Seiten: 191, Sprache: DeutschLanger, Ch. / Tries-Obijou, N. / Hilker, K. / Tränkmann, J.In einer schriftlichen Befragung von 500 Zahnärzten, 200 Kieferorthopäden, 537 Hals-Nasen-Ohren-Ärzten und 133 Logopäden/Sprachheiltherapeuten in Niedersachsen sollte untersucht werden, wie sich diese Berufsgruppen bei der Früherkennung und -behandlung von orofazialen Dyskinesien und Dysgnathien verhalten und wie sie die interdisziplinäre Zusammenarbeit bewerten. Von den Angeschriebenen antworteten 179 Zahnärzte, 51 Kieferorthopäden, 105 Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und 49 Logopäden.
Bei den Hals-Nasen-Ohren-Ärzten, die regelmäßig viele Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren sehen und ihnen dabei fast immer in den Mund schauen, besteht ein erhöhter Aufklärungsbedarf über die Diagnostik von Habits, orofazialen Dyskinesien und Dysgnathien. Dieser Aufklärungsbedarf liegt ebenfalls bei den Zahnärzten vor, zu denen die betroffenen kleinen Patienten von Hals-Nasen-Ohren-Ärzten und Logopäden überwiegend überwiesen werden. Eine engere Zusammenarbeit mit den Logopäden ist ebenfalls wünschenswert, da diese sehr viele Kinder im Vorschulalter behandeln und außerdem eine sehr genaue Diagnostik durchführen. Die Verbesserung der Zusammenarbeit sollte durch einen schnelleren Informationsaustausch und durch Aufklärung in Form gemeinsamer Fortbildungsveranstaltungen erreicht werden.
Durch die Intensivierung der Zusammenarbeit und die verbesserte Aufklärung der befragten Gruppen können die Chancen für eine effektive kieferorthopädische Behandlung im Milchgebiss erheblich gesteigert werden. Ziel sollte es sein, Dyskinesien und Dysgnathien zu erkennen sowie Eufunktion und Eugnathie schon im Gebiss der 1. Dentition zu erreichen, denn dies bietet die günstigsten Voraussetzungen für eine physiologische Gebissentwicklung und ein harmonisches Gesichtsschädelwachstum.
Schlagwörter: Kieferorthopädische Prävention, kieferorthopädische Frühbehandlung, orofaziale Dyskinesien, Dysgnathien, interdisziplinäre Zusammenarbeit