EditorialPages 59-60, Language: GermanHeydecke, Guido / Wiltfang, Jörg / Geurtsen, Werner / Jordan, A. RainerWissenschaftPages 64-73, Language: GermanJordan, A. Rainer / Frenzel Baudisch, Nicolas / Ohm, Cristiana / Zimmermann, Fabian / Sasunna, Dominic / Cholmakow-Bodechtel, Constanze / Krämer, Marvin / Kuhr, KathrinEinführung: Das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) hat im Jahr 1989 mit der Ersten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS I) den Grundstein für ein bevölkerungsrepräsentatives sozialepidemiologisches Monitoring der Mundgesundheit und der zahnmedizinischen Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland geschaffen. Ziel der 6. Untersuchungswelle war es, den Status der Mundgesundheit zu aktualisieren. Fragestellungen: Die primären Fragestellungen beziehen sich auf querschnittliche Daten: 1. Wie hoch sind die aktuellen Prävalenzen oraler Erkrankungen? 2. Welche Assoziationen zwischen der Mundgesundheit und weiteren Probandenmerkmalen gibt es? Die dritte Fragestellung stellt auf den Vergleich von Querschnittsdaten mit früheren Deutschen Mundgesundheitsstudien ab (Trend): 3. Wie ist die Entwicklung der Mundgesundheit und des Versorgungsstatus in Deutschland von 1989 bis 2023? Die beiden letzten Fragestellungen setzen längsschnittliche Daten voraus: 4. Wie verändern sich orale Erkrankungen im Lebensverlauf? 5. Welche Probandenmerkmale beeinflussen die Entwicklung oraler (Neu-)Erkrankungen bzw. deren Progression? Studiendesign: Die DMS • 6 ist eine kombinierte Querschnitts- und Kohortenstudie und gehört damit zu den Beobachtungsstudien. Studienteilnehmende: Der Zuschnitt der Querschnittsaltersgruppen folgte den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für oralepidemiologische Studien. Dies sind stellvertretend für ältere Kinder 12-Jährige, für jüngere Erwachsene 35- bis 44-Jährige und für jüngere Seniorinnen und Senioren 65- bis 74-Jährige. Zusätzlich wurde eine Altersgruppe 8- und 9-Jähriger (jüngere Kinder) in die Studie eingeschlossen, um neben Fragen zu Zahn- und Kieferfehlstellungen auch Informationen zur Mundgesundheit im Wechselgebiss zu gewinnen. Für die querschnittlichen Fragestellungen (Prävalenzen) wurden 3.377 Studienteilnehmende in die Analysen eingeschlossen. Die Charakteristika der Studienteilnehmenden geben Aufschluss über deren soziodemografische und Verhaltensparameter.
Keywords: Deutschland, DMS 6, Epidemiologie, Mundgesundheit, Prävalenz, Querschnittsstudien, Studiendesign, Survey, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung
WissenschaftPages 74-81, Language: GermanOhm, Cristiana / Kuhr, Kathrin / Zimmermann, Fabian / Frenzel Baudisch, Nicolas / Cholmakow-Bodechtel, Constanze / Krämer, Marvin / Jordan, A. RainerEinführung: Die Deutschen Mundgesundheitsstudien (DMS) sind bundesweit repräsentative Untersuchungen zur Mundgesundheit in Deutschland, die seit 1989 etwa alle acht Jahre durchgeführt werden. Die aktuelle 6. Auflage der Studie (DMS • 6) wurde unter Berücksichtigung internationaler Standards geplant und durchgeführt. Ein europaweit ausgewähltes Feldinstitut war für die Datenerhebung zuständig. Methodik: Für sechs Altersgruppen fand die Datenerhebung zur DMS • 6 von Oktober 2022 bis September 2023 in ganz Deutschland statt. Die Datenerhebung einer siebten Altersgruppe erfolgte zuvor im Frühjahr 2021. Neben der Querschnittsuntersuchung neuer Teilnehmender wurden erstmals auch frühere Studienteilnehmende der Vorgängerstudie, der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V), in einem Längsschnitt erfasst. Die Teilnahme an der Studie wurde durch postalische Einladungen organisiert; bei ausbleibender Rückmeldung folgten Erinnerungsschreiben oder persönliche Besuche. Im Feld erfolgte die Datenerhebung in temporär eingerichteten Untersuchungszentren. Datenerhebung: Das primäre Ziel der DMS • 6 war es, den aktuellen Mundgesundheitszustand, das Mundgesundheitsverhalten und den zahnärztlichen Versorgungsgrad zu erfassen. Zu diesem Zweck wurden sowohl neue Studienteilnehmende als auch Studienteilnehmende aus der Vorgängerstudie DMS V zahnmedizinisch-klinisch untersucht und sozialwissenschaftlich befragt. Die zahnmedizinisch-klinischen Untersuchungen wurden in einem standardisierten Manual vorgegeben. Die sozialwissenschaftliche Befragung erfolgte in zwei Teilen: Ein schriftlicher Fragebogen wurde zu Hause ausgefüllt, und ein computergestütztes Interview fand unmittelbar vor der zahnmedizinisch-klinischen Untersuchung im Untersuchungszentrum statt. Eine Non-Response-Befragung zeigte keine systematischen Unterschiede zwischen Studienteilnehmenden und Nichtteilnehmenden, was auf eine unverzerrte Datengrundlage hinweist. Qualitätssicherung: Die DMS • 6 umfasste ein komplexes Untersuchungsprogramm, das durch ein mehrstufiges Qualitätssicherungssystem begleitet wurde. Dies schloss einen Pretest der sozialwissenschaftlichen Untersuchungsinstrumente, eine Pilotstudie, die den Ablauf der Hauptstudie simulierte, diverse Schulungen sowie die Kalibrierung und Zertifizierung des zahnmedizinischen Studienpersonals vor und während der Feldarbeit ein. Auf diese Weise wurde eine hohe Qualität der Daten sichergestellt.
Keywords: Befragungen, Datenerhebung, DMS 6, Epidemiologie, Fragebogen, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung, Zahngesundheitsstudien
WissenschaftPages 82-89, Language: GermanKuhr, Kathrin / Sasunna, Dominic / Frenzel Baudisch, Nicolas / Pitchika, Vinay / Zimmermann, Fabian / Ohm, Cristiana / Jordan, A. RainerEinführung: Die 6. Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS • 6) ist eine kombinierte Querschnitts- und Kohortenstudie mit dem Hauptziel der Gesundheitsberichterstattung zu oralen Erkrankungen in Deutschland. Basierend auf den querschnittlichen Studiendaten konnten aktuelle Prävalenzschätzungen sowie Trendanalysen zur Entwicklung der Mundgesundheit und des Versorgungsstatus in Deutschland auf der Basis von repräsentativen Daten durchgeführt werden. Assoziationen zwischen Mundgesundheit und weiteren Probandenmerkmalen wurden untersucht. Ziel dieses Artikels ist es, Details zur Datenverarbeitung und statistischen Analyse der querschnittlichen Daten zu geben. Gewichtung der Stichprobe: Um Abweichungen der Stichprobe von der Bevölkerungsstruktur in Deutschland zu korrigieren, wurden im Rahmen der statistischen Analyse Gewichtungsfaktoren verwendet mit dem Ziel, deutschlandweit repräsentative Aussagen für die untersuchten Altersgruppen des DMS • 6-Querschnitts treffen zu können. Es wurden unterschiedliche Arten von Gewichten berechnet: Designgewichte, Non-Response-Gewichte und Anpassungsgewichte zur Kalibration an amtliche Strukturzahlen. Verrechnung quantitativer Variablen: Basierend auf den im Rahmen der zahnmedizinisch-klinischen Untersuchung und der sozialwissenschaftlichen Interviews erfassten Variablen wurden die für die Datenanalyse benötigten Indizes und transformierten Variablen definiert. Zahnmedizinische Merkmale wurden dabei auf Probandenebene aggregiert. Statistische Methoden: Für die epidemiologische Deskription wurden Prävalenzen und Mittelwerte mit zugehörigen 95%-Konfidenzintervallen berechnet. Regressionsmodelle wurden angepasst, um das Ausmaß der Assoziationen zwischen interessierenden Probandenmerkmalen und mundgesundheitsbezogenen Zielgrößen abzuschätzen. Für Trendbeschreibungen zur zeitlichen Entwicklung der Mundgesundheit und des Versorgungsstatus in Deutschland wurden Angaben zur epidemiologischen Deskription der DMS • 6 und der Vorgängerstudien vergleichend gegenübergestellt.
Keywords: Datenanalyse, Datenmanagement, DMS 6, epidemiologische Studien, Querschnittsstudien, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung
WissenschaftPages 90-100, Language: GermanJordan, A. Rainer / Meyer-Lückel, Hendrik / Kuhr, Kathrin / Sasunna, Dominic / Bekes, Katrin / Schiffner, UlrichEinführung: Es war ein Ziel der 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6), die Karieserfahrung und Versorgung im Rahmen einer repräsentativen deutschlandweiten Querschnittsstudie zu erheben. Methode: Mit nahezu gleicher Methodik wie in den vorherigen Studien DMS III (1997) bis V (2014) wurden Daten zur Karieserfahrung (u. a. dmft/DMFT**, Wurzelkaries) in den drei standardmäßigen WHO-Altersgruppen (12-Jährige, 35- bis 44-Jährige und 65- bis 74-Jährige) sowie bei 8- und 9-Jährigen bestimmt. Ergebnisse: Die Karieserfahrung bei 8- und 9-Jährigen lag bei 1,4 Zähnen, kariesfrei waren 59,9 %, die Karieserfahrung bei 12-Jährigen lag bei 0,5 Zähnen, kariesfrei waren 77,6 %. Bei den 35- bis 44-Jährigen kam es zu einer deutlichen Abnahme der kariesbedingten Füllungen, und die Karieserfahrung betrug 8,3 Zähne. 65- bis 74-Jährige wiesen eine Karieserfahrung von 17,6 Zähnen auf, die vor allem durch mehr Zahnerhalt bestimmt wurde; zahnlos waren 5,0 %. Die Prävalenz der Wurzelkaries betrug bei den 35- bis 44-Jährigen 13,8 % und bei den 65- bis 74-Jährigen 59,1 %. Diskussion: Die vielseitigen Mundgesundheitsmaßnahmen der letzten Jahrzehnte scheinen sich weiterhin auf den positiven Trend einer verringerten Karieserfahrung auszuwirken. Gleichwohl entsteht der Eindruck, dass bei den 12-Jährigen das Maximum erreicht ist – allerdings vor dem Hintergrund einer weiterhin recht starken Kariespolarisierung bei Kindern mit niedrigem familiärem Bildungsstatus und einem vergleichsweise großen Behandlungsbedarf im Milchgebiss. Der soziale Gradient bei Karies und Zahnverlusten zieht sich über den gesamten Lebensbogen. Schlussfolgerungen: Die DMS • 6 zeigt als bevölkerungsrepräsentative oralepidemiologische Studie die Nachhaltigkeit der Präventionserfolge bei der Karieserfahrung in allen Alters- und Bildungsgruppen in Deutschland. Gleichzeitig bestehen weiterhin soziale Ungleichheiten. Aus sozialmedizinischer Sicht scheint es sinnvoll, die zukünftigen Präventionsstrategien konkret entlang der Lebensweltorientierung der bislang nicht erreichten Gruppen und Communitys auszurichten.
Keywords: DMS 6, Karieserfahrung, Milchzahnkaries, Querschnittsstudien, Sanierungsgrad, Wurzelkaries, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung
WissenschaftPages 102-110, Language: GermanEickholz, Peter / Holtfreter, Birte / Kuhr, Kathrin / Dannewitz, Bettina / Jordan, A. Rainer / Kocher, ThomasEinführung: Im Rahmen der 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6) wurde der Parodontalstatus der jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) und jüngeren Seniorinnen und Senioren (65- bis 74-Jährige) ermittelt. Methode: Die Studienteilnehmenden beantworteten Fragen zum Mundhygieneverhalten sowie zum allgemeinen und Mundgesundheitszustand. Sondierungstiefe (ST), klinisches Attachmentlevel (CAL) und Bluten auf Sondierung (BOP) wurden an allen Zähnen außer den dritten Molaren gemessen. Die Anzahl der Zähne, der prozentuale Anteil der Stellen mit BOP, die mittlere ST, das mittlere CAL, die Stadien der Klassifikation parodontaler Erkrankungen von 2018, der Community Periodontal Index (CPI) und die Falldefinition des Centers for Disease Control and Prevention (CDC)/der American Academy of Periodontology (AAP) wurden ermittelt. Ergebnisse: Insgesamt hatten 9,2 %/20,6 % der jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren einen niedrigen Bildungsstatus, ein Viertel (25,6 %) der jüngeren Erwachsenen und 14,1 % der jüngeren Seniorinnen und Senioren waren derzeit Rauchende, und 2,1 %/15,4 % der jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren hatten einen Typ-2-Diabetes. Von den jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren gaben 24,4 %/38,7 % an, mindestens einmal täglich Hilfsmittel zur Zahnzwischenraumreinigung zu nutzen. Die durchschnittliche Anzahl der Zähne bei bezahnten jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren betrug 26,6/20,4, wovon 5,6/8,3 Zähne eine ST ≥ 4 mm und 0,6/1,7 Zähne eine ST ≥ 6 mm aufwiesen. Die durchschnittliche Anzahl der Zähne mit einem CAL ≥ 5 mm betrug 1,1/3,6 bei jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren. Die mittlere ST bei jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren betrug 2,1 mm/2,6 mm; entsprechend betrug das mittlere CAL im Mittel 1,1 mm/2,4 mm. Ein CPI von 4 lag bei 16,2 %/42,4 % der jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren vor. Bei 13,6 %/26,3 % der jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren wurde Parodontitis im Stadium III festgestellt, während bei 3,9 % bzw. 26,4 % Stadium IV vorlag. Diskussion: Die Parodontitisprävalenz gemäß der Klassifikation von 2018 (einschließlich aller Stadien) war mit 95,1 %/85,2 % bei jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren sehr hoch. 31,6 %/8,3 % der jüngeren Erwachsenen/jüngeren Seniorinnen und Senioren wurden in Stadium I (d. h. interdentales CAL 1 – 2 mm) eingestuft, was aus klinischer Sicht eine Übergangsphase zwischen Gingivitis und Parodontitis zu sein scheint, die wahrscheinlich eher mit präventiven als mit therapeutischen Maßnahmen behandelt werden kann. Schlussfolgerungen: Die Prävalenz von Parodontitis ist bei jüngeren Erwachsenen und jüngeren Seniorinnen und Senioren in Deutschland hoch und liegt bei schweren Formen der Parodontitis (Stadium III und IV) bei 17,5 %/52,7 %.
Keywords: Indizes DMS 6, Epidemiologie, Klassifikation, Parodontalstatus, Parodontitis, Prävalenz, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung
WissenschaftPages 112-120, Language: GermanWöstmann, Bernd / Samietz, Stefanie / Jordan, A. Rainer / Kuhr, Kathrin / Nitschke, Ina / Stark, HelmutEinführung: Die Deutschen Mundgesundheitsstudien (DMS) sind eine Reihe aufeinanderfolgender Untersuchungen, die den Mundgesundheitszustand von Erwachsenen, Seniorinnen und Senioren sowie Kindern erheben. Die DMS sind ein Projekt des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) mit dem Ziel, Gesundheitsstatistiken für Deutschland zu erstellen. Zahnverlust, Zahnlosigkeit und prothetische Versorgung haben eine erhebliche sozioökonomische Bedeutung. Das Ziel dieses Artikels ist es, Erkenntnisse zu diesen Aspekten zu berichten. Methode: Die Untersuchung kombiniert sozialwissenschaftliche Befragungen mit zahnmedizinisch-klinischen Untersuchungen. Frühere DMS-Studien konzentrierten sich hauptsächlich auf Zahnverlust, Zahnlosigkeit und die Art der prothetischen Versorgung. Bezüglich des abnehmbaren Zahnersatzes wurden im Rahmen der 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6) der Zustand und der Behandlungsbedarf ergänzend erfasst und notwendige Wiederherstellungsmaßnahmen nach Aufwand (chairside oder labside) gruppiert. Ergebnisse: Die Prävalenz vollständiger Zahnlosigkeit ist im Vergleich zur Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) aus dem Jahr 2014 erheblich zurückgegangen. In der Gruppe der jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) spielt sie praktisch keine Rolle mehr; in der Seniorengruppe (65- bis 74-Jährige) hat sie sich mit 5,0 % seit 2014 (12,4 %) mehr als halbiert. Jüngere Erwachsene haben im Mittel 26,6 Zähne, die jüngeren Seniorinnen und Senioren im Mittel noch 19,3 Zähne. Ein niedriger Bildungsstatus ist ein wichtiger prognostischer Faktor für den Zahnverlust. Aufgrund der niedrigen Prävalenz von Zahnlosigkeit bei den jüngeren Erwachsenen spielt der abnehmbare Zahnersatz in dieser Gruppe keine Rolle, während er bei den jüngeren Seniorinnen und Senioren – vornehmlich als Kombinationsersatz – dominiert. Die Prävalenz festsitzender, teilweise implantatgestützter prothetischer Versorgungen steigt weiter an. Von den abnehmbaren Prothesen befanden sich 50 – 60 % in einem sehr guten bzw. guten klinischen Zustand. Mängel betrafen vor allem einfache Kunststoffprothesen. Die Zufriedenheit der Studienteilnehmenden mit abnehmbarem Zahnersatz ist dennoch sehr groß; dieser wird nahezu durchgehend getragen. Diskussion: Das wichtigste Ergebnis dieser Studie ist der anhaltende signifikante Rückgang der Prävalenz vollständiger Zahnlosigkeit bei jüngeren Seniorinnen und Senioren, der auf einen weiteren Rückgang der Zahnlosigkeit in der Zukunft mit Schätzungen von rund 4 % im Jahr 2030 schließen lässt. Die beobachtete Verschiebung der prothetischen Leitversorgung vom abnehmbaren zum festsitzenden Zahnersatz sowie die steigende Prävalenz inserierter Implantate sind positiv zu sehen. Schlussfolgerungen: Die Daten zeigen eine weitere Morbiditätskompression im Vergleich zur DMS V, da die vollständige Zahnlosigkeit weiter zurückgegangen ist und sich die Art des Zahnersatzes immer mehr zu festsitzenden, teilweise implantatgestützten Formen verschiebt. Dabei ist der Bildungsstatus ein wichtiger Einflussfaktor.
Keywords: DMS 6, Epidemiologie, Zahnersatz, Zahnlosigkeit, Zahnverlust, Zahnärze, zahnärztliche Versorgung
WissenschaftPages 122-127, Language: GermanBekes, Katrin / Meyer-Lueckel, Hendrik / Jordan, A. Rainer / Kuhr, Kathrin / Schiffner, UlrichEinführung: Ziel der vorliegenden Studie war es, die Prävalenz der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) in Deutschland zu ermitteln. Sekundär sollten ein möglicher Zusammenhang zwischen dem Auftreten von MIH und Karies sowie der Einfluss der MIH auf die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (MLQ) analysiert werden. Methode: Alle 12-jährigen Kinder aus der DMS • 6 wurden gemäß den Kriterien der European Academy of Paediatric Dentistry (EAPD) hinsichtlich des Vorliegens einer MIH untersucht. Zudem wurden die Karieserfahrung und die MLQ ermittelt. Ergebnisse: 922 Kinder im Alter von 12 Jahren wurden in die Analyse eingeschlossen. Die Prävalenz der MIH lag bei 15,3 %. In 63,3 % der Fälle fanden sich milde Formen. 8,2 % der Betroffenen wiesen eine Karieserfahrung auf. Die MLQ unterschied sich zwischen gesunden und MIH-Kindern nicht signifikant. Schlussfolgerungen: In Deutschland ist jedes siebte Kind im Alter von 12 Jahren von einer MIH betroffen. Diese Datenlage zur MIH bei älteren Kindern in Deutschland korrespondiert mit Daten aus regionalen Untersuchungen. Die Prävalenz liegt im internationalen Vergleich im oberen Mittelfeld.
Keywords: DMS 6, Epidemiologie, Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, mundgesundheitsbezogene Lebensqualität, Prävalenz, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung, Zahnhartsubstanzdefekt
WissenschaftPages 128-133, Language: GermanSchiffner, Ulrich / Jordan, A. Rainer / Meyer-Lueckel, Hendrik / Kuhr, Kathrin / Bekes, KatrinEinführung: Neben der Karies erhalten andere Zahnhartsubstanzerkrankungen wie Erosionen zunehmende Bedeutung für Prävention und Therapie. Mit der Erhebung sollen aktuelle Zahlen zur Prävalenz von Erosionen bei jüngeren Erwachsenen ermittelt und mit dem bisherigen Kenntnisstand verglichen werden. Methode: Im Zuge der bundesweiten repräsentativen 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6) wurden alle Zähne gemäß Basic Erosive Wear Examination (BEWE) beurteilt. Pro Sextant ging der Maximalwert der Befundung in die Auswertung ein. Ergebnisse: Die Prävalenz der Erosion beträgt 43,2 %. Männer wiesen mit 49,1 % öfter Erosionen auf als Frauen (37,8 %). Jüngere Erwachsene mit hohem Bildungsstatus waren öfter von Erosionen betroffen als Personen mit mittlerem oder niedrigem Bildungsstatus (49,2 % vs. 37,9 % vs. 45,1 %). Diskussion: Im Vergleich zur Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) von 2014 ist die Prävalenz von Erosionen praktisch unverändert. Der Anteil der Personen mit erhöhtem Risiko ist jedoch angestiegen. Schlussfolgerungen: Die unverändert hohe Prävalenz von Erosionen verbunden mit dem gestiegenen Anteil der Personen mit mittlerer oder hoher Risikoeinstufung zeigt, dass die Prävention und die Therapie von Erosionen ein klinisch relevantes Thema sind.
Keywords: Bildungsstatus, DMS 6, Epidemiologie, Prävalenz, Risikoeinstufung, Zahnerosionen, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung
WissenschaftPages 134-140, Language: GermanDeinzer, Renate / Jordan, A. Rainer / Kuhr, Kathrin / Margraf-Stiksrud, JuttaEinführung: Vergangene Deutsche Mundgesundheitsstudien (DMS) haben gezeigt, dass sich das Zahnputzmuster – ein Verhaltensindex aus Zahnputzhäufigkeit, -dauer und -zeitpunkten – in den vergangenen Jahrzehnten stetig verbessert hat. Noch nicht untersucht wurden bislang aber die Zahnputzfertigkeiten, also die Fähigkeit, mit dem Zähneputzen auch Plaquefreiheit herzustellen. Methode: Alle Teilnehmenden der DMS • 6 aus den Altersgruppen der 12-Jährigen, der 35- bis 44-Jährigen und der 65- bis 74-Jährigen wurden gebeten, ihre Zähne nach bestem Vermögen zu putzen. Sie nutzten dafür ihre eigenen oder bereitgestellte Utensilien. Die verbleibende Plaque nach Putzen wurde mit dem modifizierten Marginalen Plaqueindex (mMPI) erfasst, der den Prozentsatz der am Gingivarand verbleibenden plaquebesiedelten Segmente angibt. Die Daten wurden in Bezug gesetzt zu den per Fragebogen erfassten Daten zur Demografie (Alter, Geschlecht, Bildungsstatus), zum Zahnputzverhalten (Häufigkeit, Verwendung einer elektrischen Zahnbürste) und zu ausgewählten Zahnbehandlungen (professionelle Zahnreinigung, Parodontitisbehandlung). Ergebnisse: Auch nach bestmöglichem Putzen war in allen Altersgruppen etwa die Hälfte der Segmente (44 – 52 %) plaquebesiedelt. In der Befragung zeigten sich die deutlichsten Gruppenunterschiede hinsichtlich der Bildung, wobei selbst in der Gruppe der jüngeren Seniorinnen und Senioren mit hohem Bildungsstatus 37 % der Flächen nach dem Putzen plaquebesiedelt blieben. Diskussion: Die Daten zeigen, dass bevölkerungsweit Defizite bei der Fähigkeit bestehen, Plaquefreiheit zu erzeugen. Schlussfolgerungen: Präventionsbemühungen sollten sich in Zukunft auch darauf konzentrieren, die Zahnputzfertigkeiten in der Bevölkerung zu verbessern.
Keywords: Befragung, DMS 6, Fragebogen, Gesundheitsverhalten, Mundgesundheitserziehung, Mundhygiene, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung, Zähneputzen
WissenschaftPages 142-150, Language: GermanSamietz, Stefanie / Wöstmann, Bernd / Kuhr, Kathrin / Jordan, A. Rainer / Stark, Helmut / Nitschke, InaEinführung: Die Mundgesundheit spielt eine zentrale Rolle für das allgemeine Wohlbefinden, auch bei Menschen im fortgeschrittenen Alter. Der demografische Wandel mit seinen Auswirkungen führt zu einem größeren Anteil älterer Menschen ohne und mit Pflegebedarf. Der vorliegende Beitrag gibt eine Übersicht über die zahnmedizinische Situation älterer Menschen aus der 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6). Methode: Die DMS • 6 ist eine bevölkerungsrepräsentative oralepidemiologische Studie zur Erfassung der Mundgesundheit in Deutschland. Daten von 797 jüngeren Seniorinnen und Senioren im Alter von 65 bis 74 Jahren wurden von kalibrierten Untersuchenden erhoben. Die Methodik entspricht weitgehend derjenigen der Vorläuferstudien. Ergebnisse: In der Gruppe der jüngeren Seniorinnen und Senioren (65- bis 74-Jährige) hat sich die Zahnlosigkeit mit 5,0 % gegenüber der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) (12,4 %, 2014) mehr als halbiert. Die mittlere Anzahl fehlender Zähne (8,6) hat sich weiter verringert im Vergleich zur DMS IV (14,1) und zur DMS V (11,1). Der FST-Index (Anzahl restaurierter [filled] oder primär gesunder [sound] Zähne [teeth]) ist mit 18,8 Zähnen im Vergleich zu den vorherigen Studien (DMS IV: 13,6; DMS V: 16,4) gestiegen. Die Prävalenz der Wurzelkaries nahm mit 59,1 % im Vergleich zur DMS IV (28,0 %) zu. Die Karieserfahrung (decayed [kariöse], missing [fehlende], filled [restaurierte] teeth [Zähne] [DMFT]: 17,6) hingegen hat sich im Vergleich zur DMS V (17,7) kaum verändert. Jede(r) zweite 65- bis 74-Jährige hatte eine moderate Parodontitis (49,4 %) und fast jede(r) dritte (30,4 %) eine schwere Parodontitis. Bei fast jeder/jedem zweiten der jüngeren Seniorinnen und Senioren mit Pflegebedarf (47,4 %) war die Therapiefähigkeit und bei jeder/jedem fünften (18,5 %) die Mundhygienefähigkeit stark reduziert. Diskussion: Es bleiben mehr Zähne bis ins hohe Lebensalter erhalten; daher liegen die Herausforderungen in der zahnmedizinischen Therapie u. a. bei der Behandlung von Parodontalerkrankungen, Wurzelkaries und beim abnehmbaren Zahnersatz, der auch im hohen Alter für Patientinnen und Patienten und das unterstützende Umfeld ein- und ausgliederbar sein muss. Ein möglichst chancengleicher und barrierearmer Zugang zu den zahnmedizinischen Behandlungen ist für alle Seniorinnen und Senioren, insbesondere Menschen mit Gebrechlichkeit und Pflegebedarf, sicherzustellen. Modelle zur mobilen Zahnmedizin sollten zur Versorgung der älteren Menschen weiter implementiert werden. Schlussfolgerungen: Die Prävalenz von Zahnverlust und Zahnlosigkeit bei jüngeren Seniorinnen und Senioren in Deutschland geht weiter zurück. Aufgrund der weiteren Morbiditätskompression liegen die Herausforderungen der zukünftigen präventivzahnmedizinischen Therapie darin, jüngere Seniorinnen und Senioren zahnmedizinisch auf ein höheres Alter vorzubereiten.
Keywords: DMS 6, Epidemiologie, geriatrische Zahnmedizin, Karieserfahrung, Mundgesundheit, Pflegebedürftigkeit, Schwerbehinderung, Seniorenzahnmedizin, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung
WissenschaftPages 152-158, Language: GermanAarabi, Ghazal / Schenk, Liane / Kuhr, Kathrin / Borof, Katrin / Jordan, A. Rainer / Lieske, BeritEinführung: Im Rahmen der 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6) wurde erstmals die Migrationsgeschichte der Studienteilnehmenden auf Bevölkerungsebene ermittelt. Methode: Auswertung und Darstellung migrationsbezogener Einzelindikatoren, des Mundgesundheitsverhaltens und oraler Erkrankungen erfolgten getrennt für 12-Jährige, 35- bis 44-Jährige und 65- bis 74-Jährige. Ergebnisse: Bei Betrachtung der Krankheits- und Versorgungsprävalenzen zeigten sich Unterschiede zwischen Menschen mit und Menschen ohne Migrationsgeschichte in allen 3 Altersgruppen. Erstere wiesen höhere Prävalenzen oraler Erkrankungen auf sowie ein eher beschwerdeorientiertes Inanspruchnahmeverhalten zahnmedizinischer Leistungen. Schlussfolgerungen: Die Daten zu den Prävalenzen oraler Erkrankungen und dem Mundgesundheits- und Inanspruchnahmeverhalten liefern Hinweise darauf, dass Menschen mit Migrationsgeschichte nicht in gleicher Weise von Angeboten zur Gruppen- und Individualprophylaxe zu profitieren scheinen wie Menschen ohne Migrationsgeschichte.
Keywords: DMS 6, Migration, Mundgesundheit, Mundgesundheitsverhalten, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung
WissenschaftPages 159, Language: GermanGesellschaftPages 160-161, Language: GermanGesellschaftPages 162-163, Language: GermanOrale Implantologie — Diagnostik und Therapie bei vermuteter Materialunverträglichkeit in Zusammenhang mit ImplantatversorgungenGesellschaftPages 164-169, Language: German