PraxisDOI: 10.3238/dzz.2020.0212-0224Pages 212, Language: GermanCiardo, Antonio / Frese, Cornelia / Kim, Ti-SunAllgemeine und spezielle Anamnese: Der Patient war bei Erstvorstellung im Jahr 2017 45 Jahre alt. Es bestanden keine Allgemeinerkrankungen oder Medikamenteneinnahmen. Er wurde zur Weiterbehandlung einer "fortschreitenden Parodontitis" überwiesen. Bisher sei keine Parodontitistherapie durchgeführt worden. Er gab an, zu rauchen (35 Packungsjahre) und unter Hypersensitivi-täten, Zahnlockerungen, Zahnfleischbluten und Aufbissschmerzen im rechten Oberkieferseitenzahnbereich zu leiden.
Befunde: Es zeigten sich generalisiert weiche und lokalisiert harte Beläge. Die Zähne 17–26 und 38–47 waren vorhanden und reagierten auf die Sensibilitätstestung positiv und negativ auf Perkussion. Die Gingiva zeigte sich marginal leicht ödematös geschwollen. Es waren generalisiert Sondierungstiefen über 7 mm und lokalisiert an den Zähnen 45 und 46 bis 12 mm festzustellen. Das Attachmentlevel lag generalisiert über 7 mm und lokalisiert an Zahn 14 bis 13 mm. Es waren Lockerungen Grad I–III sowie Furkationsbeteiligungen Grad 1–2 vorzufinden. Zahn 22 war elongiert, tordiert und protrudiert. Röntgenologisch verlief der Limbus alveolaris im apikalen Wurzeldrittel mit multiplen Furkationsbeteiligungen und periapikalen Transluzenzen.
Diagnosen:
– Parodontitis Stadium IV, generalisiert, Grad C mit modifizierendem Risikofaktor Rauchen
– Endo-parodontale Läsionen Grad III an den Zähnen 16 und 17
– V.a. endo-parodontale Läsionen an den Zähnen 26, 38 und 47
– V.a. okklusales Trauma an den Zähnen 22 und 45
– Unharmonische Frontzahnsituation (multiple Rezessionen, Auffächerung der Front, Protrusion des Zahns 22)
Therapie/Verlauf: Ein "Rauchstopp" konnte bis zur Reevaluation erzielt werden. Zähne mit Lockerungsgrad ≥ II wurden mithilfe von Komposit geschient. Es erfolgten Wurzelkanalbehandlungen der Zähne 16, 17 und 26 sowie funktionelle Einschleifmaßnahmen an den Zähnen 22 und 45. Der Zahn 38 wurde extrahiert. Es folgte eine antiinfektiöse Therapie im Sinne einer Full-mouth- disinfection mit adjuvanter Antibiotika-Gabe. Nach Reevaluation und unterstützender Parodontitistherapie (UPT) erfolgte die korrektive parodontalchirurgische Therapie der Zähne mit persistierenden Sondierungstiefen ≥ 6 mm mittels distaler Keilexzision, Wurzelamputationen und Tunnelierung. Sechs Monate nach Parodontalchirurgie zeigte sich ein stabiles Parodont. Im weiteren Verlauf bestanden subjektiv seitens des Patienten ästhetische Beeinträchtigungen aufgrund der interdentalen schwarzen Dreiecke, Rezessionen und der Auffächerung des Frontzahnbereichs. Es folgten direkte Zahnformkorrekturen der Zähne 14–24 und 34–44 sowie ein Lückenschluss durch Zahnverbreiterungen der Zähne 43 und 44.
Schlussfolgerung: Selbst bei Patienten mit schweren parodontalen Erkrankungen lassen sich nach erfolgreicher Parodontaltherapie durch funktionelle Korrekturen und direkte restaurative Techniken mit Komposit weitgehend substanzschonende und erfolgreiche Therapieergebnisse erzielen.
Keywords: Formkorrektur, Raucherentwöhnung, Rehabilitation, Tunnelierung, Wurzelamputation, Zahnverbreiterung, adjuvante Antibiotikagabe bei subgingivaler Instrumentierung, direkte Kompositschienung, endo-parodontale Läsion, endodontische Therapie, resektive Parodontalchirurgie, Ästhetik