Hintergrund: Zur Behandlung von Patienten und Patientinnen mit verkürzter Zahnreihe (shortened dental arch, SDA) sind nur wenige Langzeitstudien verfügbar. Im Rahmen einer randomisierten multizentrischen klinischen Studie wurden neben der Hauptzielgröße „Zahnverlust“ parodontologische Aspekte untersucht. Ziel: Gibt es Unterschiede hinsichtlich der parodontalen Gesundheit im Verlauf von 5 und 10 Jahren zwischen den beiden Studiengruppen mit und ohne Molarenersatz?
Methoden: Patienten im Alter über 35 Jahre mit fehlenden Molaren in einem Kiefer und mindestens den Eckzähnen sowie einem Prämolaren auf beiden Seiten waren geeignet. In der Gruppe mit geschiebeverankerten abnehmbaren Teilprothesen (removable denture, partial, RDP) (N = 81) wurden Molaren und fehlende zweite Prämolaren durch Prothesenzähne ersetzt. In der SDA-Gruppe (N = 71) endete die Zahnreihe mit dem zweiten Prämolaren, der vorhanden sein oder durch eine festsitzende Restauration (Freiendbrücke) ersetzt werden musste. Nachuntersuchungen wurden über 15 Jahre durchgeführt. Für die Beurteilung der parodontalen Gesundheit wurden der Plaqueindex nach Silness und Löe, die Taschensondierungstiefen, der vertikale klinische Attachmentverlust und die Blutung auf Sondierung erfasst.
Ergebnisse: Für die endständigen Zähne wurden geringe, aber signifikante Unterschiede für den Plaqueindex nach Silness und Löe, den vertikalen klinischen Attachmentverlust, Taschensondierungstiefen und BOP zwischen den Gruppen festgestellt. Die kleinen, aber entscheidenden Unterschiede zeigten – zumindest zum Zeitpunkt dieser 5-Jahres-Nachuntersuchung – einen ungünstigeren Verlauf in der Prothesengruppe. Die linearen Regressionsanalysen unter dem Gesichtspunkt „Zeitpunkt“ und „Behandlung“ ergaben signifikante Unterschiede bei den herausnehmbaren Versorgungen. Es wurden in der Gruppe der herausnehmbaren Versorgungen in jeweils allen Analysen signifikant höhere Plaqueraten festgestellt, was jedoch keinen Einfluss auf die Überlebensraten hatte.
Schlussfolgerungen: Aufgrund der zahlreichen parodontologischen Parameter war mit zunehmender Studiendauer die Fallzahl nicht mehr ausreichend, um jenseits der 10-Jahres-Nachuntersuchungen noch aussagekräftige Ergebnisse hinsichtlich der parodontologischen Aspekte zu erhalten. Der Einfluss des prothetischen Versorgungskonzepts in Bezug auf erhöhte Werte für Blutung auf Sondierung und Plaqueindex nach Silness und Löe konnte belegt werden, mit besseren Ergebnissen für das Konzept der verkürzten Zahnreihe. Dennoch besitzt das Konzept der verkürzten Zahnreihe keine signifikanten Vorteile hinsichtlich des Auftretens weiteren Zahnverlusts oder des Überlebens der ursprünglichen Versorgung.
Schlagwörter: Blutung auf Sondierung, geschiebeverankerte Prothesen, Molarenersatz, parodontale Gesundheit, Plaqueindex, Taschentiefen, verkürzte Zahnreihe, vertikaler Attachmentverlust