Seiten: 357-369, Sprache: DeutschEickholz, PeterDie Diagnose "aggressive Parodontitis" wird klinisch gestellt. Folgende Charakteristika sind pathognomonisch: Der Patient ist abgesehen von der Parodontitis klinisch gesund, das heißt, es liegen keine Allgemeinerkrankungen vor, die die Entstehung bzw. Progression einer Parodontitis begünstigen könnten. Es kommt zu einem raschen Fortschreiten der parodontalen Destruktion, und es findet sich eine auffällige familiäre Häufung der Erkrankung. Dem klinisch tätigen Zahnarzt steht der Parodontale Screening-Index (PSI) zur Verfügung, um seine Patienten mit vertretbarem Aufwand systematisch zu untersuchen, damit er diejenigen, die parodontal erkrankt sind, rechtzeitig identifizieren kann. Dies sollte auch bei Kindern und Jugendlichen erfolgen. In der Bundesrepublik muss unter 1.000 Jugendlichen im Alter von 16 Jahren mit mindestens einem Fall von aggressiver Parodontitis gerechnet werden. Die aggressive Parodontitis kann erfolgreich therapiert werden, wenn die notwendigen diagnostischen Informationen gesammelt und rechtzeitig geeignete Behandlungsschritte eingeleitet werden. Allerdings ist die Therapie der aggressiven Parodontitiden nicht unkompliziert. Deshalb sollte nach der klinischen Diagnosestellung erwogen werden, die betreffenden Patienten für die systematische Parodontitistherapie an einen Fachzahnarzt oder Spezialisten für Parodontologie zu überweisen. Eine rechtzeitige und geeignete Therapie vorausgesetzt und bei guter Mitarbeit der Patienten (regelmäßige Teilnahme an der unterstützenden Parodontitistherapie) haben auch die Zähne von Patienten mit aggressiver Parodontitis eine gute Langzeitprognose.
Schlagwörter: Lokalisierte aggressive Parodontitis, generalisierte aggressive Parodontitis, Actinobacillus actinomycetemcomitans, adjunktive systemische Antibiotikatherapie