Seiten: 123-138, Sprache: DeutschSegura-Egea, Juan José / Gould, F. Kate / Şen, Bilge Hakan / Jonasson, Peter / Cotti, Elisabetta / Mazzoni, Annalisa / Sunay, Hakkı / Tjäderhane, Leo / Dummer, Paul M. H.Eine ÜbersichtDie nicht sachgerechte Verschreibung von Antibiotika und das Auftreten antibiotikaresistenter Bakterienstämme stellen ein globales Problem dar, das auch für die oralen Mikrobiota und den Einsatz von Antibiotika bei der Behandlung oraler und dentaler Infektionen große Bedeutung hat. Ziele dieses Artikels waren eine Übersicht der aktuellen Literatur zu den Indikationen und der Anwendung von Antibiotika sowie die Formulierung von Empfehlungen für ihre Verschreibung bei der endodontischen Behandlung. Endodontische Infektionen sind wie alle odontogenen Infektionen polymikrobieller Natur und in den meisten Fällen erfolgt die Verschreibung von Antibiotika empirisch. Dies hat zu einem zunehmenden Einsatz von Breitspektrumantibiotika geführt - auch in Fällen, in denen Antibiotika nicht indiziert sind, beispielsweise bei symptomatischer irreversibler Pulpitis, Pulpanekrose oder lokalisiertem akutem apikalem Abszess. Das Primärziel der Therapie bei begrenzten lokalen Schwellungen ist jedoch die Drainage ohne zusätzliche Anwendung von Antibiotika. Eine adjuvante Antibiotikatherapie kann notwendig werden, um eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern, und ist bei akuten apikalen Abszessen mit systemischer Beteiligung sowie bei progressiven und persistenten Infektionen indiziert. Patienten mit reduzierter Allgemeingesundheit sind für Komplikationen infolge odontogener Infektionen anfälliger, weshalb bei ihrer Behandlung Antibiotika eine speziellere Bedeutung zukommt. Antibiotika sollten bei systemisch erkrankten Patienten mit beeinträchtigter Immunabwehr oder bei Patienten mit angeborener oder erworbener lokaler Abwehrschwäche, bspw. bei infektiöser Endokarditis, Herzklappenersatz oder neuen Gelenkendoprothesen, zum Einsatz kommen. Phenoxymethylpenicillin-Kalium (Penicillin VK), gegebenenfalls in Kombination mit Metronidazol, um anaerobe Stämme mit abzudecken, erweist sich in den meisten Fällen immer noch als wirksam. Wegen der besseren Aufnahme und der geringeren Gefahr von Nebenwirkungen wird inzwischen jedoch Amoxicillin (allein oder mit Clavulansäure) empfohlen. Bei nachgewiesener Penicillinallergie sind Lincosamide, wie Clindamycin, die Antibiotika der Wahl.
Schlagwörter: Antibiotika, Endodontie