Das Ziel war es, die Mikrostruktur des Zahnschmelzes bei unterschiedlichen Ätzzeiten zu bestimmen. Probanden und Methode: Die Mikrostruktur der vestibulären Oberflächen von 32 intakten Prämolaren (vier Gruppen mit jeweils acht Zähnen) wurde unter Verwendung eines Mira-Rasterelektronenmikroskops für vier verschiedene Einwirkzeiten (15 s/30 s/45 s/60 s) der Phosphorsäure (37 %) untersucht. Unter Anwendung unterschiedlicher Vergrößerungen erfolgte anschließend eine Klassifizierung der Ätzmuster I–V im Bereich der Retzius-Linien (= Perikymatien) bzw. in deren Zwischenraum, wie von Silverstone et al.1 vorgeschlagen (Typ I: überwiegend prismatisch, II: überwiegend interprismatisch, III: Mischtyp, IV: narbig, V: keine Ätzung). Die Signifikanz von unterschiedlichen Häufigkeitsverteilungen zwischen den Gruppen wurde unter Verwendung des χ2-Tests bewertet (p < 0,05).
Ergebnisse: Im Bereich der Retzius-Linien ergab sich in Gruppe 1 (15 s) für die Hälfte der Proben kein Nachweis einer Ätzung, während bei längerer Konditionierung (Gruppen 2 bis 4) Ätzmuster IV und V als Mischtypen auftraten und der Grad der Schmelzzerstörung signifikant mit höherer Ätzzeit zunahm (χ2 = 13,7; p < 0,01). Auf dem geätzten Schmelz zwischen den Retzius-Linien wurde das Muster III im REM-Bild aller untersuchten Zähne gefunden. Keine der Proben wies Muster V auf. Die Häufigkeit der Ätzmuster (I–IV) wies in Abhängigkeit von der Konditionierungszeit signifikante Unterschiede auf (χ2 = 37,3; p < 0,01).
Schlussfolgerungen: Unterschiedliche Areale der Zahnoberfläche zeigen unterschiedliche Veränderung nach Anwendung von 37 %iger Phosphorsäure. Das Ätzen des Schmelzes für 30 s oder mehr führt in 100 % der Fälle zu Schmelzstrukturveränderungen im Bereich zwischen den Retzius-Linien. Nach 15 s oder 30 s Anätzen überwiegen die Ätzmuster I–III, während nach 30 s bzw. 45 s Typen II–IV vorliegen. Nach 60 s ließen sich nur die Ätzmuster III und IV nachweisen.
Schlagwörter: Schmelzätzzeit, Schmelzätzmuster, Mikrostruktur des Zahnschmelzes