OriginalarbeitLanguage: GermanIn den letzten Jahren hat man sich besonders intensiv mit der Identifizierung spezifischer pathogener Keime beschäftigt, die eine wichtige Rolle in der Ätiologie parodontaler Erkrankungen spielen können. Aus den mikrobiologischen Erkenntnissen hat man mögliche diagnostische Konsequenzen abgeleitet. Man konnte feststellen, daß bestimmte Keime häufiger in inaktiven bzw. aktiven Läsionen gefunden werden, u.a. A. actinomycetemcomitans, P. gingivalis, P. intermedia, B. forsythus, Campylobacter (Wolinella) rectus, E. corrodens, F. nucleatum, Peptostreptococcus micros und Treponema denticola. Neben diesen parodontopathogenen Keimen sind Patientenparameter wie Alter, Rasse, Rauchgewohnheiten und Streß wichtige Kofaktoren, die sowohl zum Entstehen als auch zum Fortschreiten der Krankheit beitragen können. Die refraktäre Parodontitis wird von vielen Forschern als ein eigenständiges Krankheitsbild angesehen. Typisch hierfür ist, daß bestimmte Patienten mit multiplen Läsionen auf keine konventionelle parodontale Therapie ansprechen. Im Rahmen der refraktären Parodontitis können sich bei systemisch gesunden Erwachsenen große Unterschiede bezüglich des Keimspektrums zeigen. So können neben den bereits erwähnten Mikroorganismen auch Enterobacteriaceae spp., Pseudomonodaceae spp., Staphylococcus spp. und Candida spp. refraktäre parodontale Läsionen besiedeln. In Zukunft wird die klinische Mikrobiologie deshalb in der Parodontologie bei der Diagnose, der Therapieplanung und der Kontrolle des Behandlungsverlaufes wesentlich an Bedeutung gewinnen. Sinn der mikrobiellen Diagnostik sowie einer in Zukunft vermutlich häufigeren antibiotischen Therapie wird ein gezieltes Vorgehen gegen die identifizierten parodontal-pathogenen Keime sein, nicht die generelle Beseitigung zahlreicher Bakterienarten bzw. das Streben nach einer keimarmen oder gar sterilen Mundhöhle.