Ende Februar hatten der Dentalfachhändler Pluradent, Offenbach, und die zugehörige GLS Logistik, Kassel, Insolvenz in Eigenregie beantragt. Am 26. Juni 2020 stimmten die Gläubigerversammlungen von Pluradent und Logistik nun den vorgelegten Insolvenzplänen zu. Kurz darauf wurden sie von den Amtsgerichten Offenbach und Kassel bestätigt, so die Unternehmensmitteilung. Damit würden die Unternehmen bilanziell entschuldet.
Nachdem die Gläubigerausschüsse den vorgelegten Insolvenzplänen bereits Anfang Juni zugestimmt hatten, haben jetzt auch die Gläubigerversammlungen mit 100 Prozent zugestimmt. „Mit ihren Forderungsverzichten ermöglichen die Gläubiger damit einen Neustart“, heißt es. Wie berichtet, übernimmt die Deutsche Mittelstandsholding (DMH) die Unternehmen und will sie zu einem der führenden deutschen Handels- und Dienstleistungsunternehmen im Dentalmarkt entwickeln.
Schnelle Sanierung trotz Pandemie
„Pluradent und GLS gelang eine schnelle und nachhaltige Sanierung, obwohl die Covid-19-Pandemie den Markt und das Unternehmen zusätzlich belastet hat. Nur 100 Tage nach Anmeldung der Eigenverwaltung konnten die Sanierungspläne mit dem neuen Geschäftsmodell eingereicht und drei Wochen später von den Gläubigersammlungen und den Amtsgerichten bestätigt werden. Das ist ein großer Erfolg. Möglich wurde er durch die enge und kooperative Zusammenarbeit von Unternehmensleitung und Sachwaltung. Die Mitarbeiter blieben den Unternehmen treu und unterstützten die Eigenverwaltung ebenso engagiert wie die Kunden und Lieferanten“, erklärte die Sachwalterin von der GLS Logistik GmbH Co. Dental Handel KG in Kassel, Rechtsanwältin Jutta Rüdlin von BRRS.
Geschäftsführung, Mitarbeiter und Betriebsrat arbeiten zusammen
„Sowohl bei Pluradent wie auch bei der GLS ist das Verhältnis zwischen Geschäftsführung, Mitarbeitern und Betriebsrat von Offenheit und einem hohen gegenseitigen Vertrauen geprägt. Die Prozesse sind sehr gut organisiert und strukturiert. Strukturelle Defizite konnten gelöst und Kosten reduziert werden. Mit der neuen Anteilseignerin Deutsche Mittelstandsholding ist die Pluradent-Gruppe auf einem sehr guten Weg in die Zukunft“, so die Sachwalterin der Pluradent AG & Co. KG in Offenbach, Rechtsanwältin Julia Kappel-Gnirs von hww.
Liefersituation soll sich mit Entschuldung verbessern
Mit der Entschuldung soll sich auch die Liefersituation für die rund 90.000 gelisteten Artikel weiter verbessern. „Wichtige Lieferanten, die während der Eigenverwaltung nur gegen Vorkasse lieferten, gewähren jetzt wieder übliche Zahlungsziele“, heißt es in der Mitteilung.
„Pluradent und GLS sind gestärkt und können ihr zukunftsfähiges Geschäftsmodell umsetzen. In nächster Zeit dürfte sich der Strukturwandel im Dentalfachhandel beschleunigen, da viele Unternehmen unter veralteten Depotstrukturen, dem Trend zum E-Commerce und dem Konzentrationsprozess bei Zahnärzten leiden", erklärt Michael Herdt, Geschäftsführer der GLS.
Neue Digitalangebote ausbauen
Ein Schwerpunkt der neuen Pluradent neben Beratung, Wartung und Service sollen Digitalangebote werden. In den vergangenen Wochen hatte das Unternehmen eine Informations- und Servicekampagne auf einer neuen Website sowie den neuen Online-Shop gestartet. Diese neuen Digitalangebote würden stark nachgefragt und von Zahnärzten gut angenommen, heißt es. Weitere Projekte zur Steigerung der Kundenzufriedenheit sollen kurzfristig umgesetzt werden.
Werbung um neue Mitarbeiter
„Die neue Pluradent bietet Mitarbeitern gute Entwicklungschancen. So beteiligen wir die Mitarbeiter an der konkreten Ausgestaltung und Umsetzung des neuen Geschäftsmodells. In den einzelnen Bereichen haben wir bereits erste Arbeitsgruppen gebildet. Denn wir wollen einen kulturellen Wandel im Unternehmen anstoßen und nicht nur Strukturen und Organisationen erneuern. Deshalb fördern wir Offenheit und Transparenz", so Pluradent-Vorstand Karsten Hemmer. Im Zuge der Insolvenz hatten eine ganze Reihe Mitarbeiter das Unternehmen verlassen oder waren in kompletten Teams zu Mitbewerbern gewechselt.