ProthetikPages 957-966, Language: GermanReißmann, Daniel R./Heydecke, GuidoDie verfügbare Datenlage zum Einsatz von Stiftsystemen ist umfangreich. Ende Mai 2008 waren allein in der medizinischen Datenbank Medline 2.465 Artikel zu diesem Thema gelistet, und kontinuierlich kommen neue Publikationen hinzu. Trotz dieser hohen Anzahl von Veröffentlichungen können die wesentlichen Fragen hinsichtlich der Indikation von Aufbaustiften und der Wahl des Stiftmaterials sowie der Befestigung nicht auf der Basis höchster Evidenz beantwortet werden. Dies liegt zum einen an unterschiedlichen Ergebnissen verschiedener Studien bei gleicher Fragestellung. Zum anderen existiert nur eine geringe Anzahl von klinischen Studien auf hohem Evidenzniveau und mit einer ausreichend langen Laufzeit. Daher müssen die aus der aktuellen Datenlage ermittelten Antworten zu den wesentlichen Fragestellungen kritisch betrachtet werden. Auf der Grundlage der in den letzten 5 Jahren publizierten klinischen Studien können keine eindeutigen Aussagen zu einem speziellen Stiftsystem getroffen werden. Die Insertion eines Stiftes zum Verankern von Aufbaufüllungen bei stark zerstörten wurzelkanalbehandelten Zähnen hat zumindest potenziell einen positiven Effekt auf die Überlebenswahrscheinlichkeit. Die vorhandene Evidenz zu verschiedenen Stiftmaterialien reicht jedoch nicht für eine klare Empfehlung aus. Bei der Anfertigung und Insertion von Aufbaustiften muss die maximale Schonung der noch verbliebenen Zahnhartsubstanz gefordert werden. Eine zirkulär vorhandene 1 bis 2 mm hohe Friktionsmanschette im noch bestehenden Dentin - auch als Fassreifeneffekt bezeichnet - scheint einen größeren Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit des Zahnes zu haben als die Insertion eines Stiftes.
Keywords: Stiftsysteme, Aufbaustifte, Literaturübersicht, Überlebenswahrscheinlichkeit, klinische Studien