0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
52 Views

Neue Technologie rekonstruiert Kohlenstoffdioxidgehalt und Photosyntheseleistung aus fossilem Zahnschmelz

Hand (links) hält einen fossilen schwarz verfärbten DInosaurierzahn mit Wurzel.

Fossiler Zahn eines Tyrannosaurus rex. Fundort: Alberta, Kanada

(c) Bild: Thomas Tütken

Eine bislang unerschlossene Datenquelle wirft neues Licht auf das Klima der frühen Erde: Versteinerte Dinosaurierzähne zeigen, dass die Atmosphäre während des Mesozoikums vor 252 bis 66 Millionen Jahren weit mehr Kohlenstoffdioxid enthielt als heute. Das haben Forschende der Universitäten Göttingen, Mainz und Bochum durch die Analyse von Sauerstoffisotopen im Zahnschmelz herausgefunden. Dabei kam eine neu entwickelte Methode zum Einsatz, die die Mengenverhältnisse aller drei Sauerstoffisotope analysiert und neue Perspektiven für die erdgeschichtliche Klimaforschung eröffnet. Zudem zeigen die Isotopendaten, dass damals die gesamte Photosyntheseleistung aller Pflanzen doppelt so hoch war wie heute. Das hat wahrscheinlich zum dynamischen Klima in der Zeit der Dinosaurier beigetragen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht.

Dicke Luft im späten Jura

Das Forschungsteam analysierte den Zahnschmelz von Dinosaurierzähnen aus dem späten Jura und der späten Kreidezeit, die in Nordamerika, Afrika und Europa gefunden wurden. Zahnschmelz ist eines der stabilsten biologischen Materialien. Er enthält verschiedene Isotope des Sauerstoffs, den ein Dinosaurier mit der Luft eingeatmet hat. Das Verhältnis der Isotope im Sauerstoff reagiert auf Veränderungen des atmosphärischen Kohlenstoffdioxids und der photosynthetischen Aktivität der Pflanzen. Dieser Zusammenhang ermöglicht Rückschlüsse auf das Klima und die Vegetation im Zeitalter der Dinosaurier.

Originalveröffentlichung:
D. Feng et al., Mesozoic atmospheric CO2 concentrations reconstructed from dinosaur tooth enamel, Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) 122: 33, 4. August 2025, DOI: 10.1073/pnas.2504324122

Im späten Jura vor etwa 150 Millionen Jahren enthielt die Luft etwa viermal so viel Kohlenstoffdioxid (CO₂) wie zur Zeit vor der Industrialisierung, also bevor der Mensch große Mengen des Treibhausgases in die Atmosphäre ausstieß. Und in der späten Kreidezeit vor rund 73 bis 66 Millionen Jahren war der Gehalt dreimal so hoch. Einzelne Zähne von Tyrannosaurus rex und Kaatedocus siberi enthielten eine auffällige Zusammensetzung der Sauerstoffisotope. Diese deutet auf CO₂-Spitzen hin, die mit großen Ereignissen wie Vulkanausbrüchen in Verbindung stehen könnten – etwa den massiven Eruptionen der Flutbasalte des Dekkan Trapp im heutigen Indien am Ende der Kreidezeit. Dass die Pflanzen an Land und im Wasser global betrachtet damals mehr Photosynthese betrieben, ging wahrscheinlich mit dem CO₂-Gehalt und mit höheren Jahresdurchschnittstemperaturen einher.

Erstes Analysematerial vom Land

Für die Paläoklimatologie ist die neue Studie ein Meilenstein: Um das damalige Klima zu rekonstruieren, werden bislang vor allem Bodenkarbonate und sogenannte marine Proxys benutzt. Solche Proxys sind Hinweise aus dem Meer, die mit den gesuchten Parametern so eng in Wechselwirkung stehen, dass sie stellvertretend erfasst werden. Diese Verfahren sind mit Unsicherheiten behaftet. Mit der Analyse der drei Sauerstoffisotope in Zahnfossilien haben die Forschenden nun die erste Methode entwickelt, die landlebende Wirbeltiere ins Visier nimmt. „Unsere Methode gibt uns einen völlig neuen Blick auf die Vergangenheit der Erde“, erklärt Erstautorin Dr. Dingsu Feng aus der Abteilung Geochemie und Isotopengeologie der Universität Göttingen. „Sie eröffnet die Möglichkeit, über fossilen Zahnschmelz die Zusammensetzung der Atmosphäre der frühen Erde sowie die Produktivität der damaligen Pflanzen zu erforschen. Das ist entscheidend für das Verständnis langfristiger Klimadynamiken.“ Dinosaurier werden dabei zu Klimawissenschaftlern, so Feng: „Ihre Zähne haben vor mehr als 150 Millionen Jahren das Klima protokolliert – jetzt hören wir endlich hin.“

Skelett eines Tyrannosaurus rex auf einem Sockel mit Pflanzen im Hintergrund.
Skelett eines Tyrannosaurus rex. Fundort: Murray Ranch, Montana, USA.
Bild: Naturalis Biodiversity Center

„Die in unserer Studie erhaltenen Informationen zur Photosyntheseleistung der damaligen Pflanzenwelt sind anderweitig schwer ermittelbar, aber entscheidend für ein besseres Verständnis sowohl mariner als auch terrestrischer Nahrungsnetze“, betont Co-Autorin Prof. Eva Griebeler, Ökologin an der JGU, „denn die verfügbare Pflanzenbiomasse limitiert die Dichte und Anzahl von Arten sowie die Länge von Nahrungsketten in Ökosystemen.“ Und Prof. Thomas Tütken, Paläontologe an der JGU und Co-Autor der Studie, ergänzt: „Darüber hinaus erlaubt die Analyse der drei Sauerstoffisotope im Zahnschmelz die Bestimmung der Anteile des Sauerstoffs, der mit der Atemluft oder dem Trinkwasser aufgenommen wurde. Das ermöglicht ein besseres Verständnis der Physiologie und Paläobiologie von Dinosauriern, kann aber auch für andere Wirbeltiere genauso angewendet werden.“ Die Triple-Sauerstoffisotopenanalyse von Zahnschmelz fossiler landlebender Wirbeltiere ermöglicht somit neue Einblicke in die Änderungen in der Zusammensetzung der Atmosphäre sowie in den Klima- und Umweltbedingungen im Laufe der Erdgeschichte.

Reference: Bunte Welt Nachrichten

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
Im Hintergrund ist die große leere Bühne des Dua-Lipa-Konzerts in Mailand zu sehen. Über der Bühne ist links und rechts Werbung für Coca Cola, in der Mitte steht I Days. Links und rechts neben der Bühne sind zwei große Leinwände mit dem Bild einer jungen, lächelnden Frau, die makellose Zähne zeigt. Darauf steht der Schriftzug Bredent Medical. Im Vordergrund steht das Publikum.
13. Aug 2025

Auf Tour mit Dua Lipa

Bredent Medical: Markenpräsenz als On-Screen Advertiser auf Radical Optimism Tour 2025
Eine Frau mit langen blonden Haaren hält in der rechten Hand eine Lupe und schaut durch sie auf die Rückseite einer weißen Tube, die sie in der linken Hand hält. Auf dem weißen Tisch vor ihr liegen zwei Handzahnbürsten, zwei Tuben und ein aufgeklapptes Laptop. Sie trägt ein blaues Jeanshemd und um das linke Handgelenk eine Uhr.
11. Aug 2025

Titandioxid in Zahncremes erneut auf dem Prüfstand

TiO₂-Varianten unterscheiden – Einstufung Titandioxid als „vermutlich krebserzeugend beim Einatmen“ ist nichtig
Prof. Dr. Dr. Stefan Listl hält lächelnd seine gerahmte Urkunde in die Kamera. Er steht draußen, hinter ihm ist eine Gebäudewand und hohes Gras zu sehen, rechts neben ihm ein unscharfer Strauch oder Baum.
6. Aug 2025

IADR ehrt Prof. Dr. Dr. Stefan Listl

Internationaler Forschungspreis der Zahnmedizin geht ans Heidelberg Institute of Global Health
Werbung für ein Tattoo-Studio an einem Verkaufsstand mit Wellblechdach in einer belebten Straße. Es ist Abend und an dem Verkaufsstand sind Schmuck und Textilien zu sehen, es leuchten mehrere Glühbirnen an dem Verkaufsstand, da die Umgebung dunkel ist.
31. Jul 2025

„Wir müssen endlich offen und sachlich über Virushepatitis sprechen“

Deutsche Leberstiftung: „Lass uns Klartext reden“ – weltweit etwa 3.500 Todesfällen pro Tag
Kaffeebohnen in einem kleinen Glas vor dem Pipettierroboter. Der Hintergrund ist verschwommen und unkenntlich
30. Jul 2025

Koffein kann Wirksamkeit bestimmter Antibiotika schwächen

Uni Tübingen: Substanzen, die Bakterien in ihrer natürlichen Umgebung finden, lösen ihre Alarmsysteme aus
Zwei schwarze Unterschenkelprothesen in weißen Turnschuhen stehen aufrecht, bis zum Knie zu sehen.
28. Jul 2025

Schwer verletzten Menschen wieder Lebensqualität geben

Prof. Dr. Dr. Rolf Ewers und Bicon Implants unterstützen Superhumans Center Ukraine
Ein Vergleich zweier Fotos von Candida albicans zeigt, dass in Gegenwart von menschlichem Albumin (rechts) ein dichterer Biofilm gebildet wird als in dessen Abwesenheit (links). Auf den Fotos wurden die Hefezellen in einem goldenen Farbton eingefärbt.
25. Jul 2025

Candidas versteckte Waffe

Studie: Albumin kann normalerweise harmlose Pilzstämme von Candida albicans in gefährliche Krankheitserreger verwandeln
Zahnpflege to go: klein, smart & urlaubstauglich
25. Jul 2025

Zahnpflege to go: klein, smart & urlaubstauglich

Online-Gewinnspiel von Ajona: Originelle Reisefotos mit der kleinen roten Tube gesucht