Seiten: 45-56, Sprache: Englisch, DeutschHellmann, Daniel / Schindler, Hans J.Im Rahmen der prothetisch-/rekonstruktiven und der funktionstherapeutischen Zahnheilkunde ist die Kieferrelation von zentraler Bedeutung. Leider haben wechselnde Definitionen für die Lage der zentrischen Kondylenposition, die sich in der Vergangenheit von posterior über kranial nach ventro-kranial geändert haben, zu Verunsicherungen geführt. Der Präzision bei der Kieferrelationsbestimmung sowie bei deren Überführung in eine prothetische Restauration oder einen Aufbissbehelf sind verfahrensbedingte Grenzen gesetzt. Die Reproduzierbarkeit von Registrierungen und die räumlichen Abweichungen zwischen der registrierten Position und der Kieferposition nach Eingliederung der Restauration liegen unter günstigen klinischen Bedingungen im Bereich von etwa 0,2 bis 0,3 mm. Betrachtet man Steuermechanismen von natürlichen Kieferbewegungen, ist die interferenzfreie Einnahme der Interkuspidation (IKP) die Zielvariable, der sich die Steuervariablen der Muskelaktivität und der Gelenkpositionen unterordnen. Während manuell geführter Techniken der Kieferrelationsbestimmung werden allerdings die natürlichen Steuermechanismen des kraniomandibulären Systems vollständig unterdrückt. Werden die Regeln der zahnärztlichen Kunst beachtet, sind funktionsgesunde Patienten in der Regel dazu in der Lage, die im Rahmen von zahnärztlichen Maßnahmen entstehenden, prozedural bedingten Veränderungen der Kieferposition symptomlos zu adaptieren. So entsteht ein neuer alters- und funktionsgerechter physiologischer Gleichgewichtszustand innerhalb des kraniomandibulären Systems. Patienten mit einer kraniomandibulären Dysfunktion - oder einer entsprechenden Vorgeschichte - sowie ältere Patienten zeichnen sich jedoch durch eine verringerte Adaptationsfähigkeit aus. Im Sinne einer modernen zahnärztlichen Rehabilitationsmedizin sollte daher darauf geachtet werden, dass umfangreiche neuromuskuläre Adaptationen möglichst gering gehalten werden.
Schlagwörter: Kieferrelation, Steuerung von Kieferbewegungen, retrale Kontaktposition (RKP), zentrische Kondylenposition (ZKP), kraniomandibuläres System, CMD