Seiten: 233-243, Sprache: DeutschDommisch, Henrik / Walter, ClemensEine detaillierte medizinische und zahnmedizinische Anamnese steht am Anfang jeder Therapie, also auch der systematischen parodontalen Therapie. Für die Erfassung haben sich standardisierte Formulare bewährt. Die ausgefüllten Bögen bilden dann die Grundlage für das individualisierte ärztliche Gespräch. In diesem Beitrag werden einige relevante allgemeinmedizinische Aspekte aufgegriffen und vor dem Hintergrund der parodontalen Therapie diskutiert.
Schlagwörter: Anamnese, Antikoagulans, Bisphosphonat, Diabetes mellitus, Genetik, Rauchen
Seiten: 245-255, Sprache: DeutschWorch, KaiDie Digitalisierung einzelner Prozesse hält zunehmend Einzug in viele Bereiche der Zahnmedizin. Beschränkte sich dies vor einigen Jahren noch auf die zahnärztliche Leistungsabrechnung, werden heute zunehmend Befunde digital erfasst und Therapien digital geplant. Hierdurch entstehen neue Anforderungen an die Software und die Bedienung. Die Software bestimmt, welche Befunde erfasst werden können. Die Software gibt auch vor, in welcher Reihenfolge diese aufgenommen werden müssen. Auch die Erfassungsmöglichkeiten haben sich geändert. Mussten früher Befunde manuell eingegeben werden, gibt es heute Möglichkeiten, diese per Spracherkennung zu diktieren oder mit einer vollautomatischen Sonde direkt zu erfassen.
Schlagwörter: parodontale Diagnostik, Taschensondierungstiefe (TST), zahnärztliche digitale Dokumentation
Seiten: 257-269, Sprache: DeutschRodriguez, Fabiola R. / Kunz, Eva M. Kulik / Walter, ClemensParodontale Erkrankungen sind biofilmassoziierte Erkrankungen, die durch eine opportunistische Infektion unterhalten werden. In dieser Übersicht wird der Nutzen mikrobiologischer Untersuchungen zur Diagnostik oder Therapieplanung parodontaler Erkrankungen diskutiert. Verschiedene Testverfahren stehen zur Analyse der oralen Mikroflora zur Verfügung. Sie basieren auf morphologischen, kulturellen, enzymatischen oder genetischen speziesspezifischen Merkmalen. Trotz der enormen technischen Fortschritte, ist es bis heute nur unzureichend möglich, einzelne Bakterien des komplexen Biofilms hinsichtlich ihrer Virulenz ausreichend zu charakterisieren oder mit bestimmten parodontalen Krankheitsbildern in Zusammenhang zu bringen. Der klinische Nutzen eines Nachweises einzelner Bakterien ist daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt hinsichtlich Diagnose oder Therapieplanung limitiert und wäre auch nur dann sinnvoll, wenn aus der mikrobiologischen Diagnostik eine therapeutische Konsequenz folgt.
Schlagwörter: mikrobiologische Diagnostik, Parodontitis, Virulenzfaktor, Porphyromonas gingivalis
Seiten: 271-287, Sprache: DeutschLorenz, Katrin / Hoffmann, ThomasPlaque- und Gingivitisindizes dienen der Beurteilung der durch den Biofilm der dentogingivalen Region induzierten Entzündung am Gingivarand und den interdentalen Papillen. Dieser Zusammenhang wurde im experimentellen Gingivitismodell von Löe und Mitarbeitern 19651 erstmals wissenschaftlich untersucht und bewiesen. Daraufhin entstanden in den 1960er und 1970er Jahren zahlreiche Indizes, die in den darauffolgenden Jahren oft modifiziert wurden. Lehrbücher der Prophylaxe und Parodontologie führen regelmäßig eine Auswahl dieser Indizes beispielhaft auf. Um präzise bei der Anwendung zu sein, sollte immer auf die Originalbeschreibungen zurückgegriffen und Modifikationen genau beschrieben werden. Indizes finden in epidemiologischen Untersuchungen, in klinischen Studien und bei der Patientenbehandlung Anwendung. In der täglichen Praxis kommen bevorzugt dichotome Indizes zum Einsatz, die mit einer simplen Ja-Nein-Entscheidung das Vorhandensein oder die Abwesenheit von Plaque oder Entzündung beschreiben. Im Gegensatz dazu, werden quantitative Indizes sehr häufig in klinischen Studien zur Beurteilung gradueller Unterschiede im Ausmaß von Plaque und Gingivitis angewendet. Die am häufigsten in der Praxis und in wissenschaftlichen Untersuchungen applizierten Indizes werden im Folgenden beschrieben und durch klinische Beispiele, Erhebungsschemata und Dokumentationsbeispiele illustriert.
Schlagwörter: Plaqueindex, Gingivitisindex, parodontaler Screeningindex
Seiten: 289-294, Sprache: DeutschGund, Madline Priska / Brinkmann, Anja / Eger, ThomasHintergrund: Parodontale Erkrankungen nehmen in Deutschland zu. Waren früher die Prävention und Erforschung von Karies Mittelpunkt der Zahnmedizin, so stehen mittlerweile - durch die rückläufige Kariesinzidenz - die Prävention und das frühzeitige Erkennen parodontaler Erkrankungen und der damit verbundene Knochen- und Gewebeabbau im Fokus.
Fragestellung: Neben der klinischen Diagnostik (Bluten auf Sondieren, Sondierungstiefen), sollte dem Patienten die Möglichkeit gegeben werden, seinen parodontalen Zustand einschätzen zu können und dann rechtzeitig beim Zahnarzt oder Parodontologen vorstellig zu werden. Die Erkrankung könnte damit früher als bisher entdeckt und erfolgreich behandelt werden. Die Meinungen über die Validität eines auch durch Patienten durchführbaren aMMP-8-Tests zur Messung von aktiven Kollagenasen gehen in der Literatur auseinander.
Methodik: An 31 Patienten in unterstützender Parodontitistherapie wurden aus Speichelproben aMMP-8-Chairsidetests sowohl bei Gingivitis, leichter und schwerer chronischer Parodontitis sowie unterschiedlichem Behandlungsbedarf durchgeführt.
Ergebnisse: Bei 35 % der wegen Verdacht auf aktive Parodontalerkrankungen vorgestellten Patienten und 43 % aller Parodontitispatienten wurde aMMP-8 über der Nachweisgrenze des Chairsidetests gezeigt.
Schlussfolgerungen: Weitere klinische Studien sind notwendig, um die Validität für die Messung von akuten Parodontitisschüben zu bestimmen.
Schlagwörter: Gingivitis, Parodontitis, aMMP-8, parodontale Diagnostik
Seiten: 295-305, Sprache: DeutschEickholz, PeterDas Sammeln klinischer Informationen kostet Zeit und verursacht in manchen Fällen den Patienten Missempfindungen. Auf jeden Fall kostet Diagnostik Geld, egal ob ein Patient gesetzlich oder privat versichert ist. Dem Aufwand, den Unannehmlichkeiten und den Kosten der Erhebung klinischer Informationen muss deshalb ein Nutzen gegenüberstehen, d. h. eine Entscheidung für die weitere Betreuung des Patienten muss davon abhängen. Bestimmte Befunde bzw. das Überschreiten bestimmter Schwellenwerte haben entsprechende Therapiemaßnahmen zur Folge. Wenn bestimmte Befunde Indikationen für bestimmte Therapien sind, ist die Erhebung dieser Befunde nach erfolgter Therapie sinnvoll und notwendig, um den Erfolg dieser Therapie zu beurteilen. Schließlich kann sich das biologische System Mundhöhle bzw. Parodont im Laufe der Zeit verändern. So kann sich die Wirtsabwehr verschlechtern, weil ein Patient stark zunimmt (Übergewicht), sie kann sich verbessern, wenn ein Raucher den Nikotinkonsum verringert oder ganz einstellt. Deshalb ist es sinnvoll, die parodontalen Befunde regelmäßig (mindestens einmal pro Jahr) im Rahmen der Früherkennung (Parodontaler Screening Index: PSI) oder der unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) in Form eines Parodontalstatus zu kontrollieren. Die klinischen Symptome früher Stadien der Parodontitis (Sondierungstiefen, Attachmentlevel) gelten als Kriterien für einen Behandlungsbedarf. Diese althergebrachten und relativ einfach zu erhebenden Parameter haben deshalb bisher hohe therapeutische Relevanz und stellen die parodontale Standarddiagnostik dar. Weiterführende diagnostische Tests, wie der Interleukin-1-Polymorphismustest, können unter bestimmten Umständen (UPT) einen Beitrag zur Bestimmung des individuellen Parodontitisrisikos (periodontal risk assessment: PRA) und so zur Festlegung des UPT-Intervalls leisten. Für Zahnärzte ist durch den aktivierte Matrix-Metalloproteinase- 8-Test derzeit kein Nutzen zu erkennen.
Schlagwörter: parodontale Diagnostik, Sondierungstiefe, Attachmentverlust, IL-1-Polymorphismustest, aMMP-8-Test