EditorialPages 375, Language: GermanMeyle, JörgPages 379-386, Language: GermanRathe, Florian / Schlee, MarkusFür eine erfolgreiche und nachhaltige Periimplantitistherapie scheinen folgende drei Punkte von ausschlaggebender Bedeutung zu sein: (1) vollständige Entfernung des Biofilms, (2) Rückgewinnung einer bioaktiven Oberfläche und (3) vollständige Reosseointegration bis zur Implantatschulter. Wie in der Artikelserie in dieser Ausgabe der PARODONTOLOGIE (s. Meyle et al. und Petsos et al.) ausgeführt, erfüllt die Verwendung des GalvoSurge-Gerätes (Fa. GalvoSurge, Widnau, Schweiz) für eine galvoelektrische Reinigung die ersten beiden Bedingungen für eine vollständige Reosseointegration der vormals kontaminierten Implantatoberfläche. Für eine vorhersagbare vollständige Reosseointegration bis zur Implantatschulter sind die Implantatposition und Defektanatomie als defektspezifische Faktoren von entscheidender Bedeutung. Patientenspezifische Faktoren wie z. B. Diabetes mellitus und Rauchen können wiederum günstige defektspezifische Faktoren negativ beeinflussen. Im Folgenden soll dem Leser ein klinisches Konzept anhand eines Entscheidungsbaumes für eine einfache klinische Implementierung an die Hand gegeben werden.
Manuskripteingang: 01.08.2022, Annahme: 25.10.2022
Keywords: Periimplantitis, Periimplantitistherapie, regenerative Periimplantitistherapie, galvoelektrische Reinigung, GalvoSurge
Pages 387-399, Language: GermanPetsos, Hari / Tuchscheerer, Vivian / Keim, David / Iatrou, Panagiotis / Chamilos, Christos / Eickholz, PeterZusammenfassung einer In-vitro-StudienserieAnders als bei parodontal geschädigten Zähnen ist die Behandlung periimplantärer Defekte bisher für viele Zahnärzte therapeutisches Neuland, weshalb oftmals intuitiv und naheliegend zunächst die aus der systematischen Parodontitistherapie bekannten Instrumentierungsmethoden auf die Dekontamination von Implantatoberflächen übertragen werden. Aufbauend darauf hat die im Folgenden beschriebene In-vitro-Studienserie die manuelle und maschinelle Dekontamination von Implantatoberflächen in drei unterschiedlich angulierten Defektkonfigurationen (30°, 60°, 90°) mittels Kürette, Schallscaler und Pulverwasserstrahlgerät sowohl im nichtchirurgischen als auch im chirurgischen Therapieansatz untersucht. Es zeigt sich, dass die Anwendung von Pulverwasserstrahl mit Glycinpulver unabhängig vom Therapieansatz und der Defektkonfiguration die effektivste (Pulverwasserstrahl > Schallscaler > Kürette) und oberflächenschonendste Dekontaminationsmethode ist.
Manuskripteingang: 25.07.2022, Annahme: 29.09.2022
Keywords: Implantate, Dekontamination, Periimplantitis, Pulverwasserstrahl, Schallscaler, Kürette
Pages 401-409, Language: GermanMeyle, Jörg / Künzl, Melanie / Meyle, Sven / Walther, Kay-ArneEin FallberichtPeriimplantäre Entzündungen stellen eine Herausforderung für den engagierten Behandler dar, da vor allem bei der Periimplantitis in vielen Fällen eine vollständige Beseitigung der Erkrankung nicht möglich ist. Voraussetzung ist eine vollständige Dekontamination der infizierten Implantatoberfläche, die besonders im enossalen Anteil der Implantate aufgrund der rauen Oberfläche sehr schwierig ist. Im Jahr 2019 wurde erstmals eine neue Methode zur Implantatoberflächenreinigung vorgestellt, bei der eine bakteriell infizierte Oberfläche wieder in einen sterilen Zustand überführt werden konnte. Durch Einleitung eines schwachen Gleichstroms wird das metallische Titanimplantat zur Kathode. In der Folge bilden sich auf der Oberfläche winzige Wasserstoffbläschen, durch die die Bakterien von der Oberfläche abgelöst werden. Die Anwendung dieses Verfahrens bei einem 82-jährigen Patienten mit schwerer Periimplantitis am Implantat 46 resultierte in einem Rückgang der Sondierungstiefen von anfänglich 12 auf 5 bzw. 6 mm, einer Abnahme der Sondierungsblutung und deutlichem Rückgang der Keimzahlen. Ein Jahr nach dem Eingriff zeigten sich im Röntgenbild Anzeichen einer Knochenregeneration.
Manuskripteingang: 10.10.2022, Annahme: 07.11.2022
Keywords: Implantate, periimplantäre Entzündungen, periimplantäre Mukositis, Periimplantitis, Parodontitis, Risikofaktoren, elektrolytische Dekontamination, GalvoSurge, Reosseointegration
Pages 411-422, Language: GermanSchmidlin, Patrick R. / Fischer, Kai R.„Failed augmentation“, „GBR-itis“, „Periaugmentose“ oder was steckt dahinter?Dentale Implantate sind heute ein Standard für die Versorgung teilbezahnter Patienten. Oft muss allerdings – vor allem auch bei vorausgegangenem Attachmentvelust nach Parodontitis oder Trauma – der fehlende Alveolarknochen rekonstruiert werden. Hier hat sich die gesteuerte Knochenregeneration (GBR) als regeneratives Standardverfahren etabliert und bewährt. In der Langzeitprognose stellen entzündliche periimplantäre Erkrankungen und deren Behandlung allerdings eine nicht seltene Komplikation und Herausforderung dar. Gelegentlich trifft man auch auf nichtentzündlich bedingte Knochenabbaumuster, welche bislang nicht klar definiert wurden. Hier kann zum Beispiel einer klinisch nicht erkennbaren symptomlosen primär fehlgeschlagenen Knochenaugmentation eine entscheidende Rolle zukommen. Dieser eher degenerative Knochenabbau oder − provokant formuliert – diese „Periaugmentose“ soll im vorliegenden Artikel anhand wissenschaftlicher Grundlagen der GBR sowie zweier klinischer Fälle aufgezeigt und diskutiert werden.
Manuskripteingang: 19.07.2022, Annahme: 15.08.2022
Keywords: Implantate, gesteuerte Knochenregeneration (GBR), Augmentation, Periimplantitis, Knochenabbau
Pages 423-427, Language: GermanGraetz, Christian / Bäumer-König, Amelie / Eickholz, Peter / Jablonowski, Lukasz / Pretzl, Bernadette / Schwendicke, Falk / Holtfreter, Birte / Petsos, HariÜbertrag in die PraxisEs wird kontrovers diskutiert, wie Ergebnisse aus universitärer Parodontitistherapie für die zahnärztliche Versorgung zu verallgemeinern sind. Deshalb wurde im Rahmen einer multizentrischen retrospektiven Studie der Zahnverlust von Patienten untersucht, die an den vier deutschen Universitätszentren Kiel, Greifswald, Heidelberg und Frankfurt am Main eine systematische Parodontitistherapie erhielten, um Spezifikationen einzelner Behandlungskonzepte besser zu verstehen. Die Ergebnisse dieser Studien werden im Rahmen dieser dreiteiligen Artikelserie vorgestellt und diskutiert. Die vorausgegangenen Teile 1 und 2 wurden in den Ausgaben 2 und 3/2022 der PARODONTOLOGIE veröffentlicht. Es konnten 896 Patienten an vier Zentren zu Beginn, nach aktiver (APT) und unterstützender Parodontitistherapie (UPT) nachuntersucht werden. Trotz kohortenspezifischer Unterschiede, einschließlich der Länge des mittleren Nachbeobachtungszeitraums von 7–18 Jahren, fand sich für alle Zentren ein niedriger jährlicher Zahnverlust von ≤ 0,15 Zähnen pro Patient während einer konzeptbasiert durchgeführten UPT. Folgerichtig muss die UPT patientenindividualisiert und regelmäßig erfolgen, um langfristig die parodontale Stabilität aufrechtzuerhalten. Im Folgenden sollen einige therapiespezifische Details der jeweiligen Zentren einschließlich spezifischer regionaler Unterschiede zum besseren Verständnis und ergänzend zur ursprünglichen wissenschaftlichen Publikation praxisnah diskutiert werden.
Manuskripteingang: 11.12.2020, Annahme: 16.03.2021
Originalpublikation: Graetz et al. „Systematische Parodontitistherapie im universitären Umfeld – Praxisrelevant oder nicht? – Teil 3. Übertrag in die Praxis.“ (QUINTESSENZ ZAHNMEDIZIN 2021;72:1132–1136). Der Beitrag wurde von den Autoren in Ergänzung zu Graetz C et al. J Dent 2020;94:103307 verfasst.
Keywords: Parodontitis, Zahnverlust, Behandlungskonzepte, unterstützende Parodontitistherapie
Pages 429-441, Language: GermanFriedmann, Anton / Bilhan, Hakan / Al Ghawi-Begovic, Hanan / Jung, Rico / Diehl, DanielDas Wittener KonzeptDie Therapie der periimplantären Knochendefekte erstreckt sich über zwei Etappen. Die erste Etappe beinhaltet eine maximal mögliche Reinigung und Dekontamination des Defekts und der exponierten Implantatoberfläche, die zweite Etappe betrifft die Handhabung des Weichgewebes bzw. den Umgang mit dem Defektraum. Für die Dekontamination stehen verschiedene Präparate und Verfahren bereit, von einer lichtgestützten bis hin zu einer Wischdesinfektion mit adjuvanter Antiseptikagabe. Wird eine regenerative Ausheilung des vorherrschenden Knochendefekts angestrebt, sind diverse Biomaterialien und deren Kombinationen verfügbar. Das Wittener Konzept stützt sich auf die antiseptische Wirkung eines Hypochlorit-Gels, das zusammen mit einem Pulver-Wasserstrahl-System für die Reinigung der betroffenen Implantate herangezogen wird. Der regenerative Teil der Therapie erfolgt durch die Anwendung von kreuzvernetzter Hyaluronsäure (xHyA) zusammen mit einer kreuzvernetzten Kollagenmatrix. Dabei sieht das Konzept vor, die Suprakonstruktion und das Weichgewebe an der Durchtrittsstelle zu belassen, um das Implantat zu adaptieren. Auf eine Implantoplastik wie auch auf die zwingende Abnahme der Suprakonstruktion wird dabei ebenfalls bewusst verzichtet. Die klinischen und radiologischen Befunde werden anhand von zwei Falldokumentationen diskutiert.
Manuskripteingang: 18.08.2022, Annahme: 18.10.2022
Keywords: periimplantärer Knochendefekt, regenerative Therapie, Hypochlorit-Gel, kreuzvernetzte Hyaluronsäure, kreuzvernetzte Kollagenmatrix, Dekontamination, Radiologie, periimplantäre Sondierungstiefe, Augmentation
Pages 443-451, Language: GermanTunkel, Jochen / Hofmann, Frederik / de Stavola, LucaEin FallberichtIn den letzten Jahrzehnten wurden unterschiedliche Techniken zur Deckung parodontaler Rezessionen beschrieben. Ein Großteil davon ist nicht zur Deckung multipler tiefer benachbarter Cairo-Klasse-I-Rezessionen, sondern eher zur Korrektur multipler flacher bzw. einer tiefen mit mehreren benachbarten flachen Rezessionen geeignet. Der vorliegende Fallbericht beschreibt eine neue modifizierte Operationsmethode: den mehrfach gestielten koronal verschobenen Lappen, kombiniert mit Schmelz-Matrix-Proteinen und Bindegewebetransplantaten. Mithilfe dieser operativen Technik ist es möglich, selbst weit über die mukogingivale Grenze hinausgehende benachbarte Rezessionen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu decken. Ein 25-jähriger Patient wurde eigenen Angaben zufolge wegen progredienter tiefer Cairo-Klasse-I-Rezessionen zur Therapie überwiesen. Die Wurzeldeckung erfolgte durch einen modifizierten mehrfach gestielten koronal verschobenen Lappen in Kombination mit einem aus dem Gaumen entnommenen Bindegewebetransplantat und einem Schmelzmatrixderivat. Die Evaluation des Ergebnisses erfolgte nach 6 Monaten. Hierbei zeigte sich eine Abdeckung von über 80 % der zuvor freiliegenden Wurzeloberflächen. Der mehrfach gestielte koronal verschobene Lappen ist eine nützliche Methode zur Deckung tiefer benachbarter parodontaler Rezessionen, die den Erhalt vorhandener respektive die Verbreiterung keratiniserter Gingiva ermöglicht und die Bildung von sichtbarem Narbengewebe auf ein geringes Ausmaß reduziert.
Manuskripteingang: 22.03.2022, Annahme: 26.09.2022
Keywords: Schmelzmatrixproteine, Gingivarezession, koronal verschobener Lappen, lateral verschobener Lappen, Zahnwurzel, Wurzeldeckung, Bindegewebetransplantat
Pages 453-459, Language: GermanEickholz, PeterResektive Furkationstherapie 2: Tunnelierung, Prämolarisierung, Extraktion, palliative FurkationstherapiePages 461-468, Language: GermanGaß, Johanna / Götze, Felix / Grou, Tudor / Hackbarth, Christoph / Rotter, Michael / Schneider, Lena / Schneider, Sophia / Moghaddam, Schiwa Seyedi / Herrmann, Jens M.Diskussionsbeitrag des Masterkurses „Parodontologie und Implantattherapie“ der DG PARO und DIUDie Endoprotease Cathepsin C (CTSC) spielt aufgrund ihrer Funktion, in den Lysosomen Serinproteasen zu aktivieren, eine wesentliche Rolle in der korpuskulären Immunantwort sowie beim Abbau von Proteinen. Einige Mutationen des CTSC-Gens sind mit dem Papillon-Lefèvre-Syndrom (PLS) assoziiert, einer autosomal-rezessiven vererblichen palmoplantaren Keratose. Der mutationsbedingte Mangel an Cathepsin C führt unmittelbar zu einer reduzierten Aktivierung von Serinproteasen und somit zu weiteren Funktionsveränderungen bei neutrophilen Granulozyten (PMN), Makrophagen (Mϕ) und Mastzellen. Eine gesteigerte Rekrutierung von PMN in Entzündungsgeweben sowie eine verringerte Gewebetransitzeit in Kombination mit verringerten antimikrobiellen Funktionen erklären deutlich schwerere Verläufe parodontaler Entzündungen bei Patienten mit PLS. Durch diese zentrale Vernetzung bei Immunreaktionen steht Cathepsin C im Fokus der Forschung zu Therapeutika bei entzündlichen Erkrankungen, wobei hier primär synthetische Inhibitoren für Cathepsin C entworfen wurden und in Tiermodellen sowie ersten klinischen Anwendungen zum Einsatz kamen. Alterierte Immunreaktionen, wie sie beim PLS typisch sind, lassen sich durch den Vergleich mit diesen Inhibitoren verstehen. Inhibitoren sind jedoch zur Therapie des PLS ungeeignet, da sie die Aktivität des Cathepsin C auf unterschiedliche Art und Weise abschwächen. Es bedarf weiterer Forschung, um den beim Papillon-Lefèvre-Syndrom typischen Mangel an bzw. die eingeschränkte Aktivität von Cathepsin C ausgleichen zu können.
Manuskripteingang: 30.11.2021, Annahme: 29.09.2022
Keywords: Cathepsin C, Papillon-Lefèvre-Syndrom, Cathepsin-Inhibitoren
Pages 469-473, Language: GermanRüdiger, Stefan G.Zusammenfassungen von interessanten parodontologischen Artikeln aus internationalen Zeitschriften und DissertationenKongressberichtPages 475-487, Language: GermanKuzmanova, Denica / Hoedke, Daniela / Dommisch, HenrikPages 489-492, Language: GermanDommisch, Henrik / Walter, ClemensDer Direktor der Abteilung für Parodontologie, Oralmedizin und Oralchirurgie am CharitéCentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Prof. Dr. Henrik Dommisch, hat auf der diesjährigen Jahrestagung in Stuttgart die Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) übernommen. Prof. Dr. Clemens Walter, Redaktionsmitglied der PARODONTOLOGIE, hat ihn zu seinen ganz persönlichen mit diesem Amt verbundenen Zielen und anstehenden Aufgaben befragt.