Zahnheilkunde allgemeinPages 1285-1296, Language: GermanGötz, WernerStrukturelle und funktionelle VeränderungenDie Kenntnis über die typischen strukturellen und funktionellen alterskorrelierten Veränderungen der Mundhöhle ist eine wichtige Grundlage der Alterszahnheilkunde. Diese physiologischen Altersveränderungen trennt man heutzutage strikt von oralen Alterskrankheiten wie Xerostomie, Wurzelkaries oder Malignomen der Mundschleimhaut. Zahnverlust wird nicht mehr als altersphysiologisch angesehen. Der Forschungsstand zu Altersveränderungen der Mundhöhle ist noch ungenügend. Dennoch sind verschiedene Besonderheiten bekannt, die für die Praxis von Bedeutung sein können. Dazu gehören Veränderungen an den Zahnhartsubstanzen wie Dentinsklerosierung, Sekundärdentin- und Zementablagerungen und Veränderungen in der Pulpa wie Fibrosierung, Verminderung der Durchblutung, Verkalkungen oder Odontoblastenverlust. Am Kieferknochen und am Kiefergelenk treten altersbedingte Veränderungen auch ohne bestehenden Zahnverlust auf. Dagegen zeigen der Zahnhalteapparat, insbesondere die Gingiva, sowie die Mundschleimhaut im Alter nur geringfügige Alterationen. Nach neueren Erkenntnissen gibt es mit fortschreitendem Alter auch nur geringfügige Funktionseinbußen der Speichelsekretion sowie bei Kau- und Schluckvorgängen. Im Gegensatz zum Riechen bleibt das Schmeckvermögen bei Älteren oft ebenfalls gut erhalten. Alterstypische allgemeine System- und Organveränderungen wie z. B. nachlassende motorische Fähigkeiten oder Veränderungen der Immunlage können sich auf die Mundgesundheit auswirken.
Keywords: Altersveränderungen, Gerostomatologie, Gerontologie, Oralbiologie