Seiten: 255-266, Sprache: DeutschToll, Douglas E./Özkan, VolkanDie Vorbeugung und die Behandlung kraniofazialer Dysfunktionen sind für die Kieferorthopädie von zentraler Bedeutung. In keiner anderen zahnärztlichen Disziplin mit Ausnahme der Prothetik wird das Kiefergelenk gleich stark "manipuliert". Die gewebespezifische Adaptationsfähigkeit eines jeden Patienten entscheidet darüber, ob sich Beschwerden im kraniofazialen Bereich entwickeln. Diese Beschwerden bestehen vor allem in pathologischen dorsalen oder dorsokranialen Verlagerungen der Kondylen. Derartige Verlagerungen traumatisieren das retrodiskale Gewebe, können mit intrakapsulären Degenerationen einhergehen und sowohl Folge als auch Ursache muskulärer Dysbalancen des kraniovertebralen Systems sein. Eines der Ziele einer kieferorthopädischen Behandlung bei Patienten mit kraniofazialen Dysfunktionen ist es, die Kondylen in eine stabile adaptierte ventrokaudale Position zu bringen. Damit wird eine physiologische Kondylus-Diskus-Beziehung hergestellt, die die bilaminäre Zone schützt. Neben einer optimalen Verzahnung ist eine gewisse RKP-IKP-Diskrepanz wichtig, um Fehlfunktionen oder Überbelastungen der Kiefergelenke zu vermeiden. Ein effektives Behandlungsmittel für eine kontrollierte kondyläre Vorverlagerung ist die MARA-Apparatur. Die Langzeitstabilisierung einer interferenzfreien Verzahnung erfolgt permanent durch dorsale Aufbisse mit kaudalen Extensionen und Frontzahnplateaus. Bei Therapieresistenz kann auch der Einsatz von Botulinumtoxin erwogen werden.
Schlagwörter: Kraniofaziale Dysfunktion, Magnetresonanztomographie, MARA, Physiotherapie, Aufbisse
Seiten: 269-275, Sprache: DeutschKlier, Bettina/Göbel, Roland/Langbein, Udo/Küpper, HaraldErste Erfahrungen zeigen, dass es durch eine Optimierung des Verbundes zwischen weichbleibenden A-Silikonen und kieferorthopädischen Drahtmaterialien möglich ist, A-Silikone anstelle der bisher verwendeten PMMA-Kunststoffe einzusetzen. So hergestellte Geräte führen zu sehr guten klinischen Ergebnissen. Ihre Akzeptanz ist aufgrund ihrer Elastizität ausgezeichnet und führt zu einer Erweiterung des Behandlungsspektrums auch bei Patienten mit bisher unzureichender Mitarbeit.
Schlagwörter: Weichbleibender Kunststoff, Silikon, Funktionsregler Typ III
Seiten: 277-286, Sprache: DeutschRichter, Sabine/Steenbeck, Jörg/Langbein, UdoCherubismus ist eine seltene Erkrankung der maxillofazialen Region, die familiär gehäuft auftritt und durch symmetrische Auftreibungen und Deformationen beider Kiefer sowie fibröse Gewebemassierungen gekennzeichnet ist. Charakteristisch sind vor allem die sichtbaren Schwellungen im unteren Gesichtsdrittel. Die Pathogenese ist bisher nicht vollständig aufgeklärt, und es existieren bislang keine allgemein akzeptierten Therapiestrategien. Die vorliegende Arbeit berichtet über einen Vater und seinen Sohn, die beide an Cherubismus erkrankt sind. Dabei stehen der Krankheitsverlauf des Sohnes vom 6. bis zum 16. Lebensjahr und seine Behandlung im Vordergrund.
Schlagwörter: Cherubismus, Unterzahl, Zahnextraktion, Wurzelresorption, elastisch offener Aktivator
Seiten: 289-300, Sprache: DeutschThiesen, Guilherme/Vinicius Neiva Nunes do Rego, Marcus/Macedo de Menezes, Luciane/Shimizu, Roberto HideoDiese Studie belegt, dass Tropfenschlaufen mit/ohne Helix Kräfte erzeugen, mit denen einzelne oder alle Frontzähne zu retrahieren sind. Aufgrund des Drehmoment/Kraft-Verhältnisses erfolgt diese Retraktion als unkontrollierte Kippung. Giebelbiegungen erhöhen das Drehmoment/Kraft-Verhältnis genügend, um körperliche Bewegungen zuzulassen. Größere V-Biegungen (> 40°) kommen allenfalls bei Tropfenschlaufen aus ?-Titan in Betracht, da bei Stahldraht die Horizontalkräfte zu groß würden. Die Vorteile von T-Schlaufen mit/ohne Helices gegenüber offenen Tropfenschlaufen sind deren größeres Drehmoment/Kraft-Verhältnis und deren geringere Horizontalkraft. Zudem ist das Drehmoment/Kraft-Verhältnis dieser Schlaufen konstanter, das heißt, es ist weniger stark vom Ausmaß der Aktivierung abhängig. T-Schlaufen mit/ohne Helices aus ?-Titan-Draht haben gegenüber solchen aus Stahl den Vorteil geringerer Horizontalkräfte und größerer Drehmoment/Kraft-Verhältnisse, so dass sie kontrolliertere Wurzelbewegungen ermöglichen.
Schlagwörter: Lückenschlussmechanik, Kontraktionsschlaufen, Kraftstärke, Zahnkippungen, Aufrichtemoment
KongressberichtSeiten: 301-311, Sprache: DeutschBaethge, Carola/Farkas, Zsuzsanna/Gebhardt, Petra/Nedwed, VerenaAm 19. und 20. März dieses Jahres fand in Berlin das 17. Symposion "Praktische Kieferorthopädie" statt. Nachdem im letzten Jahr ausschließlich englischsprachige Referenten eingeladen waren, standen 2005 junge Vortragende aus dem deutschsprachigen Raum im Mittelpunkt. Einzige Ausnahme war Stella Chaushu, die eigentlich zusammen mit Adrian Becker den Vorkongresskurs zum Thema "Orthodontics for the handicapped" halten sollte. Dieser musste jedoch entfallen, da für die deutschen Kieferorthopäden gegenwärtig offenbar andere Dinge viel wichtiger sind als die Behandlung Behinderter. Umso erfreulicher war es, dass erneut mehr als 250 Interessierte die neun Vorträge des Symposions verfolgten. Unter dem Motto "Erfolgskurs 2005" wurden ihnen ausgezeichnete Referate zu sehr unterschiedlichen Themen präsentiert. Für jene Leser der "Kieferorthopädie", die den Beginn der Osterferien nicht mit einer Reise nach Berlin verbinden konnten, sollen die nachfolgenden Zusammenfassungen zumindest ein knappes Resümee bieten oder Appetit auf das 18. Symposion "Praktische Kieferorthopädie" im Jahr 2006 machen.