ProthetikPages 1085-1094, Language: GermanBiffar, Reiner/Mundt, TorstenDie Auswertungen von epidemiologischen Studien zur oralen Gesundheit zeigen, dass über einen Prognosezeitraum von deutlich mehr als zwei Dekaden die Bedeutung von Zahnersatz trotz der umfangreichen Erfolge der zahnärztlichen Prävention nicht abnehmen wird. Dies resultiert aus den dramatischen demographischen Veränderungen in den Industrienationen. Das Versorgungsspektrum wird sich in Richtung des festsitzenden Ersatzes verschieben. Gleichzeitig verlangen die zu erwartenden längeren Funktionsperioden des Zahnersatzes nach einer kompromisslosen Berücksichtigung der parodontalen, funktionellen und technischen Gesetzmäßigkeiten. Zahnersatz muss sich in allen Formen als Teil einer Gesamtstrategie zur Kompensation des Zahnverlustes begreifen. So müssen Konzepte des numerischen Ersetzens von Zähnen den evidenzbasierten risikoorientierten Konzepten weichen, in denen bei bestimmten Lückengebisssituationen auch die Frage nach der Nichtversorgung und einem begleitenden Monitoring als wesentlicher Teil einer prothetischen Strategie nicht tabu sein darf. Der große Unterschied zwischen objektiver Behandlungsnotwendigkeit und subjektiver Einschätzung der oralen Gesundheit durch den Patienten belegt, dass sich die Bedeutung von Zahnersatz für den Patienten wesentlich aus seinen Empfindungen zur mundbezogenen Lebensqualität definiert, die ihrerseits in hohem Maße individuell bestimmt ist.
Keywords: Epidemiologie, Lebensqualität, Zahnersatz, Präventionsfähigkeit, Zahnverlust, orale Gesundheit