wachstumsdynamik aufrechtzuerhalten.“

Kritik am Geschäftsmodell in Deutschland

In Deutschland gab – und gibt – es durchaus Kritik am Geschäftsmodell der Berliner Unternehmer und anderer Wettbewerber, die bis zu gerichtlichen Auseinandersetzungen führten. Im Fokus stand hier unter anderem die Frage der zahnmedizinischen Standards in Diagnostik und Therapie. Das Landgericht Düsseldorf hatte erst Ende 2019 in einem solchen Fall, bei dem vom Vorsitzenden des Berufsverbands Deutscher Kieferorthopäden, Dr. Hans-Jürgen Köning, Kritik geübt worden war, entschieden und die Kritik für zulässig erklärt.

Marion Marschall, Quintessence News

Titelbild: Der Firmensitz der Straumann Group in Basel (Foto: Howard Brundrett Photography/Straumann)
Reference: Quintessence News Wirtschaft Nachrichten

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