Karies ist eine der weltweit häufigsten Erkrankungen6 und führt immer noch bei vielen Kindern und Erwachsenen zu Einschränkungen in der Lebensqualität. Dabei ist die Prävention von Karies recht einfach und es steht ein breites Managementspektrum zur Verfügung. Karies wird heute als Prozess eines chronischen Ungleichgewichts zwischen demineralisierenden und remineralisierenden Faktoren begriffen (Abb. 1), bei dem die kariöse Kavität eine Folge der Erkrankung darstellt. Der pathogene Biofilm, also die reife, ca. 48 Stunden alte dentale Plaque, verstoffwechselt unter anderem Kohlenhydrate zu Säure, die die Demineralisation der unter der Plaque liegenden Zahnhartsubstanzen (zunächst Zahnschmelz, später Dentin) bewirken. Das „Loch im Zahn“ – als Karies bezeichnet – ist also ein Symptom der Erkrankung, die ebenfalls im deutschen Sprachgebrauch als Karies bezeichnet wird. Der Begriff der „Kariesentfernung“ ist daher etwas irreführend, weil zwar kariös veränderte Zahnhartsubstanz entfernt werden kann, jedoch die Erkrankung „Karies“, also die Ursache des kariösen Prozesses, davon („durch den Bohrer“) unberührt bleibt18. Auch wenn diese Unterscheidung eher semantisch erscheint, sind die Folgen für Kariesprävention und –therapie revolutionär: Die Entfernung kariös veränderter Zahnhartsubstanz dient primär dazu, den Zahn für die spätere Versorgung durch beispielsweise eine Füllung vorzubereiten, damit diese langfristig hält, und stellt primär keine ursächliche Kariestherapie dar.