Seiten: 215-236, Sprache: DeutschMerten, Hans-Albert / Gruber, Rudolf Matthias / Nitsch, Axel / Ludwig, Arwed / Schliephake, HenningZur funktionellen und ästhetischen Optimierung dentalprothetischer Behandlungskonzepte gewinnen Augmentationsmaterialien unterschiedlichen Ursprungs, verschiedener Zusammensetzung, Gefügestruktur und Löslichkeit sowie biologischer Reagibilität zunehmend an Bedeutung. Die Fülle der angebotenen Knochensubstitute kann jedoch eine indikationsgerechte Auswahl erschweren. Aus praktischen Erwägungen ist daher eine Einteilung in Knochenersatzmaterialien (KEM) bzw. Knochenaufbaumaterialien (KAM) sinnvoll. Osteokonduktive KEM werden nach der Implantation knöchern integriert und im weiteren Heilungsverlauf nur geringfügig resorbiert, sodass bei protrahierter Remodellation längerfristig ein funktioneller Fremdkörper in situ verbleibt. Aufgrund der Volumenstabilität eignet sich dieser Materialtypus besonders für formaufbauende Indikationen, wie z. B. die Sinusbodenaugmentation. Im Unterschied hierzu werden die knöchern integrierten KAM während der Einheilungsphase vom regenerierenden Knochen substituiert und ermöglichen somit eine biofunktionelle Adaptation und eine topographisch-anatomische Restitutio ad integrum. Diese Materialien finden bevorzugt als enossale Defektmüllmaterialien Anwendung. Bei Verwendung als Aufbaumaterial ist zu berücksichtigen, dass sowohl eine überstürzte Resorption des KAM als auch eine forcierte Remodellation des generierten Knochenregenerats den zunächst erzielten Volumengewinn infrage stellen kann. Zukünftig bieten daher möglicherweise Kombinationen aus KEM und KAM in Form so genannter biphasischer Augmentationsmaterialien eine interessante Alternative. Sowohl die biologischen als auch die synthetischen körperfremden Materialien der vorliegenden Untersuchung kopieren nur Teilaspekte der biologischen Wirkungsbreite autogener Knochentransplantate, wobei die osteokonduktiven Eigenschaften im Vordergrund stehen. Die Frage nach dem Hauptunterscheidungsmerkmal innerhalb der Materialgruppierungen lässt sich histologisch eindeutig anhand des Resorptions- und Substitutionsprofils beantworten. Hiernach stellt Bio-Oss® bei den KEM und Cerasorb® gefolgt von Algipore® bei den KAM den jeweiligen "Goldstandard" dar.
Schlagwörter: Augmentationsmaterial, Knochenaufbaumaterial, Knochenersatzmaterial, Osteokonduktion, Osteoinduktion
Seiten: 241-253, Sprache: DeutschHallman, Mats / Sennerby, Lars / Lundgren, StefanDas Ziel der Untersuchung bestand in einer klinischen und histologischen Untersuchung der Einheilung von Titanimplantaten, die in Kombination mit unterschiedlichen für die Sinusaugmentation im Oberkiefer gebräuchlichen Materialien inseriert wurden. Insgesamt wurden bei 21 Patienten 36 Sinusböden augmentiert. Verwendung fanden 1. partikuliertes autogenes Knochengewebe, das vom aufsteigenden Unterkieferast gewonnen wurde, 2. bovines Hydroxylapatit, das mit einer Membran abgedeckt wurde, und 3. eine 80:20-Mischung von bovinem Hydroxylapatit und autogenem Knochengewebe. Die Einheilungsphase der Transplantate betrug sechs bis neun Monate, bevor Mikroimplantate zu histologischen Zwecken und Standardimplantate zur prothetischen Rehabilitation inseriert wurden. Nach weiteren sechs Monaten der Einheilung wurden die Mikroimplantate zum Zeitpunkt der Implantatfreilegung zwecks histologischer und morphometrischer Analysen entfernt. Das Behandlungsergebnis der Standardimplantate wurde nach einjähriger Belastung klinisch evaluiert. Der durchschnittliche Knochen-Implantat-Kontakt betrug 34,6 ± 9,5 % für autogenen Knochen, 54,3 ± 33,1 % für das Gemisch von 20 % autogenem Knochen und 80 % bovinem Hydroxylapatit und 31,6 ± 19,1 % für das bovine Hydroxylapatit. Die korrespondierenden Werte der Knochenflächen betrugen 37,7 ± 31,3 %, 39,9 ± 8 % und 41,7 ± 26,6 %. Die Hydroxylapatitfläche wies Werte von 12,3 ± 8,5 % für das Gemisch aus 20 % autogenem Knochen und 80 % Hydroxylapatit sowie 11,8 ± 3,6 % für 100 % bovines Hydroxylapatit auf. Zwischen den Gruppen konnten keine statistisch signifikanten Unterschiede für die untersuchten Parameter festgestellt werden. Nach einem Jahr unter funktioneller Belastung gingen von den in autogenen Knochen inserierten 33 Implantaten sechs verloren; in der Gruppe der 35 Implantate, die in das Gemisch inseriert worden waren, gingen zwei Implantate verloren, und in der Gruppe des bovinen Hydroxylapatits gingen zwei von 43 Implantaten verloren. Es bestanden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Die histomorphometrischen Analysen ergaben ebenfalls keine Unterschiede zwischen den drei Gruppen. Daraus kann gefolgert werden, dass autogene Knochentransplantate zu 80 % oder 100 % durch bovines Hydroxylapatit zur Sinusbodenaugmentation ersetzt werden können. Der Effekt der Zugabe von autogenem Knochengewebe bleibt unklar, könnte aber eine Reduzierung der Einheilphase bewirken. Die Ergebnisse dieser klinischen und histologischen Untersuchung zeigen, dass vergleichbare Kurzzeitergebnisse erwartet werden können, wenn autogener Knochen, bovines Hydroxylapatit oder ein Gemisch zur Sinusbodenaugmentation und verzögerten Implantatinsertion eingesetzt wird.
Schlagwörter: Autogenes Knochentransplantat, bovines Hydroxylapatit, klinische Untersuchung, Implantate, Fibrinkleber, Sinusbodenaugmentation
Seiten: 259-270, Sprache: DeutschPape, Friedrich-Wilhelm / Khoury, Charles / Khoury, FouadEin vorrangiges Ziel bei der Herstellung implantatgetragenen Zahnersatzes ist der spannungsfreie Sitz der Suprakonstruktion, sodass außer den funktionellen Belastungen keine unphysiologischen Kräfte auf die Implantataufbauten, das Implantat selbst und das Knochenlager ausgeübt werden. Um solche Passungen zu erreichen, müssen präzise Techniken zur Abformung und Kieferrelationsbestimmung zur Anwendung kommen. Im vorliegenden Artikel wird ein neuer Ansatz zur Abformtechnik und Bissregistrierung bei großspannigen implantatgetragenen Suprastrukturen beschrieben und diskutiert. Dabei wurde besonders darauf geachtet, ein Behandlungskonzept zu entwickeln, das ein Maximum an Präzision bei einem Minimum an zeitlichem Aufwand gewährleistet.
Schlagwörter: Abformverfahren in der Implantatprothetik, Relationsbestimmung, Bissregistrierung
Seiten: 273-283, Sprache: DeutschGaggl, Alexander / Rainer, Heribert / Chiari, Friedrich M.Bei vielen Patienten liegt ein individuelles Atrophiemuster des Oberkiefers vor, das es durch individuelle Augmentationsverfahren präimplantologisch auszugleichen gilt. Die vertikale Kallusdistraktion stellt ein lokales Verfahren der Knochenvermehrung dar, das in seiner ursprünglichen Form nicht in allen Fällen ohne Schwierigkeiten einsetzbar ist. Im vorliegenden Beitrag sollen zwei alternative Distraktionstechniken vorgestellt werden, die eine atrophiegerechte Korrekturmöglichkeit in der ästhetisch schwierigen Oberkieferfrontzahnregion mit nur geringer sozialer Belastung bieten. Die erste Distraktionstechnik wird bei schmalen und hohen anterioren Kieferkämmen angewandt. Hier wird eine Splitosteotomie des Kieferkamms in Kombination mit der Implantation zweier Miniplattendistraktoren durchgeführt. Durch die Distraktion kommt es zu einer Augmentation im anterioren Maxillabereich, die gleichzeitig Inkongruenzen der interalveolären Relation ausgleichen kann. Nach diesem Verfahren wurden sechs Patienten behandelt und mit 22 Implantaten im distrahierten Kallus versorgt. Zwei Implantate heilten primär nicht ein und mussten entfernt werden. Alle Patienten konnten ästhetisch einwandfrei implantatgetragen versorgt werden. Bei der zweiten Technik handelt es sich um die Distraktion mit zentral positionierten Distraktionsimplantaten, durch die unter Führung durch eine provisorische Frontzahnbrücke überwiegend vertikale Defekte atrophiegerecht ausgeglichen werden können. Dabei erfolgt eine anteriore Segmentosteotomie, und gleichzeitig werden zwei Distraktionsimplantate inseriert. Die Distraktion wird in Richtung eines individuell gefertigten Provisoriums durchgeführt, das bereits den definitiv geplanten Kronenverhältnissen entspricht. So kann eine prothetisch orientierte, optimale Kieferkammdistraktion ohne soziale Beeinträchtigung des Patienten erfolgen. Nach dieser Technik wurden acht Patienten mit 16 Distraktionsimplantaten versorgt. Dabei gingen in einem Beobachtungszeitraum von zwei Jahren zwei Distraktionsimplantate verloren. Als Ergebnis zeigte sich bei allen Patienten ein ästhetisches Aussehen mit korrekter Kronen-Gingiva-Relation. Die verloren gegangenen Distraktionsimplantate wurden durch konventionelle Implantate ersetzt. Insgesamt kann festgestellt werden, dass durch die beiden vorgestellten Distraktionsverfahren trotz schwieriger Vorbedingungen gute ästhetische Ergebnisse erreicht werden konnten.
Schlagwörter: Vertikale Kieferkammdistraktion, horizontale Kieferkammdistraktion, Oberkiefer, Augmentation
Seiten: 289-299, Sprache: DeutschBergler, Michael / Holst, Stefan / Wichmann, ManfredFür die technische Realisierung implantatgetragenen Zahnersatzes stehen zahlreiche Materialien, Konstruktionsverfahren und Gestaltungskonzepte zur Verfügung. In Fällen mit Hart- und Weichgewebedefiziten sind insbesondere bei der Versorgung mit festsitzenden Suprakonstruktionen primär augmentative chirurgische Maßnahmen zur Rekonstruktion alveolärer Strukturen indiziert. Allerdings ist bei umfangreichen Defekten eine Auflagerung und Ausformung der Weichgewebestrukturen im Sinne einer Restitutio ad integrum nur schwer zu erreichen. In diesen Fällen bieten abnehmbare Konstruktionen bei ausgedehnten Defekten die Möglichkeit, das verloren gegangene Hart- und Weichgewebe mit technisch-prothetischen Mitteln zu rekonstruieren. Mit Hilfe der Galvanotechnik können hochpräzise Sekundärstrukturen hergestellt werden, die eine nahezu spaltfreie und lagesichere Fixierung des Prothesenkörpers ermöglichen. Der vorliegende Beitrag zeigt eine prothetische Behandlungsoption unter Anwendung der Galvanotechnik, bei der verloren gegangene Hart- und Weichgewebestrukturen durch eine abnehmbare Konstruktion auf ästhetisch und funktionell vorteilhafte Weise ergänzt werden.
Schlagwörter: Implantatgetragener Zahnersatz, Hart- und Weichgewebedefizite, festsitzende Suprakonstruktionen, Augmentation, Galvanotechnik
Seiten: 303-310, Sprache: DeutschIperen, Olaf vanIm vorliegenden Fallbericht wird die Herstellung der vom Autor entwickelten VIP-Crown (V = Veneer, I = Implantat, P = Procera®) beschrieben. Die vorgestellte Methode zeichnet sich insbesondere durch eine rationelle Herstellungsweise aus und bietet die Möglichkeit, auch in schwierigen Situationen durch ein selbst festgelegtes, ausreichendes Platzangebot ein ästhetisches Ergebnis zu erzielen.
Schlagwörter: Veneer, individuelles Abutment, implantatgetragene Einzelkrone, Procera®