Seiten: 9-20, Sprache: DeutschHarnack, Lutz / Gonzales, José / Meyle, JörgKonzeptreihe "Parodontale Medizin"Parodontitis wird durch Mikroorganismen ausgelöst, die in einem Biofilm organisiert sind. Der resultierende Entzündungsprozess und das Fortschreiten der Erkrankung werden durch die Immunantwort des Wirts moduliert. Die Parodontitis kann zahlreiche systemische Erkrankungen beeinflussen, wie beispielsweise kardiovaskuläre Erkrankungen, Herzinfarkt, Diabetes mellitus, infektiöse Endokarditis und Atherosklerose, sowie Frühgeburtlichkeit. Die Freisetzung biologisch aktiver bakterieller Produkte - wie Lipopolysaccharide (Endotoxine), chemotaktischer Peptide, Toxine und organischer Säuren - ist ausschlaggebend dafür, auf welche Art die Parodontitis systemische Erkrankungen beeinflusst. Diese Moleküle stimulieren das Abwehrsystem des Wirts zu einer Reihe von Reaktionen; dazu gehören die Produktion und Freisetzung von Zytokinen und Prostaglandinen sowie von Akute-Phase-Proteinen. Transiente Bakteriämien entstehen häufig im Verlauf von zahnärztlichen Behandlungen. Systemische Erkrankungen können also durch den wiederholten Eintritt von Bakterien in den Blutkreislauf beeinflusst werden. Bei anfälligen Patienten kann es zur Entwicklung einer infektiösen Endokarditis kommen. Daher sollte bei Patienten mit einem hohen Endokarditisrisiko und einer eingeschränkten Immunabwehr vor zahnärztlichen Eingriffen eine antibiotische Prophylaxe durchgeführt werden.
Schlagwörter: Parodontitis, Bakteriämie, Lipopolysaccharide, Immunabwehr, anaerobe Bakterien, Endokarditis, kardiovaskuläre Erkrankungen, niedriges Geburtsgewicht, Diabetes mellitus