Seiten: 11-17, Sprache: DeutschPies, Stephan / Pies, BeateMit einer Einzelfalldarstellung kann der erfolgreiche Einsatz einer vollständig individualisierten lingualen Apparatur in Kombination mit einer skelettalen Verankerung bei einseitigem Lückenschluss im Molarengebiet gezeigt werden.
Schlagwörter: Skelettale Verankerung, Linguale Apparatur, Lingualtechnik, einseitiger Lückenschluss
Seiten: 19-35, Sprache: DeutschPancherz, HansIst die Herbst-Apparatur eine Alternative zur Kieferchirurgie?Klinische Erfahrung und wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Herbst-Apparatur eine echte Alternative zur kieferchirurgischen Unterkiefervorverlagerung bei der Distalbiss-Behandlung von jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 30 Jahren ist. Morphologische Voraussetzungen für eine günstige Behandlungsprognose bei der Herbst-Therapie sind gut ausgeformte Zahnbögen, welche in einer Klasse-I-Relation transversal zueinanderpassen. Ein Vergleich von erwachsenen Klasse-II-Patienten, welche entweder mit einer Herbst-Apparatur oder mit einer bilateralen sagittalen Spaltungsosteotomie (BSSO: Bilateral Sagittal Split Osteotomy) des Unterkiefers behandelt worden waren, hat Folgendes gezeigt:
(1) Das Ausmaß der Klasse-II (Overjet)-Korrektur ist bei beiden Methoden vergleichbar.
(2) Bei der Overjet-Korrektur sind bei der Chirurgie relativ mehr skelettale und bei der Herbst-Apparatur relativ mehr dentale Veränderungen beteiligt.
(3) Während der Behandlung rotiert der Unterkiefer bei den BSSO-Fällen nach posterior und bei den Herbst-Fällen nach anterior.
(4) Das Gesichtsprofil wird bei beiden Behandlungsmethoden begradigt, bei den Chirurgie-Fällen aber mehr als bei den Herbst-Fällen.
(5) Ernsthafte gesundheitliche Risiken während und nach der Behandlung sind bei der BSSO-Methode eine Realität, bei der Herbst-Methode nicht.
Schlagwörter: Erwachsenenbehandlung, Herbst-Apparatur, Mandibular-Sagittal-Split-Osteotomie, Behandlungsindikationen, Behandlungseffekte, Risiken
Seiten: 37-45, Sprache: DeutschRadlanski, Ralf J.Strukturbiologische Grundlagen für die KieferorthopädieDie strukturbiologischen Grundlagen der präeruptiven Zahnbewegungen und die posteruptiven Zahnwanderungen im Laufe der Gebissentwicklung werden beschrieben. Klinisch relevante Zusammenhänge wie die primary failure of eruption (PFE) werden vor diesem Hintergrund diskutiert.
Schlagwörter: Gebissentwicklung, Zahndurchbruch
BiomechanikSeiten: 47-54, Sprache: DeutschSchwindling, Franz-PeterReziproker Lückenschluss mit TranslationDer reziproke En-masse-Lückenschluss mittels Translation ist eine Zahnbewegung, die wegen der erforderlichen körperlichen Bewegung der Zähne mitunter Schwierigkeiten bereitet, weil nicht nur die Kronen die Lücke schließen sollen, sondern die Wurzeln so mitgeführt werden müssen, dass sich auch deren Apizes in gleichem Maße wie die Kronen bewegen. Der dafür benötigte M/F-Quotient (Drehmoment-Kraft-Quotient) wird vom Arzt durch kleine, im Folgenden praxisnah dargestellte Modifizierungen der passiven T-Feder erzeugt.
Schlagwörter: reziproker Lückenschluss, Translation, β-Titan-T-Feder, Testaktivierung, Präaktivierung, intraorale Justage, Residualmoment, Neutralposition, Gruppe-B-Lückenschluss, Anti-Tipmoment, Selbstaufrichtung
TechnobytesSeiten: 55-63, Sprache: DeutschEigenwillig, Philipp / Chhatwani, Sachin / Jungbauer, RebeccaErläuterung des digitalen Prozesses anhand eines FallbeispielsDie kieferorthopädische Behandlung mittels Alignern stellt eine ästhetische Behandlungsalternative im Vergleich zu herkömmlichen festsitzenden Apparaturen dar. Mithilfe der ArchForm-Software (Fa. ArchForm Inc., CA, USA) und 3-D-Druckverfahren ist es möglich, die virtuelle Planung und die Fertigung der Aligner im Praxislabor selbst vorzunehmen. Dadurch erhält der Kieferorthopäde die volle Kontrolle über den Planungs- und Herstellungsprozess. Anhand eines Fallbeispiels wird der digitale Workflow mit der Software erläutert.
Schlagwörter: digitale Kieferorthopädie, Aligner, 3-D-Druck, virtuelles Set-up
ZeitschriftenreferateSeiten: 79-88, Sprache: DeutschMiethke, Rainer-ReginaldInzwischen gibt es ja in Deutschland und seinen Nachbarländern eine Reihe von Praxen, in denen alle Patienten ausschließlich mit Alignern behandelt werden - unabhängig von ihrer Dysgnathie. Geht das? Gibt es nicht für unterschiedliche kieferorthopädische Geräte spezifische Indikationen? Oder gilt hier das geflügelte Wort: Wenn man nur einen Hammer hat, sieht alles aus wie ein Nagel? Besser noch hat es der unvergessliche Charles J. Burstone für die Kieferorthopädie formuliert und dies als "appliance driven orthodontics"1 bezeichnete - ganz im Gegensatz zu dem von ihm entwickelten Konzept der Kieferorthopädie, die "goal/mechanics driven" war.
Wer nur mit Alignern behandeln will, braucht die Artikelbesprechung: "Mechanische Eigenschaften Polyetheretherketon-ummantelter orthodontischer Drähte" nicht zu lesen. Alle Anderen aber schon, denn immer wieder einmal erkennt man die Grenzen einer Alignerbehandlung und sieht sich genötigt, zum Beispiel zu einer festsitzenden Behandlungsapparatur zu wechseln. Die sollte dann natürlich so ästhetisch wie möglich sein. Bei Brackets ist das kein wirkliches Problem, gibt es doch eine große Anzahl von (auch selbstligierenden) Kunststoff- und mono-/polykristallinen Keramikbrackets. Bei den Drähten ist es deutlich schwieriger, denn Drähte aus den drei* Gruppen2: Optiflex (Siliciumdioxid), Komposit (zum Teil mit Glasfaserverstärkung) und Standarddraht mit einer (Teflon-)Beschichtung haben teilweise erhebliche Nachteile. Die meisten von ihnen gibt es häufig nur mit rundem Querschnitt, lediglich in bestimmten Dimensionen, mit zeitlich begrenztem ästhetischem Erscheinungsbild3, ohne Möglichkeit des Verformens bzw. des Biegens, mit zu geringer Kraftabgabe, oder sie sind schlichtweg zu wenig klinisch erprobt.
Nun will ein ganz neuer Draht auf den Markt treten. Sollen Sie, die Sie noch festsitzende Geräte eingliedern, ihn kaufen?, Ist er doch "impressive"? Besser wohl (noch) nicht, aber Sie sollten ihre Augen weit offen halten. Wenn Sie das tun, folgen Sie Albert Einstein, der einmal gesagt hat: "Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig". Dafür bekommen Sie aber noch nicht und sofort den Nobelpreis.
Nun in aller Kürze: Wenn Sie keine Probleme haben, Ankylosen zweifelsfrei zu erkennen, braucht Sie auch das zweite Referat nicht zu interessieren; Sie dürfen also getrost weiterblättern. Im Zweifelsfalle jedoch besser lesen.
Das dritte Referat beschäftigt sich mit Wurzelresorptionen, die Folge eines Distalbewegens der 1. Molaren sind. Ergo, brauchen es diejenigen weniger zu lesen, für die "Extraktionstherapie" kein Schimpfwort (four letter word) ist. Jedoch sollten die Teilnehmer am Wettbewerb "Wer kann 1. Molaren am schnellsten/weitesten nach distal bewegen?" besser einen Blick darauf werfen, denn (bisher) Nichtbeobachtetes kann wohl eben doch einmal auftreten - mit bedenklichen Folgen.
Ihr,
Prof. em. Dr. Rainer-Reginald Miethke