WissenschaftSeiten: 156-169, Sprache: DeutschMaffei, Sílvia Helena / Vicentis Oliveira Fernandes, Gustavo / Campos Hasse Fernandes, Juliana / Orth, Cássio / Joly, Julio CesarZiel: Ziel dieser Untersuchung waren der Vergleich eines freien Gingivatransplantats (FGT) mit einer porkinen Kollagenmatrix (Mucograft Seal, MS) zum Weichgewebeverschluss im Bereich der Extraktionsalveole (Socket-Seal-Technik) sowie eine qualitative Bestimmung der Patientenwahrnehmung mithilfe visueller Analogskalen (VAS).
Methode und Material: Insgesamt 18 Patienten mit Indikation für eine Einzelzahnextraktion in der ästhetischen Zone wurden per Randomisierung der Kontrollgruppe (FGT) oder der Testgruppe (MS) zugeordnet. Alle Extraktionsalveolen wurden mit einem bovinen Knochentransplantat (kleines Granulat) gefüllt und versiegelt. Kontrolluntersuchungen fanden unmittelbar postoperativ (Tag 0) sowie nach 3, 7, 15, 30, 60, 90 und 120 Tagen statt. Nach 180 Tagen wurden vor der Implantatinsertion Gewebeproben für eine histologische Analyse entnommen. Außerdem wurden während der ersten 7 postoperativen Tage qualitative Informationen zur subjektiven Wahrnehmung der Behandlung durch die Patienten mithilfe von VAS erhoben.
Ergebnisse: In der MS-Gruppe war eine schnellere Heilung zu beobachten: Nach 60 Tagen waren alle Stellen der MS-Gruppe partiell verheilt, in der FGT-Gruppe dagegen nur fünf. Histologisch fand sich in der FGT-Gruppe ein überwiegend akutes Entzündungsgeschehen, während in der MS-Gruppe chronische Entzündungsprozesse beobachtet wurden. Die mittlere Epitheldicke betrug in der FGT-Gruppe 535,69 µm, in der MS-Gruppe 495,33 µm (p = 0,54). Innerhalb beider Gruppen fand sich eine erhebliche Varianz der Ergebnisdaten (p < 0,001). Die qualitative Auswertung der Patientenwahrnehmung ergab einen signifikant größeren Komfort in der MS-Gruppe (p < 0,05).
Schlussfolgerung: Im Rahmen dieser Studie lieferten beide Techniken eine wirksame Versiegelung der Extraktionsalveolen mit einer schnelleren Wundheilung in der MS-Gruppe. Die VAS-Ergebnisse lassen auf signifikant geringere Beschwerden in der MS-Gruppe schließen.
Schlagwörter: Alveole, Chirurgie, Kollagen, Membran, Transplantat, Weichgewebe
WissenschaftSeiten: 170-178, Sprache: DeutschMengel, Reiner / von Rosen, Cora-Sophia / Mogk, Martin / Thöne-Mühling, MiriamZiele: Für Zähne wurde ein Zusammenhang zwischen dem krestalen Knochenverlust und der Sondierungstiefe (ST) nachgewiesen. Ob dieser Zusammenhang auch für Implantate gilt, ist nicht bekannt. Ziel dieser Studie war es daher, die Korrelation zwischen krestalem Knochenverlust und ST an Zähnen und Implantaten zu untersuchen.
Methode und Materialien: Eine Kohorte von 31 parodontal behandelten Patienten mit implantatgetragenen Einzelkronen und Brücken wurde in Intervallen von 3 bis 6 Monaten über Zeiträume von 5 bis 20 Jahren engmaschig nachbeobachtet. Bei allen Recall-Terminen wurden klinische parodontale Parameter an Zähnen und Implantaten erhoben. Zusätzlich wurden nach Eingliederung der Suprakonstruktion (Baseline) sowie nach 1, 3, 5, 10, 15 und 20 Jahren standardisierte Röntgenbilder aufgenommen.
Ergebnisse: Die Gesamtüberlebensraten der Implantate (94,0 %) und der Zähne (97,3 %) waren nach 20 Jahren nicht signifikant verschieden (p = 0,68). Bei fast allen Patienten fanden sich über den gesamten Nachbeobachtungszeitraum sowohl an den Implantaten als auch an den natürlichen Zähnen ST von ≥ 5 mm. An Implantaten wie Zähnen nahm insbesondere bei den Patienten mit fortgeschrittener Parodontitis der krestale Knochenverlust kontinuierlich zu, ohne dass eine Korrelation mit der ST bestand. Bei wenigen Patienten (n = 5) fanden sich an jeweils einem Implantat eine ST von ≥ 5 mm bei einem jährlichen Knochenverlust von > 0,2 mm sowie eine Korrelation zwischen Knochenverlust und ST.
Schlussfolgerung: An gesunden Implantaten und Zähnen findet ein moderater krestaler Knochenverlust statt, der keine Korrelation mit der ST aufweist. Bei einigen wenigen Patienten war an jeweils nur einem Implantat ein fortschreitender, mit der ST korrelierender krestaler Knochenverlust zu beobachten.
Schlagwörter: aggressive Parodontitis, chronische Parodontitis, Implantat, krestaler Knochenverlust, Sondierungstiefe
WissenschaftSeiten: 180-195, Sprache: DeutschDiedrichs, Uwe / Myrau, Julia / Reißmann, Daniel R.Das Angebot an Materialien für festsitzenden Zahnersatz hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten rasant entwickelt. Neben den bewährten metallbasierten Restaurationen steht eine Vielzahl vollkeramischer Materialien zur Verfügung. Insbesondere im Bereich der Zirkoniumdioxidkeramik ist es zu hochfrequenten Modifikationen gekommen.Diese Übersichtsarbeit soll eine Orientierung im „Materialdschungel“ geben, wobei die Entwicklung, die technischen Eigenschaften bekannter und neuer Materialien sowie deren indikationsbezogene klinische Bewährung betrachtet werden. Unter Berücksichtigung weiterer praxisrelevanter Aspekte wie der finanziellen Möglichkeiten und des ästhetischen Anspruchs der Patienten wurden Entscheidungsbäume entwickelt, um die Materialauswahl zu vereinfachen.
Schlagwörter: klinische Langzeitbewährung, Kronen und Brücken, Materialauswahl, Metallkeramik, Vollkeramik
WissenschaftSeiten: 196-206, Sprache: DeutschSchuster, Laurentia / Dammaschke, TillKommt es zu einer akzidentellen Exposition der Pulpa im Rahmen eines dentalen Traumas oder bei der Kariesexkavation, sind vitalerhaltende Maßnahmen erforderlich. Goldstandard für diese Behandlung sind die hydraulischen Kalziumsilikatzemente (HKSZ). Ihre relativ lange Abbindezeit erscheint jedoch von Nachteil, weshalb von etlichen Herstellern licht- oder dualhärtende Überkappungsmaterialien, genauer gesagt fließfähige Komposite mit Zusatz von Portlandzement-, Kalziumsilikat- oder MTA-Pulver angeboten werden. Diese Produkte werden als biokompatibel und bioaktiv beworben. Wirft man jedoch einen Blick in die zu dieser Materialklasse vorhandene Literatur, ist das Gegenteil festzustellen. Nicht nur haben die lichthärtenden Überkappungsmaterialien signifikant schlechtere Materialeigenschaften als die HKSZ, es lassen sich mitunter ausgeprägte zytotoxische Wirkungen dieser Materialien nachweisen. In klinischen Studien schneiden diese Materialien ebenfalls signifikant schlechter ab als HKSZ. Über Kompositmaterialien ist hinreichend bekannt, dass sie schädliche Monomere enthalten und zytotoxische Wirkungen haben. Aufgrund der vielfältigen, wissenschaftlich belegten Nachteile fließfähiger, licht- oder dualhärtender Komposite mit Zusatz von Portlandzement-, Kalziumsilikat- oder MTA-Pulver kann trotz ihrer verkürzten Aushärtungszeit keine Empfehlung hinsichtlich ihrer Eignung als Überkappungsmaterialien für die Pulpa ausgesprochen werden. In der Zahnmedizin gibt es grundsätzlich keine Indikation für die Verwendung licht- oder dualhärtender Materialien, die Kalziumsilikat enthalten.
Schlagwörter: Kalziumsilikatzemente, lichthärtende Überkappungsmaterialien, Pulpa, Überkappung, Vitalerhaltung