Seit 1. Januar steht die Poliklinik für Kieferorthopädie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) unter neuer Leitung: Prof. Till Köhne wechselt vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und tritt die Nachfolge des langjährigen Leiters Prof. Karl-Heinz Dannhauer an.
„Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe hier in Leipzig“, so Köhne. „Vor allem auf die enge Zusammenarbeit mit den verschiedenen Disziplinen am Universitätsklinikum und die Möglichkeiten gemeinsamer Forschungsprojekte“ Der Fachzahnarzt und erfahrene Kieferorthopäde bringt in seine Aufgabe umfassende Erfahrungen sowohl in der universitären Medizin als auch in der kieferorthopädischen Versorgung in der niedergelassenen Praxis mit.
Schwerpunkt LKG-Spalten
In den vergangenen drei Jahren verknüpfte er seine Aufgaben in Forschung und Lehre in Hamburg mit der kieferorthopädischen Versorgung von Kindern und Erwachsenen in einer großen Fachpraxis in Wien. Entsprechend breit sieht er auch seine neue Aufgabe: „Ich verstehe die Kieferorthopädie als eine Art Bindeglied zwischen der Zahnmedizin und anderen klinischen Fächern. Wir arbeiten nicht nur eng mit den Mund- und Kieferchirurgen, den Kindermedizinern oder den HNO-Ärzten zusammen, auch bei manchen internistischen Patienten kann eine kieferorthopädische Therapie erforderlich sein, zum Beispiel bei Atemproblemen oder in der Schlafmedizin.“
Ein Schwerpunkt der klinischen als auch wissenschaftlichen Arbeit von Prof. Till Köhne ist die Versorgung von Kindern mit Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten. Seine Expertise ergänzt damit hervorragend die vorhandenen Spezialisierungen in diesem Schwerpunkt am UKL. „Mein Ziel ist es, die von Prof. Dannhauer hier aufgebaute Kompetenz für diese spezielle Patientengruppe, die wir meist bis ins junge Erwachsenenalter begleiten, zu erhalten und fortzuführen“, so der 36-Jährige.
Digitale Lösungen für die Praxis
Darüber hinaus legt der Familienvater großen Wert auf die Einführung moderner digitaler Lösungen, um Erwachsenen und vor allem Kindern eine optimale Versorgung bei Zahn- und Kieferfehlstellungen bieten zu können. Dazu gehört unter anderem der weitgehende Verzicht auf den Einsatz von Gips zum Erstellen von Abdrücken. „Dank des gerade installierten intraoralen Scanners können wir jetzt komplett digitale Abdrücke anfertigen", so Köhne. Dies ermögliche nicht nur ein präziseres Arbeiten, sondern sei auch für die Patienten sehr viel angenehmer und auch bei kleinen Kindern unkompliziert einsetzbar.
Mit dem digitalen Verfahren kann den Patienten auch eine Vorschau auf das angestrebte Behandlungsergebnis gezeigt werden. „Wir simulieren die möglichen Zahnbewegungen, sehen das entstehende Zahnbild und besprechen so gemeinsam die weiteren Möglichkeiten“, beschreibt der Kieferorthopäde.
Diese seien inzwischen dank der modernen Schienentherapie vor allem auch bei Erwachsenen sehr vielfältig und erlauben auch späte Korrekturen ganz ohne festsitzende Zahnspangen. „Aber auch auf dem Gebiet der festen Spangen gibt es spannende Entwicklungen, die vieles möglich machen“, so Prof. Köhne. Die digitale Kieferorthopädie, so seine Überzeugung, bietet den Patienten insgesamt hervorragende neue Optionen.
Forschung zu seltenen Erkrankungen mit Manifestation im Kieferbereich
In der wissenschaftlichen Tätigkeit sind neue Ansätze zum besseren Verständnis der Ursachen kieferorthopädischer Erkrankungen ein Schwerpunkt von Prof. Till Köhne. Hier liegt sein Augenmerk auf den komplexen Fällen, in denen die Patienten oftmals unter seltenen Erkrankungen leiden. „Wenn diese zu Deformationen im Kieferbereich führen, ist das aufgrund der großen Sichtbarkeit mit einem sehr hohen Leidensdruck verbunden“, so Köhne. Allerdings seien diese Fälle, wie andere seltenen Erkrankungen auch, weniger im Fokus und daher auch weniger gut untersucht.
Die Leipziger wollen hier künftig in der Forschungsarbeit einen Beitrag zur Verbesserung leisten, auch dank des eigens eingerichteten kieferorthopädisches Forschungslabors. Dort gehen Prof. Köhne und sein Team unter anderem der Frage nach, welche genetischen Voraussetzungen über den Erfolg oder Misserfolg kieferorthopädischer Interventionen bestimmen. „Wir wollen besser verstehen, ob und wann ein Risiko für eine unerwünschte Folge einer Zahnspange besteht“, so Köhne. „Ich bin überzeugt, dass für all diese Projekte hier am Universitätsklinikum beste Bedingungen gegeben sind. Auch, weil Leipzig eine sehr dynamische Stadt mit vielen jungen Familien ist, die wir, wenn Bedarf besteht, sehr gern bei uns in der Poliklinik für Kieferorthopädie begrüßen – bei großen Problemen ebenso wie bei kleinen.“