Seiten: 45-54, Sprache: DeutschMiethke, Rainer-Reginald/Lemke, UtaIn der vorliegenden Studie wurde untersucht, welche morphologischen Charakteristika am häufigsten einer Angle-Klasse II,1 zugrunde liegen. Für die Untersuchung standen die Anfangsmodelle und die dazugehörigen Fernröntgenseitenaufnahmen von 122 Patienten (54 Mädchen, 68 Jungen) im Alter von 7 bis 12 Jahren zur Verfügung. Die Fernröntgenseitenbildanalyse umfasste 12 Winkel, Strecken und Proportionen, die über die sagittalen, vertikalen und dentalen Komponenten der jeweils vorliegenden Angle-Klasse II,1 Auskunft geben sollten. Es zeigte sich, dass 1. eine Angle-Klasse II,1 durch zahlreiche unterschiedliche skelettale und dentale Merkmale gekennzeichnet ist. Insgesamt fanden sich 29 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten für die Position des Ober- und Unterkiefers (pro-, ortho-, retrognath), die Stellung der Schneidezähne in beiden Kiefern (normal, pro-, retrokliniert) und den vertikalen Gesichtsschädelaufbau (brachy-, ortho-, dolichofazial); 2. der Oberkiefer meist orthognath in den Gesichtsschädel eingebaut war. Nur 11 % der Probanden ließen einen prognathen Oberkiefer erkennen; 3. eine mandibuläre Retrognathie das Hauptcharakteristikum einer Angle-Klasse II,1 darstellt. Alle Variablen der Unterkieferposition waren im Durchschnitt deutlich kleiner als die entsprechenden Mittelwerte für Individuen mit einer Angle-Klasse I. Der SNB-Winkel war bei 57 % der Probanden kleiner als 75°; 4. die Werte der interbasalen Diskrepanz einer großen Streuung unterlagen (ANB: Min = 0,2°, Max = 10,1°), so dass nach dem Kriterium dieser Untersuchung 56 % der Probanden skelettal einen Neutralbiss und 43 % skelettal einen Distalbiss aufwiesen; ein Patient war skelettal sogar durch einen Mesialbiss gekennzeichnet; 5. gehäuft ein eher dolichofazialer Gesichtsschädelaufbau auftrat. 16 % der Probanden zeigten einen ML/NSL-Winkel größer als 40°, und 70 % der Probanden hatten eine vergrößerte Untergesichtshöhe; 6. sich in beiden Kiefern eine deutliche Protrusion der Schneidezähne nachweisen ließ (in 75 % Is/NL > 116°; in 55 % Ii/ML > 99°).
Schlagwörter: Angle-Klasse II, 1, Gesichtsschädelaufbau, mandibuläre Retrognathie, maxilläre Prognathie, Fernröntgenseitenbildanalyse