Amelogenesis imperfecta (AI) ist eine Gruppe von genomischen Entwicklungsstörungen, die die Struktur und das klinische Erscheinungsbild des Zahnschmelzes aller oder fast aller Zähne beeinträchtigen können. Sie können sowohl die Milchzähne als auch das bleibende Gebiss betreffen. Aufgrund des veränderten Zahnschmelzes sind die Patienten nicht nur ästhetisch eingeschränkt, sondern in schweren Fällen kann das freiliegende Dentin kariöse Läsionen verstärken. Dieser Fallbericht zeigt eine vollkeramische Restauration bei einer jungen Patientin.
Fallbericht: Zum Zeitpunkt der Vorstellung in der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomaterialien des Universitätsklinikums Münster war der Patient 28 Jahre alt. Seit 2010 wurden aufgrund der Diagnose einer Amelogenesis imperfecta (hypoplastischer Typ 1) kariöse Läsionen wiederholt mit Kompositfüllungen behandelt. Da die Füllungen regelmäßig erneuert werden mussten und die Patientin bereits einen moderaten Bisshöhenverlust von ca. 4 mm erlitten hatte, wurde eine Bisserhöhung durch Überkronung aller Zähne mit Vollkeramikkronen geplant. Die neue Bisshöhe zunächst mit Langzeitprovisorien aus PMMA getestet. Nach der Präparation aller Zähne wurden diese in 6 Blöcken (7-4er, 3-3er, 4-7er pro Kiefer) eingesetzt und 3,5 Monate lang getragen. Die Patientin zeigte nach der Tragedauer keine Probleme. Daher wurde die neue Bisshöhe für die endgültige Versorgung auf Vollkeramikkronen übertragen. Im Seitenzahnbereich und im Unterkiefer-Frontzahnbereich wurden monolithische Zirkoniumdioxidkronen verwendet, und im Oberkiefer-Frontzahnbereich wurden Zirkoniumdioxidgerüste von vestibulär verblendet, um das ästhetische Erscheinungsbild zu verbessern.
Diskussion: In der Literatur sind einige wenige Fälle von Restaurationen bei Patienten mit Amelogenesis imperfecta beschrieben worden. Bei weniger schweren Formen sind Kompositaufbauten oder Veneers möglich, um die Schmelzfehlbildung zu behandeln. Da der Zahnschmelz bei Typ 1 vollständig fehlen kann, sind Kronen in diesem Fall die Behandlung der Wahl. Eine vollständige Überkronung verhindert zukünftigen Substanzverlust und bietet den bestmöglichen Schutz für die verbleibende Zahnsubstanz. Mit modernen Vollkeramik-Restaurationen lassen sich auch bei schweren Ausgangsbefunden hochästhetische Ergebnisse erzielen.