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Eine Querschnittsuntersuchung an 130 Patienten mit und ohne Augmentation zeigte keine signifikanten Unterschiede in klinischen Parametern

Periimplantäre Mukositis in Regio 47: klinische BOP+, radiologisch kein Knochenabbau.

Um den Einfluss simultaner lateraler Augmentationen auf die Prävalenz periimplantärer Infektionen bei Parodontalpatienten zu untersuchen, analysierten PD Dr. Karina Obreja et al. in ihrer Studie insgesamt 130 Patienten mit 343 Implantaten desselben zweiteiligen Implantattyps. Alle Patienten wiesen als Risikofaktor eine Parodontitis auf und waren Nichtraucher. Bei 65 Patienten wurde simultan zu der Implantation eine laterale Augmentation (Testgruppe) durchgeführt. Bei weiteren 65 Patienten (Kontrollgruppe) wurden die Implantate in den Residualknochen inseriert. Es wurden klinische Parameter, zum Beispiel modifizierter Plaqueindex (mPI), Bluten auf Sondieren (BOP), Sondierungstiefen (PD), zur Untersuchung und Diagnosestellung, nach einem mittleren Nachbeobachtungszeitraum von 12,12 ± 7,92 Jahren in der Kontrollgruppe und 8,18 ± 5,65 Jahren in der Testgruppe, erhoben. Bei den klinischen Parametern konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Patienten der beiden Gruppen gefunden werden. Bei 70,8 Prozent der Patienten der Kontrollgruppe und 69,2 Prozent der Testgruppe konnte eine periimplantäre Mukositis sowie bei je 16,9 Prozent der Kon­troll- und Testgruppe eine Periimplantitis diagnostiziert werden. Das Risiko einer periimplantären Infektion zeigte sich durch eine simultane laterale Augmentation des Knochens bei parodontal beeinträchtigten Patienten nicht signifikant beeinflusst. Ihre Studie stellten Obreja et al. in der Implantologie 2/20 vor.

In keiner anderen Disziplin der Zahnmedizin schreitet die Entwicklung so schnell voran wie in der Implantologie. Ziel der Zeitschrift ist es, dem Fortbildungsangebot im Bereich der Implantologie durch die Veröffentlichung praxisbezogener und wissenschaftlich untermauerter Beiträge neue und interessante Impulse zu geben und die Zusammenarbeit von Klinikern, Praktikern und Zahntechnikern zu fördern. Mehr Infos zur Zeitschrift, zum Abo und zum Bestellen eines kostenlosen Probehefts finden Sie im Quintessenz-Shop.

Einleitung

Seit der Einführung und dem Einsatz dentaler Implantate in den 1980er-Jahren hat sich der Ersatz von fehlenden Zähnen durch künstliche Zahnwurzeln in der prothetischen Versorgung etabliert. Die Anzahl der weltweit inserierten Implantate ist in den vergangenen Jahren rasant gestiegen, womit auch die Risiken und Komplikationen, die mit der Rehabilitation durch Implantate einhergehen, zugenommen haben. Während des ersten „European Workshop on Periodontology“ 1994 wurde die Diagnose Periimplantitis als ein entzündlicher Prozess mit fortschreitendem Knochenabbau um osseointegrierte Implantate in Funktion definiert1. 2018 veröffentlichten die US- und EU-Fachgesellschaften für Parodontologie die neue Klassifikation parodontaler Erkrankungen, in der periimplantäre Erkrankungen erstmals auch entsprechend der klinischen Phänotypen periimplantäre Muko­sitis und Periimplantitis in Abgrenzung zur periimplantären Gesundheit klassifiziert worden sind (Abb. 1 bis 3)2.

Das Hauptmerkmal der periimplantären Mukositis ist die Blutung auf Sondierung. Ferner bestehen klinische Entzündungszeichen wie Rötung und Schwellung des periimplantären Gewebes und/oder Suppuration. Ebenfalls kann eine Zunahme der Sondierungstiefen beobachtet werden, die durch das periimplantäre Zellinfiltrat entstehen kann. Anders als bei der Periimplantitis begrenzt sich die Entzündung auf das Weichgewebe und radiologisch ist ein Knochenabbau nicht nachweisbar. Die periimplantäre Mukositis wird, vergleichbar mit dem Übergang der Gingivitis zu einer Parodontitis, als Vorstufe bei der Entstehung der Periimplantitis angesehen3. Die Progression einer Periimplantitis verläuft nach einem nichtlinearen und beschleunigten Muster2. Die Prävention von periimplantären Infektionen ist ein wichtiger Bestandteil in der alltäglichen Praxis geworden. Darauf weisen epidemiologische Daten hin, wonach 30 Prozent aller Implantate und 47 Prozent aller Patienten an periimplantärer ­Mukositis sowie 10 Prozent aller Implantate und 20 Prozent aller Patienten an Periimplantitis erkranken4. Basierend auf epidemiologischen Schätzungen sind 20−50 Prozent der Allgemeinbevölkerung von einer chronischen Parodontitis betroffen, von denen 15−20 Prozent schwere Parodontitiden aufweisen5,6. Laut der 5. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) leiden etwa 65 Prozent der in Deutschland Lebenden ab dem Alter von 65 Jahren unter einer moderaten oder schweren Parodontitis7. Es liegen wesentliche Hinweise dafür vor, dass Patienten, die aufgrund einer chronischen Parodontitis ihre Zähne verloren haben, ein höheres Risiko haben, eine periimplantäre Infektion zu entwickeln (OR = 4,5−19)8,9. Parodontale und periimplantäre Erkrankungen weisen hinsichtlich ihrer Ätiopathogenese Ähnlichkeiten auf, die verdeutlichen, dass Parodontitis als Risikofaktor für dentale Implantate und damit verbundene biologische Komplikationen gesehen werden muss10. Die Akkumulation bakterieller Biofilme, die mikrobielle Multispezies-Agglomerate darstellen11, und die Entstehung periimplantärer Infektionen können durch verschiedene lokale und systemische Faktoren begünstigt werden12. Dazu gehören parodontale Vorerkrankungen, die bereits bei der Planung von implantatgetragenem Zahnersatz als individuelle Risikofaktoren zu berücksichtigen sind, sowie eine unzureichende Plaquekon­trolle und fehlende Implantatnachsorge, die evident als besonders hoch bei der Risikoeinschätzung zur Entstehung der Periimplantitis eingestuft werden2. In Langzeitstudien mit Nachbeobachtungszeiträumen von mehr als 10 Jahren konnte bei den Patienten, die unter einer Parodontitis litten, ein signifikant höheres Risiko für periimplantäre Infektionen festgestellt werden als bei Patienten ohne Parodontitis13. Nach der Extraktion eines Zahns kommt es zu Knochenumbauprozessen und somit zu einer Volumenveränderung des Kieferknochens als Folge des Resorptionsprozesses14−16. Infolgedessen sind im Rahmen der Rehabilitation mit dentalen Implantaten häufig Knochenaugmentationsverfahren erforderlich, die entweder simultan mit der Implantatinsertion oder zweizeitig erfolgen können. Die simultane laterale Augmentation weist günstigere Ergebnisse (mittlere Defektfüllung von 81,3 Prozent) auf, wenn ein Knochenersatzmaterial mit einer Membran zur Defektaugmentation kombiniert wird, verglichen mit der Anwendung einer Membran oder eines Knochenersatzmaterials allein17. Der mögliche Einfluss von Restdefekten nach einer lateralen Augmentation kann mit einem erhöhten Risiko für periimplantäre Infektionen und anschließendem progredienten Knochenabbau verbunden sein18. In einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse wurde zwar aufgezeigt, dass die Veränderungen hinsichtlich Blutung auf Sondierung (BOP) im Laufe der Zeit nur minimal waren (n = 10 Studien; WMD = −10,02 %; 95-%-KI [−22,23; 2,21])18, jedoch muss hierbei beachtet werden, dass die erhobenen Parameter und Diagnosen in den eingeschlossenen Studien nicht nach standardisierten Falldefinitionen19 bewertet wurden. Ziel dieser Querschnittsuntersuchung war es, den Einfluss simultaner lateraler Augmentationen auf die Prävalenz periimplantärer Infektionen bei Patienten mit einer Parodontitis zu untersuchen.

Material und Methode

Patientenkollektiv

Insgesamt wurden in dieser Querschnittsuntersuchung 130 Patienten mit 343 Implantaten (Ankylos, Dentsply Sirona) kontrolliert. Alle Patienten wiesen als Risikofaktor eine Parodontitis (überwiegend eine generalisiert moderate Parodontitis) auf und befanden sich fortlaufend in einer Unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) in der Poliklinik für Parodontologie oder beim Hauszahnarzt. Die Einteilung der vorgelegenen Parodontitiserkrankungen erfolgte angesichts der durchschnittlichen Laufzeit der Querschnittserhebung nicht nach den Formen der neuen Klassifikation (Stadium I – IV/Grad A, B und C)20. Alle Patienten waren Nichtraucher. Im Rahmen der jährlichen Implantatkontrolle in der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie und Implantologie im Zentrum der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) des Zahnärztlichen Universitäts-Instituts gGmbH der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main wurde die Untersuchung durch zwei kalibrierte Prüfer (KO, AB) durchgeführt.

Genehmigung der Ethikkommission

Die Studie wurde durch die Ethikkommission des Fachbereichs Medizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität (Geschäfts-Nr.: 78/18) genehmigt und die Verfahren in dieser Studie entsprachen der Erklärung von Helsinki (2013) und den unter aktuellen ethischen und wissenschaftlichen Gesichtspunkten aufgestellten Regeln (Good Clinical Practice, GCP). Die Studie wurde durch Dentsply Sirona Implants gefördert.

Ein- und Ausschlusskriterien

Einschlusskriterien

Es wurden nur Patienten eingeschlossen, bei denen ein oder mehrere Ankylos-Implantate (Dentsply Sirona) in der Vergangenheit inseriert worden waren. Die Implantate wurden im nativen Kieferknochen (Kontrollgruppe) oder mit einer lateralen Augmentation (Geistlich Bio-Oss, Geistlich Bio-Gide, Geistlich) oder einem Gemisch aus Eigenknochen und Knochenersatzmaterial (Geistlich Bio-Oss, Geistlich) im einzeitigen Verfahren (Testgruppe) durchgeführt. Die Implantate wurden definitiv prothetisch versorgt und ein Röntgenbild nach Eingliederung des Zahnersatzes (Baseline) lag vor. Die Patienten wiesen als Risikofaktor eine Parodontitis auf.

Ausschlusskriterien

Unkontrollierte systemische Erkrankungen, die eine Auswirkung auf die vorangegangene Implantation haben könnten (zum Beispiel nicht eingestellter Diabetes [HbA1c > 7], Osteoporose), Einnahme von Medikamenten, die eine Auswirkung auf das Knochenremodelling oder die Weichgewebeheilung haben (zum Beispiel Steroide, Antiresorptiva), Alkohol- und Drogenabusus, Rauchen, Patientinnen in der Schwangerschaft oder Stillzeit.

Erhebung der klinischen Parameter

Die folgenden klinischen Parameter wurden an jedem Implantat an sechs Stellen unter Verwendung einer herkömmlichen Parodontalsonde (PCPUNC15, Fa. Hu-Friedy, Chicago, USA) erhoben und in einem Patientenerfassungsbogen dokumentiert: Modifizierter Plaqueindex (modified plaque index [mPI])21, Sondierungstiefen (probing depth [PD]), Periimplantäre Rezessionen (mucosal recession [MR]) – gemessen vom Restaurationsrand bis zum Mukosarand, Keratinisierte Mukosa (keratinized mucosa [KM]) – an drei bukkalen Stellen (mb,b,db), Blutung auf Sondierung (bleeding on probing [BOP]), Suppuration (ja/nein). Das Vorhandensein Periimplantärer Infektionen wurde nach standardisierten Falldefinitionen bewertet19:

Periimplantäre Mukositis: Bei sanfter Sondierung ist ein positives Bluten auf Sondierung mit oder ohne Suppuration festzustellen, die Sondierungstiefen können im Vergleich zu früheren Untersuchungen erhöht sein. Radiologisch ist kein Knochenverlust festzustellen (Abb. 2).

Periimplantitis: Bei sanfter Sondierung ist ein positives Bluten auf Sondierung mit oder ohne Suppuration festzustellen, die Sondierungstiefen sind im Vergleich zu früheren Untersuchungen erhöht. Radiologisch ist ein progressiver Knochenverlust im Vergleich zu vorhandenen Aufnahmen festzustellen (Abb. 3).

Radiologische Bildgebung

Konnten klinische Entzündungszeichen festgestellt werden, wurden im Rahmen der Implantatkontrollen Orthopantogramme (OPTG) (Orthophos XG3, Dentsply Sirona) angefertigt, um die knöchernen Strukturen um das Implantat zu bewerten. Diese Aufnahmen wurden mit der Ausgangssituation nach Eingliederung des definitiven Zahnersatzes (OPTG Baseline 0) und dem Kontrollbild, das ein Jahr nach Eingliederung des Zahnersatzes angefertigt wurde, verglichen, um ein physiologisches Knochenremodelling von einem progressiven Knochenverlust zu unterscheiden22. Aufgrund dessen, dass als Baseline und Kontrollbild OPTGs vorlagen, wurden statt Einzelzahnaufnahmen erneut OPTGs angefertigt. Die vorhandenen analogen OPTGs wurden eingescannt, digitalisiert (Microtek ScanMaker i800 Plus, Hsinchu) und in Sidexis XG Database (Sirona Dental Systems) abgespeichert. Die Messskala basierte auf der bekannten Implantathöhe, die Linie ausgehend von der Implantatspitze zur Implantatschulter diente zur Kalibrierung für die weiteren Messungen. Das periimplantäre Knochenniveau konnte an der mesialen und distalen Implantatschulter (Abstand der Implantatschulter zum Knochenlevel) gemessen werden.

Statistische Analyse

Alle statistischen Analysen wurden mit dem Softwareprogramm SPSS (SPSS Statistics 26.0, IBM) durchgeführt. Die Analysen erfolgten auf Patienten- und Implantatebene. Für die Parameter mPI, BOP, PD und MR wurden zunächst deskriptive Statistiken (Mittelwerte, Standardabweichungen, Mediane und 95-%-Konfidenzintervalle) berechnet. Der Test auf Normalverteilung wurde mit dem Shapiro-Wilk-Test durchgeführt. Der Gruppenvergleich erfolgte mittels U-Test von Mann und Whitney.

Ergebnisse

Patientenkollektiv und Implantate

Die 130 untersuchten Patienten bildeten zwei Gruppen: eine Kontrollgruppe, bei der die Implantate in den Residualknochen inseriert wurden, und eine Testgruppe, bei der die Implantation mit einer simultanen lateralen Augmentation kombiniert wurde, mit jeweils 65 Patienten, bestehend aus 37 Frauen und 28 Männern. Das Durchschnittsalter der Kontrollgruppe betrug 66,34 ±11,16 Jahre, das der Testgruppe 65,62 ± 11,58 Jahre. Das mittlere Implantatalter lag in der Kontrollgruppe bei 12,12 ± 7,92 Jahren und in der Testgruppe bei 8,18 ± 5,65 Jahren. Die Mehrzahl der Implantate hatte einen Durchmesser von 3,5 mm (Test: 74,9 Prozent, Kontrolle: 83,1 Prozent) und eine Länge von 11,0 mm (Test: 49,1 Prozent, Kontrolle: 65,1 Prozent). Mit 55,2 Prozent lagen die meisten Implantate der Testgruppe im Seitenzahnbereich des Oberkiefers. Bei der Kontrollgruppe befanden sich 32,3 Prozent der Implantate im Oberkieferseitenzahnbereich und mit 40,9 Prozent die Mehrheit der Implantate im Unterkieferseitenzahnbereich. 76,6 Prozent der Implantate in der Kontrollgruppe hatten festsitzende Suprakonstruktionen (Krone, Brücke) und 23,4 Prozent waren herausnehmbar (Teleskopprothese, Locatorprothese). In der Testgruppe waren 80,8 Prozent festsitzend und 19,2 Prozent herausnehmbar. Von den festsitzenden Suprakonstruktionen waren in der Kontrollgruppe 93,9 Prozent und in der Testgruppe 99,8 Prozent der Implantate zementiert (Temp Bond Base, Kerr oder RelyX Temp NE, 3M). Die Angaben zu den Patientengruppen und Implantaten sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

Klinische Messungen

Die klinischen Parameter werden in Tabelle 2 zusammengefasst. Insgesamt wiesen die Patienten einen niedrigen modifizierten Plaqueindex (mPI) im Bereich der Implantate auf (Kontrolle: 0,58 ± 0,42; Test: 0,53 ± 0,41, p = 0,00). Werte wie Bluten auf Sondieren (BOP) und Rezessionen (MR) waren in beiden Gruppen vergleichbar und lagen für BOP in der Kontrollgruppe bei 43,06 Prozent und in der Testgruppe bei 43,33 Prozent. MR konnten an den Implantaten mit Werten von 0,18 ± 0,34 mm in der Kontrollgruppe und 0,15 ± 0,36 mm in der Testgruppe gemessen werden. Die mittlere Breite der vestibulären keratinisierten Mukosa (KM) im Bereich der Implantate betrug 2,57 ± 1,55 mm in der Kontrollgruppe und 2,62 ± 1,61 mm in der Testgruppe. Die mittleren Sondierungstiefen (PD) betrugen in der Kontrollgruppe auf Patientenlevel 2,97 ± 0,94 mm und auf Implantatlevel 2,95 ± 0,86 mm, verglichen mit 3,05 ± 0,72 mm auf Patientenlevel und 3,06 ± 0,88 mm auf Implantatlevel in der Testgruppe. Eine Suppuration wurde in der Kontrollgruppe nur bei 6,4 Prozent und in der Testgruppe bei 4,65 Prozent der kontrollierten Implantate festgestellt.

Prävalenz periimplantärer Infektionen

Die Häufigkeitsverteilungen periimplantärer Infektionen in der Test- und Kontrollgruppe sind in Tabelle 3 zusammengefasst. Anhand der standardisierten Kriterien und Falldefinitionen19 konnten bei 70,8 Prozent der Patienten der Kontrollgruppe und bei 69,2 Prozent der Testgruppe eine periimplantäre Mukositis und bei 16,9 Prozent der Patienten der Kontrollgruppe sowie bei 16,9 Prozent der Testgruppe eine Periimplantitis diagnostiziert werden. Auf Implantatlevel zeigten 70,8 Prozent der Implantate in der Kontrollgruppe und 66,9 Prozent in der Testgruppe eine periimplanäre Mukositis. Eine Periimplantitis wurde bei 7 Prozent der Kontroll- und 11 Prozent der Testimplantate diagnostiziert.

Diskussion

In dieser Querschnittsuntersuchung wurde die Prävalenz von periimplantärer Gesundheit oder Infektion bei Patienten mit parodontaler Erkrankung untersucht. Weiterhin wurde in dieser Untersuchung analysiert, ob eine laterale Augmentation (Testgruppe) bei Patienten mit einer Parodontitis einen höheren Risikofaktor darstellt. Betrachtet man die vorliegenden Daten, kann bezüglich der erhobenen klinischen Parameter (mPI, BOP, PD und MR) kein Unterschied zwischen der nichtaugmentierten und der augmentierten Gruppe festgestellt werden (Tab. 2). Die Korrelation zwischen der Parodontitis und periimplantären Infektionen wird in der Literatur beschrieben23. Die Teilnahme an einem systematischen UPT ist essentiell für Patienten, die eine Parodontitis in ihrer Vorgeschichte aufweisen24. Patienten, die nicht regelmäßig an einer systematischen UPT teilnehmen, weisen eine höhere Anfälligkeit in Bezug auf periimplantäre Infektionen auf 25. Für die Prävalenz einer periimplantären Mukositis werden Werte von 42,9 Prozent26 und von 29,48 Prozent (Implantatlevel) sowie 46,83 Prozent (Patientenlevel)4 und in augmentierten Bereichen von 68,0 Prozent (Patientenlevel)27 berichtet. Die angegebenen Prozentzahlen für die Periimplantitis schwanken zwischen 21,7 Prozent26, 9,25 Prozent4 sowie 1,1−85 Prozent28 auf Implantatlevel und 19,83 Prozent4, 0−39,7 Prozent29 und 5 Prozent27 auf Patienten­level. In Studien, die Implantate an Patienten mit einer parodontalen Vorerkrankung sowie mit einer Funktionszeit von unter fünf Jahren untersuchten, lag die Prävalenz der Periimplantitis unter Berücksichtigung eines Knochenabbaus von über 2 mm bei 14,3−26,1 Prozent sowie unter Berücksichtigung eines Knochenabbaus von mehr als 3 mm bei 8,9−17,4 Prozent30. Ferner wurde bei den Implantaten mit einer Funktionszeit von 24 bis 60 Monaten in der Gruppe der augmentierten Implantate bei insgesamt 23,5 Prozent eine Periimplantitis festgestellt sowie bei 8,6 Prozent in der Gruppe der nichtaugmentierten Implantate. Bei den Implantaten mit einer höheren Funktionszeit als 60 Monate wurde in 7,5 Prozent beziehungsweise 5,8 Prozent der Fälle eine Periimplantitis festgestellt30. Im Vergleich dazu lag die Prävalenz bei den Patienten ohne eine Erkrankung des Parodonts bei 3,0−6,1 Prozent30.

Die in dieser Querschnittsarbeit festgestellte Prävalenz der Periimplantitis in der Kontrollgruppe lag bei 16,9 Prozent auf Patientenebene sowie 7 Prozent auf Implantatebene. Die Prävalenz der Periimplantitis in der Testgruppe lag bei 16,9 Prozent (Patientenebene) und 11 Prozent (Implantatebene) und war vergleichbar mit den Ergebnissen einer früheren Querschnittsstudie mit einem ähnlichen Untersuchungsprotokoll31. Nach einem durchschnittlichen Nachuntersuchungszeitraum von 23 Monaten ergab die Untersuchung von 238 Patienten mit insgesamt 512 Implantaten bei 41,6 Prozent der Patienten eine periimplantäre Mukositis und bei 13,9 Prozent eine Periimplantitis. Auf dem Implantatlevel betrachtet waren dies 35,6 Prozent und 7,6 Prozent, wobei beachtet werden muss, dass nur 39 Patienten von 238 als Risikofaktor eine Parodontitis aufwiesen31. In der vorliegenden Querschnittsuntersuchung lag, nach einem mittleren Nachuntersuchungszeitraum von 12,12 Jahren in der Kontrollgruppe und 8,18 Jahren in der Testgruppe, die Prävalenz der periimplantären Mukositits sowohl auf dem Patientenlevel (Kontrollgruppe: 70,8 Prozent; Testgruppe: 69,2 Prozent) als auch auf dem Implantatlevel (Kontrollgruppe: 70,8 Prozent; Testgruppe: 66,9 Prozent) in beiden Gruppen höher als in der oben zitierten Arbeit31. In einer kürzlich durchgeführten klinischen Studie wiesen 81 Prozent der Implantate in der Testgruppe (das heißt, Dehiszenzdefekte nach lateraler Augmentation) und 79 Prozent in der Kontrollgruppe (keine Augmentation) eine Blutung auf Sondierung (BOP) auf und wurden mit einer periimplantären Mukositis diagnostiziert32. Hervorgehoben werden sollte, dass im Gegensatz zu den Ergebnissen der vorliegenden Studie keines der Implantate Anzeichen einer Periimplantitis über den Untersuchungszeitraum von 7,5 Jahren entwickelte32. Die vorhandenen widersprüchlichen Daten wiesen jedoch auf einen Zusammenhang zwischen Knochenaugmentationen und erhöhtem Periimplantitisrisiko (OR = 2) hin33. Darüber hinaus wurde bei Patienten, die eine simultane Augmentation mit Implantation erhalten hatten, im Vergleich zu Patienten mit Implantaten, die in den Residualknochen inseriert wurden, mehr als doppelt so oft (18 Prozent versus 7 Prozent) die Diagnose Periimplantitis (definiert als BOP+ und/oder Eiterung, PD ≥ 4 mm, radiologischer Knochenabbau > 3 mm) gestellt34.

Schlussfolgerungen

Im Rahmen der vorliegenden Querschnittsuntersuchung konnte aufgezeigt werden, dass bei Patienten nach einem mittleren Nachbeobachtungszeitraum von 12,12 ± 7,92 Jahren in der Kontrollgruppe und 8,18 ± 5,65 Jahren in der Testgruppe, die als Risikofaktor eine parodontale Erkrankung aufwiesen, sich in regelmäßigen systematischen UPTs befanden und alle Nichtraucher waren, die Gefahr einer periimplantären Infektion unabhängig davon, ob eine laterale Augmentation simultan zu der Implantation durchgeführt wurde, erhöht ist.

Ein Beitrag von PD Dr. Karina Obreja, Dr. Ausra Ramanuskaite, Dr. Amira Begic, Maria Elisa Galarraga-Vinueza, M.Sc., Prof. Dr. Dr. Dr. Robert Sader, Prof. Dr. Frank Schwarz und Dr. Purina Parvini M. Sc.

Literatur auf Anfrage über news@quintessenz.de

Quelle: Implantologie 2/20 Implantologie Parodontologie