WissenschaftSeiten: 320-328, Sprache: DeutschPrause, Elisabeth / Nicic, Robert / Beuer, Florian / Hey, JeremiasFallberichtEinführung: Die Rekonstruktion generalisierter Zahnhartsubstanzdefekte stellt eine therapeutische Herausforderung dar. Vor mehr als zehn Jahren wurden Konzepte auf der Basis von noninvasiven Vorgehensweisen veröffentlicht. Die aufwendige Vorgehensweise verhinderte einen flächendeckenden Einsatz. Die additive Fertigung eröffnet dafür neue Chancen. In einer klinischen Untersuchung wird die Bewährung gedruckter Aufbisse aus Hybridmaterial validiert. Exemplarisch für diese Studie wird im Folgenden ein Patientenfall erläutert.
Behandlungsmethode: Im dargestellten Patientenfall bestand die Problematik eines generalisierten, ausgeprägten Erosionsgebisses. Die Rekonstruktion basierte auf einem volldigitalen Workflow und führte zu 27 gedruckten Aufbissen im Non-prep-Design aus einem Hybridmaterial. Nach Eingliederung erfolgten eine Farbbestimmung mittels Spektralfotometers sowie ein Intraoralscan zur Beurteilung des Verschleißverhaltens. Beide Maßnahmen wurden nach sechs, zwölf, 24 und 36 Monaten wiederholt.
Ergebnisse: Nach zwölf Monaten Tragezeit wurden ein durchschnittlicher Materialverschleiß von 0,09 mm und eine Farbveränderung von ΔE = 6,3 ± 2,3 ermittelt. Zudem kam es zu drei Abplatzungen.
Schlussfolgerung: Das Patientenbeispiel zeigte die Verwendung gedruckter Hybridmaterialien als noninvasive Therapiemaßnahme. Eine schnelle Verbesserung der Ästhetik, verbunden mit einer Bisshebung, wurde ohne eine langwierige Vorbehandlung mittels Bisshebungsschiene erreicht. Zur weiteren Beurteilung der Behandlungsoption müssen die Ergebnisse einer größeren Kohorte über einen längeren Zeitraum abgewartet werden.
Schlagwörter: 3D-Druck, Abrasion, additive Fertigung, Bisshebung, CAD/CAM, Erosion
WissenschaftSeiten: 330-339, Sprache: DeutschGraetz, Christian / Westphal, Pia / Cyris, Miriam / Härdter, Ann-Kristin / Rabe, Johanna / Geiken, Antje / Dörfer, Christof / Sälzer, SonjaOriginalarbeitEinführung: Gummierte Interdentalraumpicks (IRP) werden meist als eine einfach anzuwendende Form der häuslichen Interdentalraumpflege (IDRP) vermarktet. Obwohl wissenschaftliche Studien eine große Patientenakzeptanz zeigen, ist die Evidenzlage zur Auswahl und Präferenz der IRPs in der zahnärztlichen Praxis unklar. Mit dieser Studie soll deshalb die Frage beantwortet werden, welche Typen, Formen und Anwendungseigenschaften die Benutzerfreundlichkeit der IRPs positiv beeinflussen.
Methode: Die fragebogen- und anwendungsbasierte Studie (Ethikvotum: KI-411/18) wurde in den Jahren 2018 und 2021 an drei deutschen Fortbildungsstandorten durchgeführt. Nach schriftlicher Einwilligung wurden den teilnehmenden zahnmedizinischen Fachangestellten (ZF) sechs metallfreie IDRP-Hilfsmittel ausgehändigt (fingerförmige (fIRP) in drei Größen, noppenförmige (nIRP) in zwei Größen, Zahnhölzchen in einer Größe). Die ZFs wurden online und anonymisiert befragt. Insgesamt wurden elf Kriterien (Likert-Items 1 – 5: von „trifft zu/sehr zufriedenstellend/sehr wahrscheinlich“ bis „trifft nicht zu/sehr unzufriedenstellend/sehr unwahrscheinlich“) abgefragt, u. a. Einführbarkeit, Reinigungskapazität und Stabilität, und die Ergebnisse überwiegend deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen 354 ZFs teil. Es wurde eine Rücklaufquote von 45,23 % (90/199) im Jahr 2018 und von 65,16 % (101/155) im Jahr 2021 mit vollständiger Beantwortung aller Fragen erreicht. Die ZFs bewerteten die fIRPs (Median (Perzentile (25/75)): 2 (1/2)) und die nIRPs (Median (Perzentile (25/75)): 2 (1/3)) als am benutzerfreundlichsten. Mit Ausnahme des Items „Geschmack“ (p ≥ 0,857) schnitt das Zahnholz in zehn von elf Items im Vergleich zu den fIRPs und nIRPs signifikant schlechter ab (p < 0,001). Die nIRPs und fIRPs unterschieden sich nur in der Bewertung der Stabilität signifikant (nIRPs vs. fIRP: (2 (2/3)) vs. (2 (1/2); p < 0,001). Eine Regressionsanalyse (neun Variablen) zeigt, dass die Variablen „Einführbarkeit“ (OR = 1,615, p = 0,047), „Handhabung“ (OR = 22,720, p < 0,001), „Reinigungskapazität“ (OR = 2,754, p < 0,001), „Stabilität“ (OR = 2,865, p < 0,001) und „Missempfindungen“ (OR = 0,528, p = 0,005) einen signifikanten Einfluss auf die „Benutzerfreundlichkeit“ haben.
Diskussion: Die Studienergebnisse zeigen, dass neuartige IRPs von den befragten ZFs als benutzerfreundlicher empfunden werden als konventionelle Zahnhölzer.
Schlussfolgerung: Unter Berücksichtigung der studienbedingten Limitationen beurteilten die ZFs die fIRPs als signifikant stabiler als die nIRPs, während beide IRP-Formen als benutzerfreundlicher als ein Zahnholz bewertet wurden.
Schlagwörter: gummierte Interdentalraumpicks, häusliche Zahnzwischenraumpflege, Instruktion, Zahnhölzer, Zahnmedizinische Fachassistenz
WissenschaftSeiten: 340-347, Sprache: DeutschGroß, DominikLeben und Werk des DGZMK-Präsidenten Rudolf Naujoks (1919 — 2004)Einleitung: Der Name Rudolf Naujoks steht bei vielen Zahnärzten bis heute für hochkarätige grundlagenorientierte Forschung und berufspolitisches Engagement. Der vorliegende Beitrag nimmt dieses positive, aber allgemeine Image zum Anlass, Naujoks konkreten Einfluss auf die Entwicklung der Zahnheilkunde en détail herauszuarbeiten; ein weiteres Augenmerk gilt seinem Verhältnis zum Nationalsozialismus.
Material und Methode: Methodische Grundlage der Studie sind Akten aus dem Staatsarchiv Hamburg. Zudem erfolgte eine Recherche im Bundesarchiv Berlin. Als weitere Quellen wurden die wissenschaftlichen Publikationen von Naujoks sowie die zu seiner Person verfügbare Sekundärliteratur ausgewertet.
Ergebnisse: Naujoks gehörte in der zweiten Jahrhunderthälfte zu den nachhaltigsten Modernisierern der deutschen Zahnheilkunde. In seine Amtszeit als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) fiel die Etablierung der APW (1974) und etlicher Arbeitskreise – Gründungen, die die weitere Entwicklung der DGZMK und darüber hinaus wesentlich katalysierten. Wissenschaftlich trat er v. a. durch innovative Forschungen zur Kariesprophylaxe und zur Fluoridierung hervor. Hinweise auf eine (partei)politische Nähe zum Nationalsozialismus fanden sich nicht.
Diskussion und Schlussfolgerung: Naujoks weist gegenüber seinen Vorgängern mehrere Alleinstellungsmerkmale auf: Sie betreffen seinen Ausbildungsweg, sein Verständnis vom Fach Zahnheilkunde, seinen Forschungsansatz, seine Publikationspraxis, seine Vision in Bezug auf die DGZMK und seine politische Orientierung. Anhand der besagten Merkmale lässt sich zeigen, dass Naujoks sowohl innerhalb der DGZMK als auch innerhalb der universitären Zahnheilkunde einen weitreichenden Paradigmenwechsel einleitete.
Schlagwörter: APW, DGZMK, Fluoridierung, Kariologie, Nationalsozialismus
GesellschaftSeiten: 350-355, Sprache: DeutschStrietzel, Frank Peter / Jackowski, JoachimRezidivierende Aphthen gehören zu den häufigsten Erkrankungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Sie beginnen meist im zweiten und dritten Lebensjahrzent. Orale Aphthen sind jedoch auch bei Kindern und Jugendlichen die häufigste Mundschleimhautläsion. Rezidivierende Aphthen können familiär gehäuft auftreten. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, Zahnärzten, Fachzahnärzten sowie Ärzten und Fachärzten für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie oder Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie sowie Fachärzten für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Innere Medizin und Gastroenterologie, Kinder- und Jugendmedizin mit Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie, Kinder- und Jugend-Rheumatologie sowie Fachärzten für Pathologie eine Hilfestellung für den Umgang mit Patienten mit oralen und pharyngealen Aphthen oder aphthoiden Läsionen anzubieten. Aus der unklaren Ätiologie oraler und pharyngealer Aphthen sowie aphthoider Läsionen, dem Auftreten mit unterschiedlich beeinträchtigenden Häufigkeiten und Erscheinungsbildern, einer relativ großen Spannweite der Dauer der Erkrankung mit rezidivierenden Aphthen zwischen wenigen Monaten und bis zu 40 Jahren sowie möglichen damit im Zusammenhang stehenden systemischen Erkrankungen und den sich daraus ergebenden verschiedenen differenzialdiagnostischen Abwägungen können diagnostische und therapeutische Unsicherheiten entstehen. Als Differenzialdiagnosen der Aphthen kommen Malignome und deren Vorstufen, andere Stomatopathien, reaktive Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut, gastrointestinale Erkrankungen, mukokutane Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, bullöse und lichenoide Dermatosen und Infektionskrankheiten in Betracht.
Schlagwörter: Aphthen, aphthoide Läsionen, Autoimmunerkrankungen, Immunsuppressiva, systemische Erkrankungen
GesellschaftSeiten: 356-364, Sprache: DeutschGhanaati, Shahram / Al-Maawi, Sarah / Sader, RobertPlatelet-Rich-Fibrin (PRF) ist ein autologes Blutkonzentrat, das aus dem patienteneigenen peripheren Blut mittels Zentrifugation gewonnen wird. Es bringt das patienteneigene regenerative Potenzial in Anwendung und bietet Vorteile für den Regenerationsprozess. Die aktuelle Leitlinie ist weltweit die erste Leitlinie zur Überprüfung der klinischen Wirksamkeit von PRF in unterschiedlichen präimplantologischen und implantologischen Indikationen im Vergleich zu einer vernünftigen Kontrollgruppe. Ein übergeordnetes Ziel der Leitlinie war es, die jeweiligen Indikationen fokussiert zu betrachten, um eine genaue und indikationsbasierte Therapieempfehlung definieren zu können. Des Weiteren ist das Ziel der Leitlinie, eine Entscheidungshilfe zu Platelet-Rich-Fibrin (PRF) im Rahmen der dentalen Implantologie zu geben. Der Behandler soll Vor- und Nachteile sowie Risiken der Behandlung einschätzen und Patienten Behandlungsalternativen im Rahmen eines informed consent vorschlagen können. Dem Patienten soll eine nachhaltige und sichere Versorgung empfohlen werden. Übergeordnetes Ziel der Leitlinie ist damit die Verbesserung der Versorgungsqualität für die betroffenen Patienten. In diesem Zusammenhang wird die aktuelle Literatur systematisch untersucht, und es werden evidenzbasierte Empfehlungen zu den jeweiligen Indikationen herausgearbeitet.
Schlagwörter: Alveolenheilung, Implantologie, Leitlinie, Platelet-Rich-Fibrin (PRF), Socket preservation
GesellschaftSeiten: 366-369, Sprache: DeutschArbeitskreis Ethik der DGZMKEine Betrachtung aus ethischer SichtSeit vielen Jahren arbeiten Zahnärzte und Zahntechniker zum Wohle der Patienten erfolgreich zusammen. Diese gute Zusammenarbeit unterliegt ständigen Neu- und Weiterentwicklungen, die die zahnmedizinische Versorgung unterstützen. Dafür werden transparente Regeln als Grundlage benötigt, die von Zahnärzten und Zahntechnikern stets zu beachten sind. Der Arbeitskreis Ethik der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e. V. hat diese Zusammenarbeit im nachfolgenden Positionspapier eingehend erörtert sowie die Grundlagen und Regeln zusammengefasst. Die vorliegende Zusammenfassung ist ein möglicher Baustein in der beruflichen Aus- und Fortbildung von Zahnärzten und Zahntechnikern.