Seiten: 145-154, Sprache: Englisch, DeutschRauch, Angelika / Pausch, Niels / Halama, DirkKondylusfrakturen sind die häufigsten Frakturen im Kieferbereich. Ihre Therapie kann Komplikationen hervorrufen, welche oftmals in Form einer Okklusionsstörung auftreten. Diese kann einen ausgeprägten Schweregrad annehmen, welcher oft einen erneuten korrektiven, chirurgischen Eingriff rechtfertigt. Die Ätiologie dieser postoperativen Komplikation ist nicht vollständig geklärt, eine mögliche Ursache wird in protrusiven Muskelzügen der Kaumuskulatur gesehen. In der Kasuistik wird ein Patient mit seitlich offenem Biss und eingeschränkter Mundöffnung nach Reposition einer einseitigen Fraktur des Collum mandibulae vorgestellt. Beidseitig imponierte eine stark ausgebildete Kaumuskulatur. Die Bildgebung zeigte eine anteriore Lage des operierten Kondylus. Der wahrscheinlich muskulär bedingte Zwangsbiss wurde durch eine multimodale Therapie basierend auf einer Schiene mit anteriorem Jig und der Injektion von Botulinumtoxin behandelt. Nach der Injektion des Toxins war der seitlich offene Biss etwas reduziert und die Mundöffnung noch leicht eingeschränkt. Wenige Tage nach Anwendung des anterioren Jig konnte der seitlich offene Biss geschlossen und eine Mundöffnung im Normbereich erzielt werden. Diese multimodale Therapie stellt möglicherweise eine Behandlungsstrategie zur Korrektur einer postinterventionellen Dysokklusion infolge einer Collumfraktur dar.
Schlagwörter: Kondylusfraktur, Collum mandibulae, seitlich offener Biss, Okklusionsstörung, Dysokklusion, limitierte Mundöffnung, Masseterhypertrophie, Schiene, anteriorer Jig, Botulinumtoxin