Zahnheilkunde interdisziplinärSeiten: 1469-1477, Sprache: DeutschLangenhan, Jürgen/Bußmeier, Uwe/Schäfthaler, PeterIn der Therapie der obstruktiven Schlafapnoe (OSA) ist die Zahnmedizin als Alternative zur originären schlafmedizinischen Ventilationstherapie (z. B. CPAP) und HNO-ärztlichen Chirurgie in zunehmendem Maße gefragt und anerkannt. Alle zahnmedizinischen Basisfächer verfügen diesbezüglich über effektive Therapiemethoden. Rein quantitativ gesehen haben die so genannten intraoralen Protrusionsschienen (IPS) in der zahnärztlichen OSA-Therapie die größte Bedeutung. Das Wirkprinzip dieser IPS besteht im Wesentlichen darin, dass in einer zu bestimmenden therapeutischen Protrusion des Unterkiefers der hintere Zungenraum erweitert und eine Zunahme des Muskeltonus im mesopharyngealen Raum erreicht wird. Wenn aus schlafmedizinischer Sicht eine Indikation zur IPS gegeben ist, hat die aus klinischer, bildgebender und Modelldiagnostik bestehende zahnärztlich-somnologische Diagnostik zu klären, ob zahnmedizinische Kontraindikationen vorliegen und ob der erforderliche somnologische Schieneneffekt auf die respiratorische Situation des Patienten erreichbar erscheint. Grundlage für eine dauerhaft erfolgreiche Schienentherapie ist eine perfekte zahnärztliche Schienenfunktion. Um auch eine dauerhaft gute Compliance erreichen zu können, ist vor allem eine einzelfallbezogen korrekte Schienenauswahl erforderlich. Hierfür steht eine Vielzahl uni- und bimaxillärer Protrusionsschienen zur Verfügung. Der essenzielle Unterschied zwischen beiden Schienentypen besteht in der technisch bedingten, teils stark differierenden vertikalen Bisssperrung. Da die gegebenen anatomischen Verhältnisse (Gebisstyp: Deckbiss oder Tiefbiss, Limitationen bei Gelenkspieltechniken oder keine) in der Regel nicht beeinflussbar sind, besteht für den Zahnarzt bei der korrekten Schienenauswahl die beste Möglichkeit, die Compliance des Patienten entscheidend zu beeinflussen. Bezug nehmend darauf gibt der Beitrag anhand von Fallbeispielen kategorisierend Anwendungsempfehlungen für einteilige und zweiteilige IPS. Abschließend werden erfolgreich behandelte und polygraphisch dokumentierte Fälle präsentiert, die die Möglichkeiten der OSA-Therapie mittels IPS veranschaulichen.
Schlagwörter: Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS), intraorale Protrusionsschienen (IPS), Schienenauswahl, vertikale Bisssperrung, Compliance