WissenschaftSeiten: 329-335, Sprache: DeutschSelz, Christian F. / Jung, Britta A. / Güß, Petra C.Eine umfassende interdisziplinäre Behandlung von Jugendlichen, die von einer großen Anzahl an angeborenen Zahnnichtanlagen betroffen sind, stellt hinsichtlich des funktionellen und ästhetischen Langzeitergebnisses eine große Herausforderung dar. Herausnehmbare und/oder implantologische Versorgungen sind übliche Behandlungskonzepte der nonsyndromalen Oligodontie im Wachstumsalter, jedoch fehlen klinische Langzeitdaten hinsichtlich ihres Einflusses auf das kraniofaziale Wachstum. Neben direkten Kompositrestaurationen stellen vollkeramische Non-Prep-Onlays/Veneers diesbezüglich eine noninvasive Übergangslösung für jugendliche Oligodontie-Patienten dar. Die vorliegende Kasuistik eines 12-jährigen Patienten zeigt, dass über einen Beobachtungszeitraum von vier Jahren alle persistierenden Milchzähne durch adhäsiv befestigte glaskeramische Onlays und Veneers stabilisiert werden konnten. Intraoral zeigten sich eine stabile Okklusion, gesunde parodontale Verhältnisse und keine Plaqueakkumulation. Weder marginale Verfärbungen noch Sekundärkaries oder Frakturen innerhalb der vollkeramischen Restaurationen konnten beobachtet werden. Darüber hinaus waren keine kraniomandibulären Beschwerden evident.
Schlagwörter: Nonsyndromale Oligodontie, interdisziplinäres Behandlungskonzept, noninvasiv, leuzitverstärkte Glaskeramik, Infraokklusion
RepetitoriumSeiten: 337-348, Sprache: DeutschEngelke, Wilfried / Knösel, MichaelHintergrund und Zielsetzung: Das Kräftegleichgewicht zwischen Lippen und Zunge beeinflusst die Zahnstellung und kann Malokklusionen mitbedingen und verstärken. Die biologischen Funktionen des orofazialen Systems sind bisher nur unzureichend differenziert worden: Die Rolle des weichen Gaumens ebenso wie die Dynamik weiterer am Schluckvorgang beteiligter oraler Weichgewebe, wie Zunge und pharyngealer Sphinkter, sowie deren Interaktion, lassen sich aus bisherigen Modellvorstellungen des orofazialen Systems nicht ableiten. Ebenso ist gesichertes Wissen um das Vorkommen subatmosphärischen intraoralen Drucks mit jenen Modellen unvereinbar. Fränkel stellte bereits 1967 ein einfaches Manöver vor, das durch intraorale Unterdruckbildung eine reziproke Kraftwirkung auf die Zahnreihen ausübt. Somit fehlen orofaziale Modelle, die es erlauben, aktive neuromuskuläre Faktoren, anatomische Gegebenheiten und physikalische Zustände der biologischen Funktionen des orofazialen Systems synoptisch und zugleich differenziert parametrisierbar für wissenschaftliche und klinische Fragestellungen darzustellen.
Methode: Neuromuskuläre und biomechanische Faktoren in der Funktion des orofazialen Systems werden durch ein neues biofunktionelles Modell beschrieben, das nach funktionellen Einheiten, funktionellen Verschlüssen und Funktionskompartimenten differenziert. Die Modellierung erfolgte auf der Basis von gesicherten Erkenntnissen sowie Befunden aktueller Untersuchungen mit der digitalen Volumentomografie.
Ergebnis: Es kann gezeigt werden, dass das biofunktionelle Modell in der Lage ist, die Wirkung von myofunktionellen Verfahren ebenso wie die Kompartimentbildung bei der geschlossenen Ruhelage in Analogie zum dreifachen Mundschluss nach Fränkel abzubilden und somit einen Beitrag zur therapeutischen Erzielung eines oralen Kräftegleichgewichtes leisten kann.
Schlussfolgerung: Mit dem biofunktionellen Modell wird die Grundlage geschaffen, verschiedene biologische Grundfunktionen wie den dreifachen Mundschluss nach Fränkel systematisch zu analysieren und zu parametrisieren, und auf dieser Grundlage therapeutische Konsequenzen mit objektivierbaren Zielparametern zu entwickeln.
Schlagwörter: Orofaziales Kräftegleichgewicht, biofunktionelle intraorale Kompartimentbildung, Fränkel-Manöver
TechnobytesSeiten: 349-365, Sprache: DeutschSchupp, Werner / Boisserée, Wolfgang / Haubrich, Julia / Läkamp, Manfred / Meinzer, MaxDie Okklusion kann Ursache für funktionelle Störungen sein, die das kraniomandibuläre und das muskuloskelettale System (MSS) betreffen. Ist eine Okklusionskorrektur notwendig, sollte diese immer mit dem geringstmöglichen Aufwand erfolgen, um die irreversible Reduktion von Zahnhartsubstanz auf das Notwendigste zu reduzieren. Die Lösung liegt häufig in der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Kieferorthopädie und Prothetik. An einem Patientenbeispiel wird das interdisziplinäre Zusammenwirken dargestellt. Digitale Verfahren nehmen ein immer größeres Spektrum in der Zahnheilkunde und Zahntechnik ein.
Schlagwörter: CMD, Okklusion, Okklusionsschiene, manuelle Medizin, muskuloskelettales System, Kieferorthopädie, Invisalign®, Prothetik, CAD/CAM
Seiten: 367-378, Sprache: DeutschTränkmann, JoachimDiese Arbeit beschreibt die klinischen Möglichkeiten der kieferorthopädischen Behandlung mit Plattenapparaturen. Hierbei dürfen die Funktionen im Vestibulum oris und im Cavum oris durch Plattenapparaturen nicht eingeschränkt oder verändert werden. Der Plattenkörper, die Halteelemente und die aktiven Elemente sind nur in einem vom Weichgewebe tolerierbaren Ausmaß zu gestalten. Die Alveolarfortsatzentwicklung und das Kieferwachstum müssen berücksichtigt werden. Die Anteile einer Plattenapparatur dürfen ebenfalls keine ungewollte Entschlüsselung der Okklusion und Änderung der Kieferposition verursachen. Nach diesen Vorgaben richten sich die Konstruktionen der Plattenkörper und ihre Ausdehnung. Gleiches gilt für die Halteelemente (Dreiecksklammer, modifizierte Adamsklammer, Auflage, Stichklammer) und die Labialbögen. Die aktiven Elemente, hauptsächlich Schrauben, dürfen den Plattenkörper nicht voluminös werden lassen. Vorschubschlaufen lassen aus Ober- und Unterkieferplattenapparatur ein funktionskieferorthopädisches Gerät werden. Behandlungsbeispiele im späten Wechselgebiss veranschaulichen das Beschriebene anhand von Zweitbehandlungen alio loco vortherapierter Patienten.
Schlagwörter: Herausnehmbare Apparaturen, Plattenapparaturen, Labialbogen, Dreiecksklammer, Zahnbogenform, orofaziale Funktion
Seiten: 395-401, Sprache: DeutschTschammler, Claudia / Angermair, Johannes / Grüner, Florian / Nolte, DirkIm Kindes- und Jugendalter stellt ein Frontzahntrauma mit Avulsion der oberen Inzisivi nach wie vor eine Herausforderung für die zahnärztliche Behandlung dar. Eine deutsche Leitlinie, erstellt durch die Fachgesellschaften (DGZMK, DGMKG) zur Behandlung dieses wichtigen Krankheitsbildes, ist erst kürzlich publiziert worden. Es besteht daher dringender Handlungsbedarf für die Festlegung eines allgemein anerkannten Therapiekonzeptes. Die Autoren des vorliegenden Beitrags berichten anhand einer Kasuistik über die traumatische Avulsion mit Zahnverlust der oberen Inzisivi im Kindes- und Jugendalter und legen dar, wie das chirurgische Management der jungen Patienten aussehen könnte. Im Mittelpunkt des vorgestellten Behandlungskonzeptes steht dabei das primäre Ziel, den kindlichen beziehungsweise jugendlichen Kiefer im Hinblick auf sein Wachstumspotenzial bis hin ins Erwachsenenalter günstig zu beeinflussen. Die Kasuistik schreibt den Verlust des oberen mittleren oder seitlichen Schneidezahns im frühen Wechselgebiss (6 bis 10 Jahre): Dieses Altersfenster unserer kleinen Patienten wird in der Regel durch eine Milch-eckzahntransplantation behandelt. Wir berichten über den komplizierten Verlauf bei einem Mädchen, das zunächst auf klassischem Wege mit einer Wurzelkanalbehandlung des Zahns 11 versorgt worden ist und später durch eine Milchzahntransplantation temporär wiederhergestellt werden konnte. Im späten Wechselgebiss (10 bis 16 Jahre) wurde die Patientin von uns dann durch eine Prämolarentransplantation behandelt, die eine permanente, das heißt lebenslange Versorgung für die Patientin darstellt. Die Therapie erfolgt dabei in enger Absprache mit den Kollegen der Kieferorthopädie. Für den Ersatz der oberen Inzisivi werden in der Regel die oberen oder unteren 2. Prämolaren in Abhängigkeit von der gnathologischen Situation (Engstand, Gesichtstyp) als Transplantate verwendet; für den Ersatz der oberen seitlichen Inzisivi werden in der Regel die oberen oder unteren 1. Prämolaren genutzt. Nach unserer Erfahrung stellt die autogene Milcheckzahn- und/oder Prämolarentransplantation die Therapie der ersten Wahl zur Behandlung des dentalen Traumas im Milchgebiss sowie im frühen und späten Wechselgebiss dar, wenn alternative Methoden des Zahnerhalts ausgeschöpft sind. Die Erfolgsrate der Milcheckzahntransplantation liegt bei 86 %, die Überlebensrate der Prämolarentransplantation bei > 90 %.
Schlagwörter: Dentales Trauma, autogene Milchzahntransplantation, Wechselgebiss, Kinderzahnheilkunde, kieferorthopädische Frühbehandlung, Milchzähne, Prämolarentransplantation, Zwei-Phasen-Transplantationskonzept