Seiten: 373, Sprache: DeutschKern, MatthiasLiebe Leserin, lieber Leser,
welchen Stellenwert haben Provisorien im Rahmen der implantatprothetischen Therapie in Ihrer Praxis? Sehen Sie Provisorien eher als ein notwendiges Übel an, deren Anfertigung Sie am liebsten an Ihre Assistenz delegieren? Gemäß dem nicht selten in der Kollegenschaft geäußerten Motto "ein Provisorium sollte nicht zu gut sein, sonst kommt der Patient nicht wieder". Oder sehen Sie in der provisorischen Versorgung eine Chance, Misserfolge zu vermeiden und ein optimiertes Endergebnis zu erzielen? Diese Ausgabe der IMPLANTOLOGIE widmet sich nun schwerpunktmäßig der provisorischen Versorgung vor und nach Implantation. Die Redaktion hat dieses Thema bewusst gewählt, da sie der Meinung ist, dass bei der provisorischen Versorgung in der Implantologie vor allem der zweit genannte Gesichtspunkt überwiegt: Eine gut gewählte und umgesetzte provisorische Versorgung kann und sollte dazu genutzt werden, therapeutische Sicherheit zu erzielen und das Ergebnis der endgültigen Versorgung zu optimieren. Lassen Sie sich inspirieren von den in verschiedenen Beiträgen dieses Hefts dargestellten Lösungswegen, um das Potenzial der provisorischen Versorgung in Ihrer Praxis zum Wohle Ihrer Patienten auszunutzen. Sei es, um die Lebensqualität der Patienten in der provisorischen Phase zu verbessern, die Hartund Weichgewebesituation zu optimieren oder um Sicherheit zu gewinnen, dass Ihr Patient auch mit der definitiven Versorgung zurechtkommen und zufrieden sein wird. Vor allem bei komplexeren Fällen empfiehlt es sich, das Provisorium zum Austesten des Therapiekonzepts, inklusive der Ästhetik und Phonetik, einzusetzen. Kommt ein Patient mit seinem Provisorium nicht zu Recht, sollte man es bis zur Patientenzufriedenheit umändern, das heißt optimieren. Gelingt es nicht den Patienten mit dem Provisorium zufrieden zustellen, sollte man innehalten und ernsthaft überlegen, warum es mit der definitiven Arbeit besser werden sollte. Denn vielleicht hat der Patient eine Wunschvorstellung, die man nicht erfüllen kann, oder anders gelagerte Probleme, die man nicht prothetisch lösen kann. Dies rechtzeitig zu erkennen, kann viel Ärger ersparen. Kann eine Vorstellung nicht mit dem Provisorium erfüllt werden, löst man lieber einmal ein Behandlungsverhältnis in der provisorischen Phase auf, als sich mit der definitiven implantatprothetischen Arbeit vor Gutachter oder Gericht wiederzufinden. In der Hoffnung, dass Sie provisorische Versorgung mehr als Chance denn als notwendiges Übel begreifen, wünsche ich viel Spaß beim Lesen!
Seiten: 377-393, Sprache: DeutschZitzmann, Nicola Ursula / Kühl, SebastianFür die festsitzende Implantatbrücke besteht besonders im Oberkiefer nur ein limitierter Indikationsbereich, da hier hohe Anforderungen hinsichtlich der Hart- und Weichgewebsverhältnisse gestellt werden. Während im Unterkiefer ein gewisser Spielraum vorhanden ist, müssen die Voraussetzungen für eine festsitzende Implantatbrücke im Oberkiefer bereits initial im Rahmen der Diagnostik gezielt evaluiert werden. So kann ein prothetischer Misserfolg durch ästhetische oder funktionelle Probleme vermieden werden. Dabei kommt der systematischen klinischen Befundung und der radiologischen Diagnostik, mit Darstellung der idealen Position der klinischen Kronen durch eine spezielle Röntgenschablone, eine besondere Bedeutung zu. Sind die Voraussetzungen für eine festsitzende Rekonstruktion bei weitestgehend erhaltener Alveolarkammkontur gegeben, erfolgt die Implantation nach prothetischen Vorgaben. Anschließend ermöglicht die Herstellung eines festsitzenden Provisoriums eine ideale Konturierung sowohl ästhetisch als auch funktionell. Dies gewährleistet einerseits die ungestörte Artikulation, andererseits die Mundhygienefähigkeit. Die optimierte provisorische Versorgung sollte dann für die Umsetzung der definitiven Implantatbrücke herangezogen und dubliert werden. Dies erleichtert deren Herstellung erheblich.
Schlagwörter: Zahnloser Kiefer, festsitzendes Implantat-Provisorium, Diagnostik, Implantatplanung
Seiten: 397-404, Sprache: DeutschBeuer, Florian / Schweiger, Josef / Edelhoff, DanielDer rasanten Entwicklung der computergestützt gefertigten Restaurationen kann man sich weder als Zahntechniker noch als Zahnarzt entziehen. Zudem wird man von Patienten und Medien ständig damit konfrontiert. Vielmehr wird es auch für technikbegeisterte und interessierte Kollegen immer schwieriger den Überblick über alle Innovationen und neue Möglichkeiten zu behalten. War in den letzten Jahren die Herausforderung der CAD/CAM-Fertigung, den Zahnersatz im Vergleich zu den konventionellen Techniken in gleicher oder besserer Qualität herzustellen, liegt der Fokus inzwischen auf den verschiedenen Materialgruppen. Obwohl die meisten Kollegen vor allem keramische Werkstoffe mit CAD/CAM in Verbindung bringen, nehmen die Kunststoffe, oder besser bezeichnet die Materialklasse der Hochleistungspolymere, einen zunehmenden Markanteil ein. Da sie als hochwertiger, ästhetischer temporärer Zahnersatz eingesetzt werden können, kommt ihnen speziell in der implantatprothetischen Therapie eine zentrale Bedeutung zu.
Schlagwörter: CAD/CAM, Implantatprothetik, Polymere, Temporärer Zahnersatz
Seiten: 407-415, Sprache: DeutschHarder, Sönke / Kern, MatthiasVor und nach EinzelzahnimplantationDie provisorische Versorgung von Einzelzahnlücken vor Implantation erfolgt häufig mit abnehmbaren Plattenprovisorien. Diese weisen aufgrund ihrer gingivalen Lagerung vielfältige Nachteile auf. In diesem Beitrag werden alternative, rein parodontal abgestützte Provisorien und deren Vorteile dargestellt. Zusätzlich eignen sich parodontal abgestützte Provisorien in besonderer Weise zur Weichgewebskonditionierung vor und nach Implantation in der ästhetischen Zone. Nach Freilegung werden vorteilhaft modifizierte provisorische Abutments zur Weichgewebekonditionierung verwendet.
Schlagwörter: Provisorium, Adhäsivbrücken, Interimsersatz, Präimplantologische Behandlung, Emergence- Profil, Socket-Preservation, Immediate-Pontic-Technik, Weichgewebskonditionierung
Seiten: 417-425, Sprache: DeutschTerheyden, Hendrik / Alsifawo, AyoubDas Ziel der vorliegenden retrospektiven Studie war die Auswertung des Überlebens provisorischer Zahnimplantate und deren prothetischer Suprakonstruktionen zwecks provisorischer Versorgung von Implantatpatienten. Bei 22 Patienten waren in einem Dreijahreszeitraum 87 Nobel IPI Implantate gesetzt worden. Bei 4 Patienten wurden 2 bis 4 Implantate im atrophierten Unterkiefer und bei 18 Patienten 4 bis 5 Implantate zahnlosen atrophierten Oberkiefer im Rahmen größerer augmentativer Operationen gesetzt (Le Fort I Osteotomie und Sandwichosteoplastik Unterkiefer). Die Überlebensrate der herausnehmbaren provisorischen prothetischen Versorgungen betrug 95,5 %. Die Überlebensrate der Implantate betrug 81,6 %, wobei neunmal erfolgreich nachimplantiert wurde. Bei Implantatverlust wurde die Prothese mit den restlichen Implantaten ausreichend stabilisiert. Provisorische Implantate können, nach diesen Ergebnissen, für die Patientengruppe der zahnlosen atrophierten Kiefer nach Augmentationen empfohlen werden.
Schlagwörter: Provisorische Versorgung, provisorische Implantate, Le Fort I Osteotomie, Alveolarkammatrophie, zahnloser Kiefer
Seiten: 429-439, Sprache: DeutschNölken, Robert / Wagner, WilfriedMit simultaner Hart- und Weichgewebsaugmentation sowie provisorischer SofortversorgungZiel des Fallberichts ist die Vorstellung einer neuen komplexen Operationstechnik zur verzögerten Sofortimplantation mit simultaner fazialer Hart- und Weichgewebsaugmentation ohne faziale Inzision und provisorischer Sofortversorgung, bei ausgeprägtem Defekt durch Verlust der fazialen Knochenlamelle. Im Juli 2008 wurde bei einer 47-jährigen Patientin ein NobelActive Implantat im Sinne eines verzögerten Sofortimplantats, drei Wochen nach Zahnentfernung, zum Ersatz eines mittleren oberen Schneidezahns bei einem ausgeprägten Kammdefekt durch Verlust der fazialen Knochenlamelle inseriert. Simultan erfolgte eine Kammaugmentation mit einem modifizierten Rolllappen und autogenen Knochenspänen ohne faziale Inzision sowie die provisorische Sofortversorgung des Implantats. Das Implantat erreichte eine exzellente Primärstabilität, ermöglichte so die provisorische Sofortversorgung und heilte komplikationslos ein. Die fehlende Knochenlamelle und die natürliche faziale Weichgewebskontur konnten durch gleichzeitige Transplantation autogener Knochenspäne und Transposition von Bindegewebe rekonstruiert werden. Nach sechs Monaten konnte eine Zirkoniumdioxidkrone auf einem Zirkoniumdioxidabutment definitiv eingesetzt werden. Das ein Jahr nach prothetischer Versorgung angefertigte digitale Volumentomogramm (DVT) bestätigte die knöcherne Regeneration der fazialen Knochenlamelle bis zum Niveau der Implantatschulter. Das approximale marginale Knochenniveau stabilisierte sich koronal des Plattformwechsels der Implantatschulter. Die marginale Weichgewebsästhetik, beurteilt durch den Pink Esthetic Score nach Fürhauser, zeigte trotz ungünstiger Ausgangssituation ein Jahr nach prothetischer Versorgung einen günstigen Wert von 12 (maximal 14 Punkten). Die knöcherne Heilung, das marginale Knochenniveau und das ästhetische Ergebnis zeigen eine Option zur verzögerten Sofortimplantation mit simultaner Hart- und Weichgewebsaugmentation und provisorischer Sofortversorgung, auch im Falle eines vollständigen Verlusts der fazialen Knochenlamelle, als zusätzliche Therapieoption bei günstigen Rahmenbedingungen in der Oberkieferfrontzahnregion auf.
Schlagwörter: Verzögerte Sofortimplantation, provisorische Sofortversorgung, Rolllappenplastik, Verlust der fazialen Knochenlamelle, Wurzellängsfraktur, Knochenaugmentation, digitale Volumentomografie
Seiten: 441-449, Sprache: DeutschHaselhuhn, Klaus / Lemmer, Daniel / Wolfart, StefanTest der Folieneigenschaften und klinische FallbeispieleIn dem vorliegenden Artikel werden die Entwicklung und die klinische Anwendung eines neuen Abformlöffels mit einer speziellen Folientechnik für die Implantatprothetik beschrieben. Die Besonderheit des Abformlöffels liegt in seiner Basisfläche, die aus einer durchstoßbaren, durchsichtigen, 15 µm starken Folie besteht. Diese Folie muss sowohl die Forderungen nach einer leichten Durchstoßbarkeit durch die Abformpfostenschrauben erfüllen als auch ein unkontrolliertes Herausquellen von Abformmaterial an den Durchtrittspunkten verhindern. Die Auswahlversuche, bei denen drei unterschiedliche Foliensysteme getestet wurden, werden hier dargestellt und ausgewertet. Als Ergebnis wurde eine Folie aus Polyamid in einer Stärke von 15 µm ausgewählt. Der Abformlöffel nutzt die Vorteile der offenen Pick-up- und der geschlossenen Repositionstechnik zur Implantatabformung. Als Basis für die klinischen Beispiele dienen zwei Abformungen, zunächst die einer einseitigen Schaltlückenversorgung im Unterkiefer und anschließend die eines zahnlosen Oberkiefers mit sechs Implantaten. Dabei wird die praktische Handhabung des Abformlöffels beschrieben und diskutiert.
Schlagwörter: Abformlöffel, Implantatprothetik, Implantatabformung, Pick-up- und Repositionstechnik, Impression