EditorialSeiten: 235, Sprache: DeutschLudwig, Björn / Bock, Jens JohannesSeiten: 241-249, Sprache: DeutschKrey, Karl-Friedrich / Pfitzner, Sven / Kühnert, Rolf / Quooß, AlexandraWunsch und WirklichkeitZur kieferorthopädischen Behandlung gehört eine Phase der Stabilisierung der neuen Zahnstellung. Dies kann mit herausnehmbaren und/oder festsitzenden Retentionsgeräten erfolgen. Als festsitzende Retainer sind solche aus Draht, verlaufend von Eckzahn zu Eckzahn, die verbreitetsten. Die Möglichkeit der Verwendung von 3-D-gedruckten Retainern wird im Folgenden in vitro und in vivo untersucht. Anhand von Probekörpern wurden verschiedene Dimensionen und Orientierungen bezüglich der Layerschichtung im Druck im Dreipunktbiegeversuch getestet, um eine optimale Konfiguration zu ermitteln. Darauf aufbauend wurden die Retainer hergestellt und an Patienten klinisch angewendet. Die Untersuchung der Probekörper ergab eine mittlere Bruchspannung von 617 MPa (Megapascal) bei horizontal verlaufenden Druckschichten gegenüber 525 MPa bei Schichtung parallel zur Richtung der Krafteinwirkung. Für die klinische Anwendung wurde eine Dimension von 2 mm x 1,5 mm gewählt. Nach Konstruktion und Druck konnten die Retainer adhäsiv befestigt werden. Erste klinische Beobachtungen zeigten eine glatte und nicht unangenehme Oberfläche. Verfärbungen wurden bisher nicht beobachtet. Innerhalb von sechs Monaten mussten allerdings aufgrund von Brüchen die Retainer entfernt werden. Die Konstruktion und additive Fertigung von Retainern in einem vollständig digitalen Workflow ist möglich und klinisch umsetzbar. Die langfristige Eignung erscheint im Moment zweifelhaft und bedarf weiterer Untersuchungen und technologischer Weiterentwicklung.
Schlagwörter: Lingualretainer, Kieferorthopädie, CAD/CAM, 3-D-Druck
Seiten: 251-261, Sprache: DeutschSchmid, Carmen U. / Kahl-Nieke, BärbelEin ÜbersichtsartikelDie unterminierende Resorption stellt einen relevanten, folgenschweren, aber nicht selten übersehenen Befund im frühen Wechselgebiss dar. Der Vorteil einer frühzeitigen Intervention ist die Prävention von Milchzahnverlust, Stützzoneneinengung und Mittellinienverschiebung. Je nach Ausprägungsgrad stehen verschiedene milchzahnerhaltende oder nicht milchzahnerhaltende Therapieoptionen zur Verfügung, die in diesem Übersichtsartikel dargestellt werden: Bei der unterminierenden Resorption der Milcheckzähne durch die lateralen Inzisivi stellt häufig die symmetrische - gegebenenfalls zeitversetzte - Extraktion der Milcheckzähne die Therapie der Wahl dar. In Regio der zweiten Milchmolaren stehen die approximale Schmelzreduktion, das Einbringen von Separiergummis, Drahtligaturen oder Separatoren oder die aktive Distalisierung mittels Teilmultiband-Bracket-Apparatur, Pendulum oder Halterman-Apparatur zur Verfügung. Muss der zweite Milchmolar extrahiert werden oder es kommt zur Exfoliation, ist bei Anlage des zweiten Prämolaren eine Distalisation beziehungsweise Aufrichtung des Sechsjahrmolaren - beispielsweise mittels einer aktiven Platte - zur Verhinderung der Stützzoneneinengung indiziert.
Schlagwörter: Unterminierende Resorption, Separator, Teilmultiband-Bracket-Apparatur, Halterman-Apparatur, aktive Platte
Es besteht kein Interessenkonflikt.
Seiten: 263-272, Sprache: DeutschKlaiber, BerndLückenbildungen im Frontzahnbereich führen zu Dunkelräumen, die bei Vorliegen eines größeren Diastema mediale oder ungleichmäßig großer Lücken oft als störend empfunden werden. Durch das Beseitigen solcher Dunkelräume ist es möglich, eine deutliche Verbesserung der Ästhetik zu erzielen. Der Beitrag stellt eine Behandlungstechnik vor, mit welcher sich Zahnumformungen zum Lückenschluss oder zur Reduktion schwarzer Dreiecke noninvasiv durchführen lassen. Das Vorgehen wird anhand verschiedener klinischer Beispiele ausführlich demonstriert. Originalpublikation Klaiber B. Noninvasive Behandlung zum Lückenschluss und zur Reduktion schwarzer Dreiecke mittels individualisierter Matrizentechnik. Quintessenz 2017;68:1097-1108.
Schlagwörter: Zahnformveränderung, Diastema, Lückenschluss, schwarzes interdentales Dreieck, Matrizentechnik
Seiten: 273-280, Sprache: DeutschPancherz, HansBei einer Multibracket(MB)-Apparatur-Behandlung der Klasse II im bleibenden Gebiss, unabhängig von der Behandlungstechnik und dem Brackettyp, kann die Korrektur der Distalokklusion schwierig sein. Eine Vorbehandlung mit der Herbst-Apparatur in der Anfangsphase der MB-Behandlung ermöglicht es aber, sicher, effizient und zuverlässig die Distalokklusion zu normalisieren. Dadurch erleichtert man die gesamte MB-Behandlung.
Schlagwörter: Distalokklusion, ausgeprägte Klasse-II-Dysgnathien, Multibracket(MB)-Apparatur-Behandlung, Herbst-Apparatur-Vorbehandlung
Seiten: 281-289, Sprache: DeutschTserakhava, Tamara / Harlachova, TatyanaDas Ziel dieser Studie war es, den Einfluss von Extraktionen auf die Qualität und die Behandlungsdauer der kieferorthopädischen Anomalien bei Patienten zu bestimmen.
Material und Methoden: Die Qualität und die Behandlungsdauer wurden bei 109 Patienten, die eine kieferorthopädische Behandlung mittels eines Bracketsystems abgeschlossen hatten, bestimmt. Die Behandlungsdauer wurde als die Zeit von dem Einsetzen des Bracketsystems bis zu seiner Entfernung definiert. In der untersuchten Patientengruppe waren bei 64 Patienten (58,7 %) bleibende Zähne aus kieferorthopädischen Gründen extrahiert worden (Gruppe 1). Die Lücken wurden bei diesen Patienten kieferorthopädisch geschlossen. Bei den übrigen 45 Patienten (41,3 %) waren alle Zähne angelegt (Gruppe 2). Die Ausprägung der Zahnfehlstellung wurde durch den PAR-Anfangswert vor und nach der Behandlung ausgedrückt. Neben der deskriptiven Statistik erfolgte der statistische Vergleich der Mittelwerte durch die Anwendung des Mann-Whitney-U-Tests. Das Signifikanzniveau wurde bei p 0,05 festgelegt.
Ergebnisse: Die Anzahl der weiblichen Patienten (87,5 % in Gruppe 1; 55,6 % in Gruppe 2) war signifikant höher als die der männlichen Patienten (12,5 % in Gruppe 1; 44,4 % in Gruppe 2). Das Durchschnittsalter der Patienten aus Gruppe 1 bei Behandlungsbeginn betrug 17,2 Jahre und in Gruppe 2 17,4 Jahre. Der durchschnittliche PAR-Anfangswert der Patienten mit Extraktion war im Vergleich zu den Patienten, die ohne Extraktionen behandelt wurden, signifikant erhöht (p 0,05). Der PAR-Anfangswert für die Gruppe 1 betrug im Mittel 36,2 Punkte (Median 39 [27-43]) und für Gruppe 2 30,7 Punkte im Mittel (Median 30 [22-34]). In beiden Gruppen wurde eine signifikante Verkleinerung des durchschnittlichen PAR-Wertes erreicht (p > 0,05). Der PAR-Endwert war in Gruppe 1 signifikant höher (p 0,05) als in Gruppe 2 und betrug durchschnittlich 3,2 Punkte (Median 2 [2-4]) im Vergleich zu einem Mittelwert von 2,1 (Median 1 [0-3]). Die durchschnittliche Behandlungsdauer aller Patienten betrug 24,2 Monate, bei einer weiten Streuung zwischen 12 und 47 Monaten. Es gab keine statistisch signifikanten Unterschiede für die mittleren Werte der Behandlungsdauer in den Gruppen mit und ohne Extraktion der Zähne (p > 0,05). Die Behandlung dauerte bei den Patienten der Gruppe 1 durchschnittlich 25,4 Monate (Median 23,5 [19-32]) und 22,5 Monate (Median 22 [18-25]) in Gruppe 2.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie zeigten, dass die Behandlungsdauer der kieferorthopädischen Anomalien mit und ohne Extraktionen der Zähne keine signifikanten Unterschiede aufweisen. In beiden Gruppen konnte der durchschnittliche PAR-Wert signifikant reduziert werden.
Schlagwörter: PAR-Index, Behandlungsdauer, Qualität
TechnobytesSeiten: 291-299, Sprache: DeutschLiebl, Oliver / Jo, Yong-min / Gauggel, MarkusCAD/CAM-gefertigte VerankerungseinheitenDie Nachfrage nach möglichst unauffälligen Zahnspangen bei Erwachsenen nimmt in den letzten Jahren stark zu. Linguale Teil-Multibracket(MB)-Apparaturen eignen sich perfekt für die Behandlung einfacher bis moderater anteriorer Fehlstände. Häufig ist es jedoch schwierig bei reduzierten Behandlungsapparaturen eine geeignete Verankerung für die Seitenzahnsegmente zu gewährleisten. Die Nutzung von CAD/CAM-gefertigten Verankerungs- und Bewegungseinheiten aus Edelstahl erweitert den Indikationsbereich dieser Apparaturen auf einfache Weise.
Schlagwörter: Digitale Kieferorthopädie, Verankerung, CAD/CAM, Lingualbehandlung
BiomechanikSeiten: 301-307, Sprache: DeutschSchwindling, Franz-PeterCAD/CAM-gefertigte VerankerungseinheitenDer reziproke En-masse-Lückenschluss mittels Wurzelbewegung ist die schwierigste Form des reziproken Lückenschlusses, weil nicht nur die Kronen in die zu schließende Lücke hineinbewegt werden sollen, sondern gleichzeitig auch die Wurzeln um einen noch größeren Betrag durch den Knochen hindurch aufgerichtet werden müssen, um am Ende eine Wurzelparallelität der Segmente zu erreichen. Der hierfür benötigte Schlüsselparameter ist der M/F-Quotient, der durch extreme Angulierung der passiven T-Feder erreicht wird.
Schlagwörter: Reziproker Lückenschluss, Wurzelbewegung, Beta-Titan-T-Feder, Testaktivierung, Präaktivierung, Residualmoment, Neutralposition, Gruppe-B-Lückenschluss, Anti-Tipmoment, Angle-Klasse II:2, Tiefbiss, Steilstand
Die zertifizierte PatientenpräsentationSeiten: 305-320, Sprache: DeutschSilli, Silvia / Reichert, ChristophZeitschriftenreferateSeiten: 317-328, Sprache: DeutschMiethke, Rainer-ReginaldWelche Dysgnathie fürchten Kieferorthopäden am meisten, weil sie schwer zu behandeln ist, weil ihre Korrektur weder die Gesichtsästhetik noch die orofazialen Funktionen nennenswert verbessert und weil darüber zusätzlich das Damoklesschwert einer hohen Rezidivgefahr schwebt? Es gibt wohl kaum Zweifel, dass dies der frontal offene Biss ist. Vergleichbares gilt für den seitlich und erst recht den zirkulär offenen Biss, die beide aber glücklicherweise relativ selten sind. Um mehr über diese spezielle Zahn- und Kieferfehlstellung zu erfahren, beschäftigen sich die nachstehenden Referate samt und sonders mit dem anterior offenen Biss. Das erste Referat ist ein Prachtstück, spiegelt es doch in gewisser Weise Schwarmintelligenz wider, denn alle zusammen wissen meist mehr als der Einzelne. Welche Bedeutung diese Form der kollektiven Intelligenz hat, belegt die Natur tagtäglich mit höchst eindrucksvollen Beispielen. Dennoch besteht jeder Schwarm aus Einzelwesen, die Eigenheiten aufweisen. So zeigt sich in dieser referierten Arbeit neben alle Gemeinsamkeiten z. B. ein Unterschied in der Extraktionsfrequenz: Jüngere extrahieren häufiger als Ältere und Unselbstständige mehr als Selbstständige. Oder ist das ein und dasselbe? Haben Jüngere eher noch keine eigene Praxis, solche fortgeschrittenen Alters schon? Sind die "Youngster" mutiger und unerfahrener, während die "Oldies" Angst haben, ihre Patienten hätten sie nicht mehr so lieb, trügen sie den Vorschlag einer Extraktion an sie heran? Es ist zum Verzweifeln - jede neue Erkenntnis zieht neue Fragen nach sich. Das zweite Referat beschäftigt sich mit der Effektivität verschiedener kieferorthopädischer Geräte beim Beseitigen von frontal offenen Bissen. Dabei zeigt sich, dass fast alle untersuchten Apparaturen mittelmäßig effektiv sind - im ersten Jahr, nach dem sie verordnet wurden. Das ist nicht schlecht, aber doch nicht so gut, sich nun befriedigt zurückzulehnen. Nein, es gilt, sich weiter mit dem Thema "Therapie des anterioren offenen Bisses" zu beschäftigen. Daher das dritte Referat, in dem es darum geht, ob man offene Bisse besser, gleich gut oder schlechter mit festsitzenden Apparaturen und Alignern behandeln kann. Es zeigt sich, beides geht (das "gut" spart sich der Referent an dieser Stelle). Dabei wird es auch sehr darum gehen, welches Therapiemittel der jeweilige Patient akzeptiert, wie er die kieferorthopädischen Anforderungen erfüllen kann und will. Vor allem aber wird es davon abhängen, was das Behandlungsziel ist, denn Aligner können offensichtlich schon viel, aber längst noch nicht alles. Das gilt in geringerem Maße ebenfalls für festsitzende Apparaturen. Allerdings bieten sie mehr Möglichkeiten, zusätzliche Korrekturmechanismen einzusetzen. Doch prüfen Sie selbst, verehrte Leser der KIEFERORTHOPÄDIE. Abschließende Frage: Wissen Sie am Ende der Referatslektüre besser als bisher, wie ein anterior offener Biss schnell, sicher und rezidivfrei anzugehen ist? Dieser Referent glaubt das kaum, ebenso wie er sich sicher ist, dass Sie erfahren werden, bislang wenig bis gar nichts falsch gemacht oder gar Entscheidendes übersehen zu haben. Manchmal verschafft schon das Beruhigung im Therapiedschungel einer komplexen Dysgnathie.
Die differenzialdiagnostisch interessante KasuistikSeiten: 329-330, Sprache: DeutschBinger, Thomas / Westerhoff, LauraKommentarSeiten: 331-332, Sprache: DeutschPauls, AlexanderDieser Kommentar bezieht sich auf den Beitrag Miethke RR. Zusammenfassung interessanter internationaler Artikel aus dem Bereich Kieferorthopädie. Kieferorthopädie 2019;33:211-221. Dieser fasste unter anderem die Originalpublikation Pauls et al. Therapeutic accuracy of the completely customized lingual appliance WIN. A retrospective cohort study. J Orofac Orthop 2017;78:52-61 zusammen. (Die zitierten Textabschnitte sind hier kursiv dargestellt.).