Seiten: 273-283, Sprache: DeutschGaggl, Alexander / Rainer, Heribert / Chiari, Friedrich M.Bei vielen Patienten liegt ein individuelles Atrophiemuster des Oberkiefers vor, das es durch individuelle Augmentationsverfahren präimplantologisch auszugleichen gilt. Die vertikale Kallusdistraktion stellt ein lokales Verfahren der Knochenvermehrung dar, das in seiner ursprünglichen Form nicht in allen Fällen ohne Schwierigkeiten einsetzbar ist. Im vorliegenden Beitrag sollen zwei alternative Distraktionstechniken vorgestellt werden, die eine atrophiegerechte Korrekturmöglichkeit in der ästhetisch schwierigen Oberkieferfrontzahnregion mit nur geringer sozialer Belastung bieten. Die erste Distraktionstechnik wird bei schmalen und hohen anterioren Kieferkämmen angewandt. Hier wird eine Splitosteotomie des Kieferkamms in Kombination mit der Implantation zweier Miniplattendistraktoren durchgeführt. Durch die Distraktion kommt es zu einer Augmentation im anterioren Maxillabereich, die gleichzeitig Inkongruenzen der interalveolären Relation ausgleichen kann. Nach diesem Verfahren wurden sechs Patienten behandelt und mit 22 Implantaten im distrahierten Kallus versorgt. Zwei Implantate heilten primär nicht ein und mussten entfernt werden. Alle Patienten konnten ästhetisch einwandfrei implantatgetragen versorgt werden. Bei der zweiten Technik handelt es sich um die Distraktion mit zentral positionierten Distraktionsimplantaten, durch die unter Führung durch eine provisorische Frontzahnbrücke überwiegend vertikale Defekte atrophiegerecht ausgeglichen werden können. Dabei erfolgt eine anteriore Segmentosteotomie, und gleichzeitig werden zwei Distraktionsimplantate inseriert. Die Distraktion wird in Richtung eines individuell gefertigten Provisoriums durchgeführt, das bereits den definitiv geplanten Kronenverhältnissen entspricht. So kann eine prothetisch orientierte, optimale Kieferkammdistraktion ohne soziale Beeinträchtigung des Patienten erfolgen. Nach dieser Technik wurden acht Patienten mit 16 Distraktionsimplantaten versorgt. Dabei gingen in einem Beobachtungszeitraum von zwei Jahren zwei Distraktionsimplantate verloren. Als Ergebnis zeigte sich bei allen Patienten ein ästhetisches Aussehen mit korrekter Kronen-Gingiva-Relation. Die verloren gegangenen Distraktionsimplantate wurden durch konventionelle Implantate ersetzt. Insgesamt kann festgestellt werden, dass durch die beiden vorgestellten Distraktionsverfahren trotz schwieriger Vorbedingungen gute ästhetische Ergebnisse erreicht werden konnten.
Schlagwörter: Vertikale Kieferkammdistraktion, horizontale Kieferkammdistraktion, Oberkiefer, Augmentation