Seiten: 27-40, Sprache: Englisch, DeutschGautsch, Andreas / Ratzmann, Anja / Bernhardt, OlafSystematische Literaturrecherche und kritische Analyse der nationalen und internationalen LiteraturHintergrund: Der Schlafbruxismus und die obstruktive Schlafapnoe (OSA) sind eng miteinander assoziiert. Die weltweit hohe Zahl an Schienen, die zur Therapie des Bruxismus und dessen Begleiterscheinungen verordnet werden, veranlassten 2004 Gagnon et al.1 zu einer Pilotstudie, die die Wirkung einer in Kiefergelenkszentrik adjustierten okklusalen Schiene auf die Parameter der OSA untersuchte. Sie wies Unterschiede nach, die jedoch statistisch nicht gesichert werden konnten. Zudem war der Evidenzgrad dieser Studie gering.
Ziel: Ziel des als Masterthesis durchgeführten Reviews war es deshalb, systematisch die nationale und internationale Literatur zu diesem Thema zu recherchieren und Schlussfolgerungen für den zahnärztlichen Praktiker zu formulieren.
Methode: Es wurde eine systematische Recherche in den medizinischen Datenbanken von Cochrane, PubMed, LIVIVO (ehem. MEDPILOT), TRIP sowie Verlagsdatenbanken und den Publikationsorganen der nationalen und internationalen somnologischen Gesellschaften durchgeführt und durch eine Handsuche in den Literaturverzeichnissen ergänzt. Die gefundenen Studien wurden hinsichtlich ihres Designs und der Methodik analysiert, anhand der Oxforder Evidenzkriterien klassifiziert, beurteilt und die Ergebnisse diskutiert.
Ergebnisse: Derzeit liegt keine hinreichende Evidenz für die postulierte These vor, dass durch die Eingliederung okklusaler monomaxillärer Schienen bei Patienten mit einer obstruktiven Schlafapnoe eine Verschärfung des Krankheitsbildes und Eskalierung der diagnoserelevanten Parameter provoziert wird. Die drei bisher veröffentlichten themenverwandten Studien weisen, neben Schwächen im Design und Unterschieden in der Methodik, eine viel zu geringe Fallzahl auf, um statistisch gesicherte Aussagen zuzulassen.
Schlussfolgerungen: Im Hinblick auf die in den Studien beschriebenen Trends und der hohen Assoziation von Schlafbruxismus und OSA scheint es dennoch empfehlenswert, vor der Verordnung okklusaler Schienen anamnestisch zu prüfen, ob es sich um einen Patienten mit einer OSA handeln könnte. Eine positive Anamnese auf Schnarchen, Atemaussetzer, Tagesmüdigkeit, Sekundenschlaf oder der Hinweis auf eine bereits erfolgte somnologische Diagnostik respektive Therapie mit PAP-Geräten (Überdruckmaskenbeatmung) sollte den Zahnarzt veranlassen, den Patienten einer somnologischen Diagnostik zuzuführen. Im Falle einer fachärztlichen Diagnosebestätigung empfiehlt sich eine Überprüfung der schlafbezogenen Parameter durch eine ambulante Polygrafie mit der Schiene in situ.
Schlagwörter: AHI, Anamnese, Schienentherapie, Schlafbruxismus, obstruktive Schlafapnoe