Zahnärztliche Untersuchungen gewinnen im Zusammenhang mit zahlreichen systemischen Erkrankungen, die mit oralen und/oder parodontalen Manifestationen einhergehen, eine besondere Bedeutung für die Früherkennung. Auch bei seltenen Erkrankungen, wie dem Melkersson-Rosenthal-Syndrom, können orale Manifestationen entscheidende Hinweise zur Diagnose liefern. Das Melkersson-Rosenthal-Syndrom ist eine orofaziale Granulomatose unbekannter Ätiologie, die durch die Symptomtrias Cheilitis granulomatosa, Fazialisparese und Lingua plicata charakterisiert ist. Diese Symptome treten nur in seltenen Fällen zusammen auf, womit eine Diagnose erschwert ist. Der folgende Fallbericht beschreibt den Krankheitsverlauf eines 29-jährigen Patienten mit besonderem Fokus auf die frühzeitigen Veränderungen der Gingiva und der Mundschleimhaut. Zu Beginn zeigten sich klinisch eine generalisierte Rötung sowie eine stellenweise vergrößerte und granulomatöse Gingiva. Im weiteren Verlauf traten Gesichtsödeme, Lippenschwellungen und Lippenrhagaden auf. Das Allgemeinbefinden des Patienten verschlechterte sich zunehmend. Zahlreiche medikamentöse Therapieansätze, darunter Kortikosteroide und Immunsuppressiva, blieben ohne nachhaltigen Erfolg. Erst durch den Einsatz des Tumor-Nekrose-Faktor(TNF)-α-Inhibitors Adalimumab konnte eine deutliche Verbesserung der Symptomatik erzielt werden, die sich nach Beendigung der medikamentösen Therapie über einen Beobachtungszeitraum von mehr als 19 Jahren stabil zeigte.
Keywords: Melkersson-Rosenthal-Syndrom, seltene Erkrankungen, Orphan Diseases, orofaziale Granulomatosen, Cheilitis granulomatosa, Lingua plicata, periphere Fazialisparese