Seiten: 329-343, Sprache: Englisch, DeutschChristiansen, GerdIn der Literatur wird die Rolle der Okklusion in der Ätiopathogenese der kraniomandibulären Dysfunktion (CMD) kontrovers beurteilt. Damit einhergehend würde aber auch die Stellung des Kondylus innerhalb der Fossa articularis als ätiopathogenetisch fragwürdig beurteilt werden, denn die statische Okklusion definiert die Stellung des Kondylus in habitueller Interkuspidationsposition. Mithilfe optoelektronischer Untersuchungstechniken, deren Auflösungsvermögen weit über dem bildgebender Verfahren (MRT) liegt, kann ein Raum definiert werden, der sogenannte funktionelle Gelenkraum, innerhalb dessen sich die Kondylen befinden müssen. Dieser Raum konnte durch passive Manipulationen, ausgehend von der habituellen Interkuspidation (HIKP) der Probanden, kondylografisch als passive Bewegungskapazität in allen Ebenen dargestellt werden. Die passiven Manipulationen wurden in retraler, kranialer sowie medialer Richtung mit einer Kraft von 0,5 bis 1 Newton ausgeführt. Probanden, deren Kondylen sich im "Zentrum" dieses funktionellen Gelenkraums befanden, zeigten physiologische Bewegungsabläufe der Kiefergelenke und waren frei von Symptomen einer CMD. Die Untersuchung von 50 CMD-Patienten ergab diesbezüglich ein verändertes Bild. Sowohl die Art des Bewegungsablaufs dysfunktionell, als auch die unphysiologische Richtung der kondylären Bewegungskapazitäten innerhalb der Fossa articularis ließen die Bedeutung der Kondyluslage in der Ätiopathogenese der CMD vorrangig erscheinen. Damit ist die Rolle, zumindest der statischen Okklusion, als primäre CMD-Ursache als gesichert anzusehen. Des Weiteren wird als sekundäre Erkenntnis die Rolle der computergestützten Kondylografie in Diagnostik und Therapie als wesentlich hervorgehoben.
Schlagwörter: Computergestützte Befunderhebung, Kondylenpositionsanalyse, CMD, funktioneller Gelenkraum