WissenschaftSeiten: 236-254, Sprache: DeutschKrämer, Susanne / Has, Cristina / Jackowski, Jochen / Schilke, Reinhard / Adali, Ufuk / Fischer, Priska / Bekes, Katrin / Véliz, Sebastián / Hillebrecht, Anna-LenaHintergrund: Epidermolysis bullosa (EB) bezeichnet eine Gruppe genetischer Erkrankungen, die neben einer Schädigung der Haut auch zu multiplen oralen Manifestationen führt. Zum Erhalt eines Maximums an Mundgesundheit und mundgesundheitsbezogener Lebensqualität bedarf es einer speziellen zahnmedizinischen Betreuung dieser Personen.
Ziele: Bereitstellung einer Zusammenfassung der wichtigsten Empfehlungen der „Klinischen Praxisleitlinie 2020: Mundgesundheitliche Versorgung von Kindern und Erwachsenen mit Epidermolysis bullosa“ für Zahnmediziner/-innen in Deutschland.
Schlussfolgerungen: Die Manifestation mit EB assoziierter oraler Weich- und Hartgewebsschädigungen unterscheidet sich je nach Subtyp der Grunderkrankung. Die spezifischen oralen Manifestationsmuster der EB-Subtypen sollten bei der zahnmedizinischen Betreuung und Therapie dieser vulnerablen Patienten/‑innengruppe berücksichtigt werden.
Schlagwörter: Epidermolysis bullosa, Komplikationen, Oral Care, Restauration, Schmerz
WissenschaftSeiten: 256-264, Sprache: DeutschEichhorn, Pernille / Türp, Jens ChristophQualitätsanalyse zahnärztlicher Webseiten in DeutschlandEinleitung: Kraniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) sind in der Bevölkerung weit verbreitet, und Diagnostik und Therapie von CMD-Patienten sind durch eine große Praxisvielfalt gekennzeichnet. Dies spiegelt sich unter anderem auf zahnärztlichen Webseiten wider. Die letzte Untersuchung der Qualität der dort gemachten Aussagen fand in Deutschland im Jahr 2000 statt. Ziel unserer Studie war es daher, nach mehr als 20 Jahren die CMD-bezogenen diagnostischen und therapeutischen Angebote anhand von 30 Webseiten von in Deutschland tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzten zu analysieren, die laut Selbstauskunft das Gebiet CMD fachlich abdecken.
Methoden: Nach Eingabe des Suchstrings CMD Behandlung Zahnarzt Deutschland in Google wurden die ersten 30 relevanten Webseiten zahnärztlicher Praxen analysiert. Die jeweils angebotenen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen wurden tabellarisch erfasst und unter Berücksichtigung der aktuellen Empfehlungen der American Academy of Orofacial Pain (AAOP) qualitativ bewertet.
Ergebnisse: Es zeigten sich eine große Praxisvariabilität und erhebliche Abweichungen von den in den AAOP-Empfehlungen dargelegten internationalen Standards. So führen mehr als zwei Drittel der Webseiten eine instrumentelle Funktions- oder Okklusionsanalyse an, während auf (schmerzbezogene) psychosoziale Diagnostik nirgendwo eingegangen wird. Für invasive Maßnahmen (okklusales Einschleifen, zahnärztlich-prothetische Behandlung, Orthodontie/Kieferorthopädie) werben knapp zwei Drittel der Webseiten. Auf keiner Webseite werden alle als sinnvoll erachteten Therapiemaßnahmen angeboten.
Schlussfolgerung: Je nach Wahl der Therapeuten besteht für CMD-Patienten die Gefahr einer diagnostischen und therapeutischen Fehlversorgung.
Schlagwörter: Internet, Kiefergelenkbeschwerden, Patientenaufklärung, Patientensicherheit, Über-, Unter-, Fehlversorgung
WissenschaftSeiten: 266-273, Sprache: DeutschGroß, DominikDer DGZMK-Präsident und Tübinger Ordinarius Eugen Fröhlich (1910 — 1971)Einleitung: Der Name Eugen Fröhlich steht bis heute für erfolgreiches Wirken in Wissenschaft und Berufspolitik. Doch was kennzeichnet seinen Einfluss auf die Entwicklung der Zahnheilkunde und wie war sein Verhältnis zum Nationalsozialismus? Ebendiesen Fragen geht der vorliegende Beitrag nach.
Material und Methode: Grundlage der Studie sind u. a. Primärquellen des Landesarchivs Baden-Württemberg sowie des Universitätsarchivs und der Universitätsbibliothek Tübingen. Des Weiteren wurden Dokumente des Bundesarchivs Berlin ausgewertet. Zudem erfolgte eine umfassende Analyse der Publikationen von und über Fröhlich.
Ergebnisse: Fröhlich hinterließ deutliche Spuren auf der institutionellen, fachpolitischen und wissenschaftlichen Ebene: In Tübingen nahm er maßgeblichen Einfluss auf den 1968 abgeschlossenen Klinikneubau und die Reorganisation der Klinikstrukturen, in Ulm stieß er die Gründung der heutigen Universitätszahnklinik an. Berufspolitisch wirkte er als Vorsitzender der ARPA, der zahnärztlichen Dozentenvereinigung und der DGZMK, wissenschaftlich trat er v. a. mit Beiträgen zur Kieferchirurgie, Prothetik und Parodontologie hervor. Im „Dritten Reich“ war Fröhlich u. a. Mitglied der NSDAP und der SA. Diskussion und Schlussfolgerung: Fröhlich ist als wichtiger Förderer der institutionellen Entwicklung der universitären Zahnmedizin anzusehen. Er initiierte den Tübinger Klinikneubau und veranlasste die Etablierung mehrerer selbstständiger Lehrstühle in der Zahnheilkunde und wurde damit zum Vorbild für andere Standorte. Mit seinem sichtbaren Wirken in der ARPA rückte er zudem das Fach Parodontologie in den Fokus, und mit der Einführung des Terminus „Dysgnathie“ setzte er sich ein fachliches Denkmal. Fröhlichs politische Rolle im „Dritten Reich“ war die eines Mitläufers. Nach 1945 versuchte er allerdings durch Halbwahrheiten und Beschönigungen eine Distanz zum Nationalsozialismus glaubhaft zu machen.
Schlagwörter: ARPA, DGZMK, Dysgnathie, Nationalsozialismus, Tübingen
GesellschaftSeiten: 276-285, Sprache: DeutschMorbach, Thomas / Tabb, Burkhard / Al-Nawas, Bilal / Heider, JuliaAktuelle evidenzbasierte EmpfehlungenMit der im Oktober 2021 veröffentlichten S2k-Leitlinie „Zahnärztliche Behandlungsempfehlungen von Kindern und Erwachsenen vor und nach einer Organtransplantation“ (AWMF-Registernummer: 083-035) wurde ein breit konsentierter, evidenzbasierter Rahmen geschaffen, innerhalb dessen die zahnärztliche Diagnostik und Therapie vor, während und nach einer Organtransplantation abgebildet ist. Die Kapitel wurden zeitlich getrennt in einen Teil:
- vor der Organtransplantation
- die ersten sechs Monate nach der Organtransplantation
- mehr als sechs Monate nach der Organtransplantation
- mit Abstoßungsreaktion
- ohne Abstoßungsreaktion
- zahnärztliche Behandlungsempfehlungen von Kindern vor und nach Organtransplantation
In jedem Kapitel wurde ein allgemein gültiger Teil besprochen. Dieser untergliedert sich in Aufklärung, Mundhygiene, Recall, Stressreduktion, Therapieplan, Optimierung der Mundhygiene, Perioperative Antibiotikaprophylaxe, Antibiotikatherapie. Im Anschluss wird auf Besonderheiten eingegangen, die sich durch das jeweils betroffene zu transplantierende oder bereits transplantierte Organ ergeben.
Schlagwörter: Herztransplantation, Immunsuppression nach Organtransplantation, Lebertransplantation, Lungentransplantation, Nierentransplantation, zahnärztliche Risiken nach Organtransplantation, zahnärztliche Risiken vor Organtransplantation, Zahnsanierung Organtransplantation
GesellschaftSeiten: 286-295, Sprache: DeutschSagheb, Kevyan / Sagheb, Kawe / Schiegnitz, Eik / Nölken, Robert / Wentaschek, Stefan / Walter, ChristianNeue S2k-LeitlinieZielsetzung und Fragestellung: Das Ziel dieser neu erstellten S2k-Leitlinie (AWMF-Registernummer: 083-040, gültig bis 01. Dezember 2027) ist es, den Anwendenden bei geplanter Zahnextraktion mit anschließender implantologischer Rehabilitation eine Entscheidungshilfe für den geeigneten Implantationszeitpunkt zu geben. Hierzu ist es entscheidend, die möglichen Risiken und Komplikationen zu kennen, um den Patienten eine nachhaltige und sichere Versorgung empfehlen zu können. Somit ist das übergeordnete Ziel dieser Leitlinie die Verbesserung der Versorgungsqualität für die betroffenen Patienten. Hierfür wird der aktuelle wissenschaftliche Kenntnisstand zur Auswahl des Implantationszeitpunkts systematisch aufbereitet.
Schlagwörter: Implantation, Implantatstionszeitpunkt, Sofortimplantation