Seiten: 273-289, Sprache: Englisch, DeutschGiannakopoulos, Nikolaos Nikitas / Roldán-Barraza, CarolinaNeben der Standarduntersuchung ist die wichtigste, bahnbrechende Eigenschaft der neuen DC/TMD ihre diagnostische Zweiachsigkeit. Ziel dieses Beitrags ist es, die Achse II der neuen DC/TMD in Deutschland vorzustellen und die Bedeutung des Screenings bei Fällen mit kraniomandibulärer Dysfunktion (CMD) zu erläutern. In Deutschland hat die Achse II der etablierten RDC/TMD bei Zahnärzten und Spezialisten für orofazialen Schmerz nur geringe Akzeptanz gefunden - vermutlich aufgrund ihrer Komplexität. Die DC/TMD verfolgen bezüglich der Achse II einen vollkommen neuen Ansatz, der ihre Anwendung auch in der allgemeinen Praxis erleichtern dürfte. Sie bestehen aus einem Kern von kurzen, leicht anwendbaren Screening-Fragen, die zu Beginn der Behandlung abgehandelt werden sollten, und bieten darüber hinaus verschiedene Instrumente, die eine Vielzahl klinischer Symptome abdecken.
Die Hauptkomponenten der DC/TMD-Achse II sind:
1. Ein kurzer Anamnesefragebogen, bestehend aus 14 Fragen (einige davon wurden in den Diagnosealgorithmus integriert), in Kombination mit den klinischen Befunden der Achse I, von der ausgehend das Drei-Fragen- Screening für CMD-Schmerzen entwickelt wurde.
2. Ein Fragebogen zur Graduierung chronischer Schmerzen (Graded Chronic Pain Status, GCPS, Version 2.0), der acht Fragen umfasst.
3. Ein Screeninginstrument für Depression und Angst, bestehend aus vier Fragen.
4. Eine Zeichnung zur Angabe der Schmerzlokalisation (Gesicht, Mundbereich und Körper).
5. Eine acht Items umfassende Kurzform der Jaw Function Limitation Scale, um Einschränkungen der Kieferfunktion zu bestimmen (JFLS-8).
6. Eine 21 Fragen umfassende Checkliste oraler Gewohnheiten zur allgemeinen Bestimmung von Parafunktionen.
Da die beiden letztgenannten Instrumente noch nicht etabliert sind, kann das CMD-Screening auch mithilfe einiger Fragen und einer Schmerzzeichnung adäquat durchgeführt werden. Zur Absolvierung aller genannten Instrumente und Auswertung ihrer Ergebnisse ist nur wenig Zeit erforderlich, und die Durchführung ist mit den Routineabläufen einer Zahnarztpraxis vereinbar. Der Einsatz des vorgestellten Screening-Konzepts ist für die vollständige Diagnostik der CMD-Patienten und den rechtzeitigen Einsatz geeigneter therapeutischer Maßnahmen unerlässlich.
Schlagwörter: Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders, Screening, Diagnosekriterien, kraniomandibuläre Dysfunktion, Myoarthropathie
Seiten: 291-302, Sprache: Englisch, DeutschJung, Marvin / Wissing, Michael / Motschall, Edith / Türp, Jens ChristophHintergrund: Innerhalb der therapeutischen Primärstudien weisen randomisiert-kontrollierte Studien (RCTs) die höchste Evidenzstärke auf. Bislang war nicht bekannt, wie sich in den verschiedenen Fachgebieten der Zahnmedizin die Zahl der Artikel über RCTs quantitativ darstellt.
Methode: In PubMed wurden die zehn zahnmedizinischen Fachgebiete mit den meisten bis Dezember 2016 erfassten RCT-Artikeln ermittelt und ihr prozentualer Anteil von allen Artikeln des jeweiligen Fachbereichs berechnet. Ferner wurde die Verteilung der jahresbezogenen Häufigkeiten der RCT-Artikel für die Zahnmedizin allgemein sowie für den Bereich kraniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) aufgezeichnet. Für die Jahre 2017 bis 2030 wurde der weitere Verlauf prognostisch abgeschätzt.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 8.540 RCT-Artikel identifiziert. Präventivzahnmedizin und Parodontologie befinden sich numerisch und prozentual auf den oberen Plätzen, während der Tätigkeitsbereich CMD auf dem achten Rang liegt. Im Laufe der Zeit konnte ein sichtbarer Anstieg der pro Jahr publizierten RCT-Artikel festgestellt werden. Dieser Trend wird sich auch in den Jahren bis 2030 fortsetzen.
Schlussfolgerung: Die Inhalte der RCT-Artikel hoher methodischer Qualität sollten Zahnärzten bekannt sein und in die klinische Entscheidungsfindung einfließen.
Schlagwörter: Zahnmedizinische Fachgebiete, randomisierte kontrollierte Studie, Prognose, PubMed, Verschlagwortung, Suchstrategie
Seiten: 303-312, Sprache: Englisch, DeutschImhoff, Bruno / Hugger, Alfons / Schmitter, Marc / Bermejo, Justo LorenzoIm Rahmen einer retrospektiven Studie (Study of TMD patients in general dentistry offices [STING]) wurden von zehn niedergelassenen Zahnärzten Daten in Bezug auf die Behandlung von CMD-Patienten ausgewertet. Ziel dieser Studie war die Identifizierung von Risikofaktoren, die zu einem Misserfolg in der Behandlung führen können. Hierzu wurden die Karteikarten von 1.041 CMD-Patienten in einem Auswertungsschema erfasst, kategorisiert und statistisch mittels SPSS 23® unter Anwendung der Methode "binäre logistische Regression" ausgewertet.
Keinen signifikanten Einfluss auf den Behandlungserfolg hatten die Parameter Geschlecht, Alter, Anzahl und Dauer der Beschwerden. Auch einzelne Beschwerdebilder wie Schmerzen im Bereich der Wange, des Nackens, des Ohres sowie Kopfschmerz vom Spannungstyp und funktioneller Zahnschmerz waren in Bezug auf die Zielvariable Behandlungserfolg nicht signifikant.
Als Risikofaktoren für einen Behandlungserfolg konnten identifiziert werden: dysfunktionaler Schmerz (OR 6,4), multilokulärer Schmerz (OR 8,2), die Hauptbeschwerdebilder Schwindel (OR 13,2), Migräne (OR 4,9), Tinnitus (OR 4,1) und okklusaler Dyskomfort (OR 3,9). Der letztgenannte Zusammenhang wies eine deutliche Korrelation zu einer erhöhten Achse-II-Belastung auf, wie sie auch in der Gruppe Tinnitus, Migräne und Schwindel ermittelt wurde.
Schlagwörter: CMD-Patienten, Risikofaktoren, Achse-II-Belastung, persistierender Schmerz, chronischer Schmerz, multilokulärer Schmerz, okklusaler Dyskomfort, Aufbissschiene