Zahnheilkunde interdisziplinärSeiten: 1485-1494, Sprache: DeutschKopp, Stefan/Plato, GernotBedeutung des craniomandibulären Systems aus der Sicht interdisziplinärer Diagnostik und TherapieDie Autoren berichten von ihren Beobachtungen aus einer mehr als 20-jährigen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der funktionellen Therapie des chronischen Schmerzes und stellen ihre Schlussfolgerungen für den Gebrauch in der täglichen Praxis dar. Chronische Schmerzsyndrome wie chronische Kopfschmerzen, atypische Gesichtsschmerzen, aber auch Schmerzen im Bereich des Beckenbodens sind mit Dysfunktionen im craniomandibulären System vergesellschaftet. Wenn ein Chronifizierungsgrad III nach Gerbershagen vorliegt, findet man in 100 % der Fälle eine craniomandibuläre Dysfunktion (CMD). Schmerzsyndrome können von Dysfunktionen der Kiefergelenke, des gesamten craniomandibulären Systems bzw. der Okklusion ausgelöst oder unterhalten werden. Die Beeinflussung kann auch in genau entgegengesetzter Richtung erfolgen. Eine CMD kann primär stumm sein, aber durch negative funktionelle Beeinflussung der Regelsysteme des Körpers eine Fernwirkung zeigen. Aus diesem Grund ist es bei schmerzkranken Patienten erforderlich, die Untersuchung und das Erkennen von Dysfunktionen der Kiefergelenke sowie ggf. deren Therapie in interdisziplinärer und simultaner Zusammenarbeit durchzuführen. Ein vereinfachtes Untersuchungsinventar sollte jedem schmerztherapeutisch Arbeitenden geläufig sein, um entsprechende Fragen an den zahnärztlichen interdisziplinären Partner stellen, die Antworten bewerten und den Therapiefortgang kontrollieren zu können.
Schlagwörter: Chronische Schmerzen, Schmerzsyndrome, Schmerzchronifizierung, Kiefergelenk, craniomandibuläre Dysfunktionen