OriginalarbeitSprache: DeutschIn anantomischen und zahnmedizinischen Lehrbüchern wird die Topographie des Discus articularis typischerweise so dargestellt, daß bei maximaler Interkuspidation der Zähne der hintere Anteil des Diskus die Fossa mandibularis ausfüllt, sein mittlerer Bereich zwischen dem Kieferköpfchen und der Hinterfläche des Tuberculum articulare liegt und sich der anteriore Diskusbereich unterhalb des Tuberculum articulare befindet. Abweichungen von diesem Schema werden in der zahnmedizinischen Literatur in der Regel als "Diskusverlagerungen" bezeichnet. In jüngerer Zeit wurde jedoch deutlich, daß die Gelenkscheibe hinsichtlich ihrer Lage eine große Variabilität aufweisen kann. So sind bei Personen ohne Beschwerden im Kausystem Diskusverlagerungen in rund einem Drittel der Fälle vorzufinden. Ebenso wird die verbreitete Auffassung, ein anterior positionierter Diskus münde unweigerlich in eine Kiefergelenkkarthrose, durch neuere Studien angezweifelt. Zudem besteht, von Fällen akuter Diskusverlagerungen ohne Reposition abgesehen, nur ein schwacher Zusammenhang zwischen Diskuslage und Schmerzen bzw. funktionellen Einschränkungen. Da Begriffe wie "Verlagerung" und "Dislokation" das Vorhandensein eines pathologischen Geschehens und damit einen Behandlungsbedarf suggerieren, wird vorgeschlagen, stattdessen die Bezeichnungen "Diskuslage" oder "Diskusposition" zu verwenden. Diese Begriffe sind in ihrer Bedeutung neutral und lassen Raum sowohl für anatomische und physiologische Variationen als auch für als unphysiologisch anzusehende Zustände.