Seiten: 9-28, Sprache: DeutschSaxer, Claudia Martina / Szabo, Sophie / Saxer, Ulrich P.Konzeptreihe "Langzeittherapie"Aus dem Recall der Parodontologen entstand in den letzten 20 Jahren in der zahnmedizinischen Praxis ein Betreuungssystem zur Gesunderhaltung der gesamten Bevölkerung. Neben der jährlichen Kontrolluntersuchung werden in diesen Sitzungen risikobezogen und individuell Maßnahmen angeboten, die die orale Gesundheit des Patienten erhalten, und auch solche, die sich der Patient wünscht. In diesem Beitrag wird die Entwicklung dieser Maßnahmen, ausgehend vom Erhalt der parodontalen Strukturen, übergreifend auf alle Fachbereiche der Zahnmedizin, aufgezeigt. Insbesondere wird auf die durch die greifende Prophylaxe veränderten Rahmenbedingungen hingewiesen. Dank der Früherkennung initialer Läsionen ermöglicht eine verzögerte Krankheitsentwicklung eine wirksamere Prävention. Neue Apparaturen erleichtern die Diagnose. Präventive Maßnahmen kamen früher nur einer privilegierten Schicht zugute und waren nicht immer wirtschaftlich. Weil die Zahnmedizin diese Maßnahmen in der allgemeinen Praxis anbietet, muss einerseits die Qualität gewährleistet sein und kann andererseits dieser Bereich nur kostendeckend angeboten werden. Für den "Durchschnittspatienten" kennt man aus wissenschaftlichen Untersuchungen die Parameter, die seine Zahngesundheit erhalten. Im Fall der Risikopatienten gibt es noch immer Bereiche, in denen trotz Mitarbeit nicht alle Risiken mit 100%iger Sicherheit ausgeschaltet werden können. Das Recallsystem erfordert einen entsprechenden administrativen Aufwand in jeder Praxis. Es gewinnt für die orale und allgemeine Gesundheit zunehmend an Bedeutung und spielt für die Zahnmediziner eine zentrale Rolle im Gesundheitswesen.
Schlagwörter: Recallerhaltungstherapie, orale Gesundheit, Praxisorganisation
Seiten: 31-40, Sprache: DeutschGreßmann, Grit / Pfau, Heike / Hornecker, Else / Attin, Thomas / Mausberg, RainerIn der vorliegenden Querschnittsstudie wurden 100 jugendliche Typ-1-Diabetiker mit intensivierter Insulintherapie hinsichtlich ihres Mundhygiene- und Ernährungsverhaltens befragt und der Zusammenhang zwischen Einstellgüte des Diabetes mellitus und dentalen/parodontalen Parametern untersucht. Die zahnärztliche Untersuchung umfasste die Beurteilung des Gebisses hinsichtlich kariöser und fehlender Zähne (mod. DMF/T-Index), der Mundhygiene (mod. QHI, mod. SBI) und des parodontalen Zustands (CPITN). Zur Bewertung der Einstellgüte der Blutglukose wurde der HbA1c-Wert herangezogen. Auffällig am Mundhygiene- und Ernährungsverhalten war, dass 67 % der Untersuchten sich zweimal täglich die Zähne putzten und 60 % sechsmal täglich Mahlzeiten zu sich nahmen. Der Mittelwert des Plaqueindex (QHI) betrug 1,76. Die Befunde zeigten auffällig hohe Mittelwerte für kariöse (1,18) und gefüllte Zähne (2,93). Bei der Bewertung des CPITN waren 83,3 % der Sextanten Code 0 oder 1 sowie 5 % Code 3 oder 4 zuzuordnen. Die Einstellgüte des Diabetes variierte von sehr guten 0,054 (5,4 %) bis zu sehr schlechten 0,16 (16 %) HbA1c-Werten. Schwach signifikante Zusammenhänge wurden zwischen HbA1c und SBI (p = 0,03) sowie zwischen HbA1c und CPITN (p 0,05) festgestellt. Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen, dass die zahnärztliche Aufklärung und Prophylaxe in die Diabetikerschulungen verstärkt integriert und die Zusammenarbeit zwischen Internisten und Diabetologen verbessert werden sollten.
Schlagwörter: Intensivierte Insulintherapie, Typ-1-Diabetiker, Mundhygiene, Ernährungsverhalten, Einstellgüte der Blutglukose, DF/T, QHI, SBI, CPITN
Seiten: 41-50, Sprache: DeutschGaggl, Alexander / Jamnig, Daniel / Triaca, Albino / Chiari, Friedrich MichaelIn dieser Studie wird eine neue chirurgische Technik zur Rezessionsdeckung vorgestellt und über erste klinische Ergebnisse berichtet. Bei 15 Patienten mit ausgedehnten Rezessionen im Frontzahnbereich wurde ein neues chirurgisches Verfahren zur Rezessionskorrektur angewandt. Nach mechanischer und chemischer Reinigung der Wurzeloberfläche erfolgten die basale Inzision des Periosts und dessen Separation von der Mukosa im basalen Anteil. Das Periost wurde evertiert und im Sinne einer koronalen Verlagerung interdental fixiert. Im Anschluss daran wurde auch das Mukoperiost nach koronal verlagert und refixiert. Im Rahmen der klinischen Verlaufskontrollen wurden die Sulkusreizblutungen überprüft und parodontale Parameter, wie Sondierungstiefen, Attachmentverlust und Breite der befestigten Gingiva, erhoben. Alle Untersuchungen erfolgten präoperativ sowie drei, sechs und zwölf Monate postoperativ. Bei allen klinischen Parametern zeigten sich nach dem chirurgischen Eingriff Verbesserungen. Reizblutungen ließen sich zu keinem Zeitpunkt der postoperativen Kontrollen nachweisen. Zwölf Monate postoperativ wurde ein Attachmentgewinn von durchschnittlich 5,5 mm bei einer Sondierungstiefe von 0,3 mm gemessen. Die Höhe der befestigten Gingiva betrug präoperativ 0 mm, drei und sechs Monate postoperativ 2,3 mm und zwölf Monate nach dem Eingriff 2,2 mm. Es kann festgestellt werden, dass es sich bei der Periosteversionstechnik um eine probate und erfolgreiche Methode zur Deckung parodontaler Rezessionen handelt, die zu einem deutlichen Reattachment und zu einer eindeutigen Verbesserung der parodontalen Ästhetik führt.
Schlagwörter: Periostplastik, Parodontalchirurgie, Rezessionen
Seiten: 51-58, Sprache: DeutschLittich, Manuela / Effenberger, Susanne / Driesch, Peter von den / Platzer, UrsulaBeim Melkersson-Rosenthal-Syndrom (MRS) handelt es sich um einen Symptomenkomplex unklarer Genese, der häufig durch eine klassische Trias aus Cheilitis granulomatosa, Lingua plicata und peripherer Fazialisparese gekennzeichnet ist. Die Diagnosestellung des MRS ist häufig erschwert, wenn kein Vollbild der Erkrankung vorliegt. Zunehmend werden in der Literatur monosymptomatische Verläufe beschrieben, in denen oftmals die klassischen Leitsymptome fehlen oder nur schwach ausgeprägt sind. In der vorliegenden Kasuistik wird der Krankheitsverlauf einer zu Behandlungsbeginn 29-jährigen Patientin dargestellt. Klinisch imponierte eine generalisierte hyperplastische Schwellung der Gingiva. Die histologische Untersuchung eines Biopsats zeigte das typische Bild einer granulomatösen Entzündung mit subepithelialen Granulomen, Langerhans-Zellen und einem Monozytensaum. Eine Langzeittherapie mit Clofazimin über neun Monate (100 mg/d) führte zu einem deutlichen Rückgang der Gingivawucherung. Die letzte Nachuntersuchung drei Jahre nach Beginn der systemischen Therapie ergab einen klinisch unauffälligen Befund. Die Ätiologie des MRS ist weitgehend ungeklärt.
Schlagwörter: Melkersson-Rosenthal-Syndrom, Gingivawucherung, Cheilitis granulomatosa, Clofazimin
Seiten: 59-68, Sprache: DeutschHornecker, ElseZu den genetischen Störungen, die häufig mit Entzündungen der oralen Schleimhaut und mit Parodontitis einhergehen, gehört von den verschiedenen Formen der Glykogenspeicherkrankheiten der Typ Ib. Ursache sind der bei dieser Form auftretende Mangel an polymorphkernigen neutrophilen Granulozyten (PMN) sowie Funktionsbeeinträchtigungen der PMN. Die vorliegende Falldokumentation berichtet über einen Patienten mit Glykogenose Typ Ib und beschreibt die oralen Befunde von seinem siebenten bis zum 19. Lebensjahr. Die orale Situation war gekennzeichnet durch häufiges Auftreten von Ulzera an wechselnden Bezirken der Mundschleimhaut, permanente gingivale Entzündung sowie ausgeprägte Parodontitis, zunächst an den Milchmolaren (F3-Befund). Trotz intensiver zahnärztlich-präventiver Betreuung und sehr guter Compliance des Patienten konnte eine parodontale Destruktion am Zahn 46 (Attachmentverlust 4 mm, F2-Befund) nicht verhindert werden.
Schlagwörter: Glykogenose Typ Ib, Glykogenspeicherkrankeit Typ Ib, Neutropenie, Granulozytendefekte, Immunschwäche, Parodontitis, orale Komplikationen