OriginalarbeitLanguage: GermanIn einer prospektiven Studie wurde die Häufigkeit von temporären und permanenten Sensibilitätsstörungen des N. alveolaris inferior (NAI) nach sagittaler Unterkieferspaltung und des N. infraorbitalis (NI) nach Le Fort-I-Osteotomie objektiviert und die Resensibilisierung erfasst. Präoperativ, postoperativ nach einer Woche, nach 1, 3, 6 und 12 Monaten wurde die Sensibilität im peripheren Innervationsgebiet von 36 Nn. infraorbitales nach Le Fort-I-Osteotomie und 24 Nn. alveolares inferiores nach sagittaler Unterkieferspaltung an 19 Patienten mit folgenden Methoden untersucht: Spitz-Stumpf-Test, Zweipunktdiskriminierung, elektromyographische Ableitung des polysynaptischen Masseterreflexes (EMG) und computergestützte Thermästhesiemessung (PATH-Test) der A-delta und C-Nervfasern. Bei der klinisch konventionellen Spitz-Stumpf-Testung und der Zweipunktdiskriminierung war die Häufigkeit von temporären Sensibilitätsstörungen des NI von 81% (29 von 36) etwa gleich mit der Rate temporärer Sensibilitätsstörungen des NAI von 83% (20 von 24). Die Rate der permanenten Sensibilitätsstörungen betrug bei klinisch konventioneller Testung 0,7% für den NI und 1,8% für NAI. Während eine deutliche Resensibilisierung für den NI nach nur 1-3 Monaten gefunden wurde, betrug die Resensibilisierung für den NAI 6-12 Monate. Im Gegensatz dazu fanden sich bei der EMG-Testung deutlich geringere Raten temporärer Sensibilitätsstörungen von 54% (13 von 24) für den NI und 65% (15 von 22) für den NAI. Permanente Sensibilitätsstörungen wurden nich gefunden. Die Ergebnisse der EMG-Testung wurden durch die PATH-Testung bestätigt. Die Objektivierung von Sensibilitätsstörungen zeigte deutlich niedrigere Raten an Sensibiliätsstörungen als bei klinischer konventioneller Untersuchung. Neben der präoperativen Aufklärung kann dies für forensische Fragestellungen bedeutsam sein. Im Rahmen einer Qualitätssicherung wird die prä- und postoperative Dokumentation auch der postoperativen Resensibilisierung von operationsbedingten Sensibilitätsstörungen nach Dysgnathieoperation empfohlen.