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Gegen jede Erwartung nehmen dauerhafte Schwerhörigkeiten innerhalb der Gruppe der chronischen Erkrankungen einen großen Anteil ein. Man kann davon ausgehen, dass in Deutschland bis zu 16 Millionen Menschen betroffen sind. Bedeutung hat diese chronische Erkrankung auch deshalb, weil das Gehör ein Sinnesorgan ist, das uns nicht nur in unserem Alltag begleitet, sondern wichtig ist für den Zugang zu Bildung und den Möglichkeiten Berufe auszuüben.
"Nicht Sehen trennt von den Dingen, nicht Hören trennt von den Menschen", so formulierte bereits im 18. Jahrhundert Immanuel Kant und beschrieb damit die Bedeutung des Hörens für die Kommunikation und die soziale Teilhabe. Das Ohr ist das sozialste Organ des Menschen. Schwerhörigkeit, sollte sie nicht (gut) behandelt sein, birgt immer die Gefahr des nicht mehr Dazugehörens und damit des Rückzugs. Während einem Blinden meist mit Respekt begegnet wird, erntet der Mensch mit Schwerhörigkeit aufgrund falsch verstandener Zusammenhänge stattdessen eher Spott. Ein Rückzug mit Folgen, auch im Hinblick auf die drohende Verschlechterung der Mundgesundheit.
Ausgehend von den Zusammenhängen der Mund- und Allgemeingesundheit - insbesondere bei alterskorrelierten Erkrankungen - erfordert eine holistische Patientenversorgung die Kooperation von Allgemein- und Zahnmedizinern. Neben der kurativen Versorgung sind dabei auch Aspekte der Prävention berührt. Beide Arztgruppen sind administrativ getrennt, weshalb keine Überweisungsmöglichkeit existiert. Wie sich Zuweisung und Kooperation gestalten war Gegenstand einer explorativen Interviewstudie in Baden- Württemberg. Obwohl die Zusammenhänge zwischen Mund- und Allgemeingesundheit beiden Arztgruppen teilweise bekannt sind, gibt es keine vielfältigen Kontakte oder Konzepte. Für Hausärzte ist vornehmlich ein desolater Zahnstatus Anlass zur Zuweisung; für Zahnärzte sind es Nachfragen zur Medikation und zum Gerinnungsstatus. Präventive gerostomatologische Aspekte wurden nicht thematisiert, auch wenn ein wesentliches Kontaktfeld beider Arztgruppen der multimorbide Patient und die Betreuung von Patienten in Altenheimen ist.
Zukunftsweisende Ausbildung der Bachelor of Arts Dental Hygiene
Der Berufsalltag der DentalhygienikerInnen wird sich, bedingt durch den demografischen Wandel der deutschen Bevölkerung, in den nächsten Jahren stark verändern. Dies bedeutet eine vermehrte Schulung und ein entsprechendes Coaching der pflegenden Angehörigen und professionellen Pflegekräfte "vor Ort" am Patienten auch durch die DentalhygienikerInnen. Dieser Entwicklung wird im Studium BA Dental Hygiene Rechnung getragen.
Die wachsende Zahl älterer Patienten in unserer Bevölkerung wird in Zukunft auch die Zahnmedizin in erheblichem Maße fordern. Nur wenn heute bei möglichst vielen Patienten sinnvolle und zukunftsweisende Therapieentscheidungen getroffen werden, lassen sich die Weichen für einen Weg stellen, der es erlaubt, dem Patienten mit zunehmendem Alter mit immer weniger Therapieaufwand wie z. B. die Instandsetzung seines vorhandenen Zahnersatzes lebenslang ein funktionstüchtiges Kauorgan zu erhalten und auf diese Weise durch einen guten oralen Komfort zu einer hohen Lebensqualität beizutragen. Die Planung von Zahnersatz sollte gerade beim älter werdenden Patienten bereits so ausgerichtet sein, dass Nachbehandlungen und vor allem Instandhaltungsmaßnahmen möglichst einfach durchzuführen sind.
Das Autofahren ist eine wichtige Ressource, auch für ältere Menschen. Bei abnehmender Mobilität ist das Autofahren für den Erhalt von selbstständiger Lebensführung und Sozialkontakten schwer verzichtbar. Eine gesetzlich vorgeschriebene Überprüfung der Fahreignung im Alter gibt es nicht, obwohl motorische und kognitive Funktionseinschränkungen sowie Sehbeeinträchtigungen erhebliche Auswirkungen auf fahreignungsrelevante Fähigkeiten haben können. Ältere Menschen kompensieren Funktionseinschränkungen allerdings oft durch Anpassung ihres Fahrverhaltens. Dennoch müssen vor allem bei relevanten Erkrankungen fachliche Beurteilungen und ggf. verkehrsmedizinische Begutachtungen erfolgen. Es sollte aber niederschwellige Beratungsangebote zur Fahreignung älterer Menschen geben, die schon frühzeitig auf Probleme aufmerksam machen und Möglichkeiten der Kompensation aufzeigen.