Parodontologie, 2/2023
Seiten: 181-195, Sprache: DeutschEickholz, Peter / Schacher, Beate / Schnabl, Dagmar / Kapferer-Seebacher, Ines / Nickles, KatrinPalmoplantare Hyperkeratosen und ParodontitisDas Papillon-Lefèvre-Syndrom (PLS) ist mit einer Prävalenz von 1−4 Fällen unter 1 Million Menschen eine seltene genetische Erkrankung. PLS ist gekennzeichnet durch Hyperkeratosen an Hand- und Fußflächen sowie schwere und rasch voranschreitende Parodontitis, die Milch- und bleibende Zähne befällt. Dem Syndrom liegen homozygote oder gemischt-heterozygote Mutationen des Gens zugrunde, das die Dipeptidyl-Aminopeptidase Cathepsin C (CTSC) codiert, die zu einem Funktionsverlust des Gens führen. In den meisten beschriebenen Fällen wurde Aggregatibacter actinomycetemcomitans im subgingivalen Biofilm nachgewiesen. Während der Phagozytose wird das bakterizide Peptid LL-37 (Cathelicidin) durch die von CTSC abhängige Proteinase 3 aktiviert. LL-37 wirkt stark antimikrobiell gegen die meisten Stämme von A. actinomycetemcomitans. Ohne CTSC wird das antimikrobielle LL-37 nicht aktiviert. Bei einigen PLS-Patienten konnte die Parodontitis mittels systematischer Parodontitistherapie − bestehend aus Mundhygieneinstruktionen (Stufe 1), Extraktion hoffnungsloser Zähne, subgingivaler Instrumentierung (Stufe 2) mit adjuvanter systemischer Antibiotikagabe und schließlich intensiver unterstützender Parodontitistherapie (UPT) − gestoppt werden. Mikrobiologisches Monitoring spielt bei der Kontrolle einer (Re-)Infektion mit A. actinomycetemcomitans eine Rolle. Implantate bei PLS-Patienten, die nicht regelmäßig an der UPT teilnahmen, zeigten ein hohes Risiko für Periimplantitis und Implantatverlust. Bis heute ist nicht völlig geklärt, warum manche PLS-Patienten gut auf eine Parodontitistherapie ansprechen und andere nicht. Es scheint aber, dass eine frühe Diagnose und systematische Therapie mit Suppression von A. actinomycetemcomitans unter die Nachweisgrenze und eine eng getaktete UPT langfristigen Zahnerhalt begünstigen oder zumindest Zahnverlust deutlich reduzieren.
Manuskripteingang: 15.12.2022, Annahme: 12.03.2023
Schlagwörter: Papillon-Lefèvre-Syndrom, Aggregatibacter actinomycetemcomitans, Parodontitis, Langzeiterfolg
The International Journal of Oral & Maxillofacial Implants, 2/2021
Seiten: 271-280, Sprache: EnglischIatrou, Panagiotis / Chamilos, Christos / Nickles, Katrin / Ratka, Christoph / Eickholz, Peter / Petsos, Hari
Purpose: Assessment of in vitro efficacy of three different nonsurgical implant surface decontamination methods in three peri-implant bone defect simulation models.
Materials and methods: A total of 180 implants were allocated to differently angulated (30, 60, and 90 degrees) peri-implant bone defect resin models, each covered by a mucosa mask. All implants were stained with indelible red color and assigned to one of the three defect models. In each simulated bone defect group, 20 implants were decontaminated for 2 minutes with a curette (CUR), sonic scaler (SOSC), or air-powder abrasion device (APA) with glycine powder. Photos were taken from both sides of each implant to measure the percentage of uncleaned implant surface area. Scanning electron microscopy (SEM) was used to assess the implant surface for morphologic damage.
Results: Among the three defect angulations, a significantly different cleaning efficacy (P < .001) for each treatment method was found (30 degrees: CUR [67.33%], SOSC [62.70%], APA [39.33%]; 60 degrees: CUR [61.59%], SOSC [54.31%], APA [23.91%]; 90 degrees: CUR [66.82%], SOSC [55.77%], APA [28.03%]). SEM did not show any considerable surface damage after APA treatment in comparison with after CUR or SOSC.
Conclusion: Air-powder abrasion proved to be the most efficient nonsurgical treatment device for each type of defect in this in vitro model with the least noticeable surface change. No decontamination method resulted in complete cleaning of the color remnants on the implant surface.
Schlagwörter: abrasion, decontamination, dental air, dental implant, peri-implantitis
Parodontologie, 2/2021
Seiten: 181-196, Sprache: DeutschPetsos, Hari / Eickholz, Peter / Nickles, KatrinIn der derzeitigen Literatur werden Erfolge regenerativer Therapieverfahren über einen Zeitraum von bis zu 26 Jahren beschrieben, die in dieser Literaturübersicht zusammengefasst und dem Leser präsentiert werden sollen. Zehn wissenschaftliche Originalarbeiten dokumentieren dabei regenerative Therapieerfolge infraalveolärer Knochendefekte über 10−26 Jahre und zwei Therapieerfolge nach der Behandlung von Furkationsdefekten über bis zu 10 Jahre. Allen Arbeiten gemeinsam ist, dass sie zeigen, dass sowohl infraalveoläre Defekte als auch bukkale und linguale Grad-II-Furkationsdefekte hinsichtlich ihres nach 9−12 Monaten regenerierten Attachments langfristig erfolgreich behandelt und stabil gehalten werden können. Eine signifikante klinische Überlegenheit gegenüber konventionellen Zugangslappenoperationen ist nicht durchgängig zu beobachten. Tendenziell weisen regenerative Therapieverfahren dennoch nach wie vor höhere Attachmentgewinne bzw. niedrigere Attachmentverluste als konventionelle Zugangslappenoperationen auf. Überlebensraten regenerativ behandelter Zähne mit infraalveolären Defekten zwischen 52,9 % und 95,1 % nach bis zu 26 Jahren variieren stark. Diese rechtfertigen dennoch vor dem Hintergrund der in den vergangenen Jahren zunehmend mikrochirurgischer gewordenen Techniken und der daraus resultierenden verbesserten Wundheilung ihren Einsatz, um Zähne zu erhalten. Über 10−26 Jahre zeigen Raucher weniger stabile Therapieergebnisse als Nichtraucher. Eine regelmäßige unterstützende Parodontitistherapie (UPT) scheint die Therapieergebnisse hingegen zu stabilisieren. Diabetes, schlechte Mundhygiene, Sondierungstiefen zu Therapiebeginn sowie Attachmentverluste ≥ 7 mm ein Jahr postoperativ wurden vereinzelt als Risikofaktoren für weitere Attachmentverluste beschrieben.
Manuskripteingang: 19.10.2020, Annahme: 10.03.2021
Schlagwörter: Knochentaschen, infraalveoläre Defekte, Langzeitergebnisse, Langzeiterfolg, gesteuerte Geweberegeneration, Schmelz-Matrix-Proteine
Parodontologie, 1/2021
Seiten: 73-87, Sprache: DeutschPetsos, Hari / Elez, Ivana / Eickholz, Peter / Aldiri, Talal / Schacher, Beate / Nickles, KatrinEine DiagnostikstudieZiel dieser Studie ist es, Analysen subgingivaler Plaqueproben mit Strip-Polymerase-Ketten-Reaktion (Strip-PCR) im Labor und vor Ort (als Praxisvariante) zu vergleichen. Insgesamt wurden 20 Patienten (6 Frauen) im Durchschnittsalter von 56,5 ± 15,0 Jahren mit den Diagnosen unbehandelte aggressive (n = 6) oder generalisierte schwere chronische (n = 14) Parodontitis eingeschlossen. An der jeweils tiefsten Tasche jedes Quadranten wurden jeweils zwei sterile Papierspitzen gleichzeitig subgingival platziert und für 20 Sekunden belassen. Anschließend wurde jeweils eine Papierspitze von jeder Stelle in eines von zwei separaten Transportgefäßen gegeben und mit je einer Papierspitze von den anderen drei Stellen des gleichen Patienten gepoolt.
Von den so entstandenen zwei Poolproben wurde eine zur Auswertung ins Labor geschickt
(Hain micro-IDent, Fa. Hain Lifescience, Nehren) und die andere vor Ort (Hain micro-IDent direct, Fa. Hain Lifescience) für das Vorliegen von Aggregatibacter actinomycetemcomitans (Aa) und Porphyromonas gingivalis (Pg) ausgewertet. Beide Analyseverfahren kamen für Aa zu identischen Ergebnissen (positiv: 6; Cohens Kappa = 1,0; p < 0,001). Für Pg waren 8 Proben mit „Chairside“-Methode (vor Ort) und 9 mit Labor positiv (Cohens Kappa = 0,90; p = 0,001). Die Analysen zum Vergleich der Auswertung subgingivaler Plaqueproben mit Strip-PCR im Labor und vor Ort zeigen für Aa und Pg sehr gut übereinstimmende Ergebnisse.
Manuskripteingang: 06.08.2019, Annahme: 24.02.2020
Schlagwörter: dentale Plaque, Mikrobiologie, Parodontitis, Aggregatibacter actinomycetemcomitans, Porphyromonas gingivalis