Quintessenz Zahnmedizin, 4/2021
KieferorthopädieSeiten: 420-429, Sprache: DeutschStelzenmüller, Wolfgang / Zeilmann, Maike / Lisson, Jörg Alexander / Kater, WolfgangEine PilotstudieZiel dieser Studie ist es, zu überprüfen, inwieweit Gesichtsschilder – zusätzlich zu FFP2- bzw. chirurgischen Masken – im Rahmen von zahnärztlichen, hals-, nasen-, ohrenärztlichen, physiotherapeutischen Behandlungen und in der Pflege eingesetzt werden sollten. Erstmals wurde in einer Studie von Lednicky et al. lebensfähiges SARS-CoV-2 aus Luftproben eines Krankenzimmers mit COVID-19-Patienten isoliert. Weitere Studien zu Hustenaerosolen und zur Ausatemluft von Patienten mit verschiedenen Infektionen der Atemwege zeigen bei der Aerosolgrößenverteilung, dass Krankheitserreger in kleinen Partikeln (< 5 μm) überwiegen. Diese sind sofort einatembar, was auf die Notwendigkeit eines persönlichen Atemschutzes für Personen in unmittelbarer Nähe von potenziell virulenten Krankheitserregern hinweist. Da Patienten während der Behandlung nicht immer eine Maske tragen können, sollten sie besonders geschützt werden. Es gilt zu überprüfen, ob das Risiko, dass die Ausatemluft eines Therapeuten mit Maske den Gesichtsbereich eines Patienten ohne Maske erreicht und umgekehrt, durch einen Gesichtsschild vermieden werden kann. Unter Einsatz von zwei Verdampfern soll bei einem Therapeuten und einer Patientin die Verteilung der Ausatemluft sichtbar gemacht werden. Im Rahmen von sieben Versuchen wurde überprüft, ob und inwieweit die Ausatemluft den Gesichtsbereich erreicht, ob dies durch ein Gesichtsschild verhindert werden kann und wie sich die Ausatemluft des Therapeuten in Abhängigkeit der Masken und des Gesichtsschildes verhält. Atmet der Therapeut bei inkorrektem Sitz einer FFP2-Maske aus, verteilt sich die Ausatemluft trotz der Maske innerhalb von Sekunden in weiten Bereichen. Mit einer chirurgischen Maske zeigt sich ein vergleichbares Ergebnis. Wird eine korrekt sitzende Maske mit einem Gesichtsschild kombiniert, wird die Atemluft nach unten und hinten abgeleitet. In der Position, die während der Behandlung eingenommen wird, verstärkt sich dieser Effekt. Maske und Gesichtsschild in Kombination reduzieren die Verteilung von Ausatemluft und erhöhen den Schutz von Patienten, die zeitweise keine Maske tragen können.
Schlagwörter: Gesichtsschild, Gesichtsmaske, Aerosole, SARS-CoV-2, COVID-19
Journal of Craniomandibular Function, 3/2015
Seiten: 211-230, Sprache: Englisch, DeutschStelzenmüller, Wolfgang / Kopp, Stefan / Čelar, Aleš / Lisson, JörgTeil 1 - Numerische RatingskalaBiomechanische oder muskuläre Funktionsstörungen sind oft Ursache von kraniomandibulären Dysfunktionen (CMD) und können mit Physiotherapie behandelt werden. Im Rahmen einer Dissertation1 wurde geprüft, ob der Einsatz von Physiotherapie bei der Behandlung von CMD-Patienten ein Erfolg versprechendes und wirtschaftliches Mittel zur Therapie ist, innerhalb der Zeitvorgaben der deutschen gesetzlichen Krankenkassen. Es wurden physiotherapeutische Behandlungstechniken ausgewählt und an die Therapiezeit von 15 bis 20 Minuten je Heilmittel angepasst. 807 CMD-Patienten einer physiotherapeutischen Praxis (P-Praxis) füllten, für die Untersucher verblindet, Fragebögen zur Schmerzlokalisation und -intensität2 (SL-NRS) vor und nach Physiotherapie aus. Diese wurden mit Kontrollgruppen (n = 450) verglichen. Untersucht wurde auch, ob CMD-Patienten nur an Beschwerden des Kausystems leiden oder zusätzlich durch Beschwerden der Halswirbelsäule (HWS) und der Sakroiliakalgelenke (SIG) belastet sind, und ob diese Schmerzen durch Physiotherapie vermindert werden können. Patienten der Gruppe P-Praxis mit dem Durchschnittsalter von 43 Jahren (n = 807) zeigten vom ersten Termin - im Vergleich zum allerletzten Behandlungstermin einer Behandlungsserie - zu 65,8 % eine Verbesserung in der Schmerzangabe. Um zu erfahren, ob CMD-Schmerzpatienten mit Schmerzangabe > 5 eine vergleichbare Veränderung durch Physiotherapie erfahren, wurden 319 der 807 Patienten von P-Praxis isoliert betrachtet. Sie gaben im Vergleich vor und nach einer Therapieeinheit zu 85,6 % eine Besserung an. Eine Therapieeinheit reduzierte die allgemeinen Schmerzangabenwerte (Gesamtkörperschmerz) um 2 von 10 Schmerzskaleneinheiten. Für den Kopf-/Kieferbereich bestand beidseits eine Reduktion von drei Einheiten im SL-NRS gegenüber der Gesamtgruppe P-Praxis (n = 807). Dasselbe Ergebnis zeigte sich bei der HWS beidseits (p 0,001). Dies zeigt auch, dass HWS und CMD nicht isoliert betrachtet werden sollten. Bei CMD-Patienten konnten durch Physiotherapie und/oder manuelle Therapie innerhalb der in den deutschen Heilmittelrichtlinien festgelegten zeitlichen Vorgaben von 15 bis 20 Minuten je Heilmittel gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Besonders bei CMD-Schmerzpatienten (n = 319) war Physio-/manuelle Therapie wirksam, wirtschaftlich und sinnvoll.
Schlagwörter: Schmerz, Schmerzlokalisierung, Schmerzintensität, Schmerzskala, Visuelle Analogskala, Numerische Ratingskala, Physiotherapie, manuelle Therapie, kraniomandibuläre Dysfunktion, Kiefer, Kiefergelenk
Kieferorthopädie, 2/2015
WissenschaftSeiten: 129-137, Sprache: DeutschStelzenmüller, Wolfgang / Kopp, Stefan / Lisson, JörgEin LiteraturüberblickDie Evidenz der spezifischen Wirkung von Physio-/manueller Therapie auf CMD ist durch eine sehr gute nationale, insbesondere aber eine internationale Studienlage nachgewiesen. Patientenangaben über eine Verminderung von Beschwerden, die aus CMD entstanden sind, liegen in Studien zwischen 65,8 bis 87 %. Um diesen deutlichen Unterschied einordnen zu können, hilft ein Blick auf die Einschlusskriterien der verschiedenen Studien, auf die Patienten und Kontrollgruppen, und darauf, ob eine Beschreibung von Behandlungstechniken erfolgt ist sowie auf den Ausbildungsstand der Leistungserbringer. Beispiel: In einer Studie1 lag bei 65,8 % von 807 Patienten eine Verbesserung nach Therapie vor. 23,79 % hatten keinerlei Veränderung ihrer Beschwerden, 10,41 % ging es schlechter. Der Prozentsatz von 65,8 % Verbesserung nach Therapie erklärt sich aus dem Einschlusskriterium CMD, das heißt, es mussten nicht zwingend Schmerzen vorhanden sein (sogenannte "stumme CMD"). 33 % der in die Studie aufgenommenen Patienten hatten keine Schmerzen zu Beginn der Therapie. Bei diesen konnte somit auch keine Verbesserung gegenüber der Erstangabe erreicht1 werden. Wenn jedoch nur Patienten ausgewertet werden, die eine Schmerzangabe von > 5 (auf einer Skala, SL-NRS2, von 0 bis 10) machten, zeigt sich nach Auswertung von 319 Patienten (aus 807 Patienten gesamt), dass 85,58 % der Teilnehmer mit Schmerzen > 5 eine Verbesserung nach Therapie aufwiesen. 5,64 % zeigten keinerlei Veränderung ihrer Beschwerden und 8,78 % ging es nach Therapie schlechter1. Eine zielgerichtete Physiotherapie bei CMD ist immer eine inter- beziehungsweise multidisziplinäre Therapie. Die Grundlage von Physiotherapie ist eine ärztliche/zahnärztliche Diagnose und Verordnung. Das gemeinsame Ziel3-14 ist es, neben der Verminderung von Beschwerden der Patienten, die zahnärztliche und/oder kieferorthopädische Therapie positiv zu beeinflussen und die Behandlungszeit zu reduzieren.
Schlagwörter: Elektromyographie (EMG), Physiotherapie, manuelle Therapie, kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD)
Kieferorthopädie, 4/2012
Seiten: 287-296, Sprache: DeutschStelzenmüller, WolfgangZiel dieses Beitrags ist es, Zahnärzte/Kieferorthopäden über die Möglichkeiten und Abläufe der Physiotherapie bei Patienten mit kraniomandibulärer Dysfunktion (CMD) zu informieren. Einige Leser haben sicherlich bereits positive Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten gemacht. CMD-Beschwerden können ihre Ursache in biomechanischen oder muskulären Funktionsstörungen haben. Erscheint es dann nicht auch sinnvoll, diese biomechanischen Auslöser z. B. mittels manueller Therapie und durch Korrekturen an der "Biomechanik" - nebenwirkungsfrei - zu therapieren? Innerhalb des Beitrags werden hierzu biomechanische Zusammenhänge von Statik und Kausystem kurz dargestellt. Darauf folgt ein Überblick über Befund- und Untersuchungstechniken für Zahnärzte, Kieferorthopäden und Physiotherapeuten.
Schlagwörter: Schmerz, Physiotherapie, manuelle Therapie, kraniomandibuläre Dysfunktion, CMD, Kiefer, Kiefergelenk
International Poster Journal of Dentistry and Oral Medicine, 1/2006
Poster 301, Sprache: EnglischStelzenmüller, Wolfgang/Weber, Dominic/Özkan, Volkan/Freesmeyer, Wolfgang B./Umstadt, HorstThe basic requirement for successfully palpating the lateral pterygoid muscle is exact knowledge of muscle topography and the intraoral palpation pathway. After documented palpation of the muscle belly in cadaverous preparations, MRI and EMG also visualized palpation of the lateral pterygoid muscle in vivo. The palpation technique seems to be essential and basically feasible.
Schlagwörter: TMJ, M. pterygoideus lateralis, EMG, MRI, palpation