Seiten: 313-322, Sprache: DeutschKrohn-Jäger, Franziska / Schau, Frank / Krey, Karl-FriedrichBereits 1997 stellte Oliveira fest, dass sich der Gehörgang aufgrund der anatomischen Nähe zum Kondylus bei Unterkieferöffnung weitet und somit ein direkter Zusammenhang des stomatognathen Systems und der Gehörgangsmorphologie existiert. Inwiefern auch andere funktionelle Parameter des stomatognathen Systems, wie einseitiges Kauen, die Bisslage oder die kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD), in Relation mit der Morphologie des Meatus acusticus externus stehen, wird in dieser explorativen Studie untersucht. Hierzu wurden 50 CMD-Patienten auf ihre bevorzugte Mastikationsseite, Bisslage und CMD-Symptome hin erfasst und anschließend Abdrücke ihrer Gehörgänge genommen. Die Abdrücke wurden eingescannt und mittels zweier unterschiedlicher digitaler Messmethoden verglichen. Die Ergebnisse zeigten, dass kein Zusammenhang zwischen einseitigem Kauen und veränderter Morphologie des ipsilateralen Gehörgangs besteht. Es ist jedoch eine signifikante Differenz in den Gehörgangshöhen bei unterschiedlich starken Bisslageanomalien zu erkennen. Die kraniomandibuläre Dysfunktion stand ebenfalls in signifikanter Korrelation mit der Morphologie der Gehörgänge. So waren die Gehörgangsbreiten bei Vorhandensein von Knack- und Reibegeräuschen auf der Nichtkauseite nachweislich weniger breit. Ähnliches galt für Schmerzen in der aurikulokondylären Region. Damit beweist die Studie, dass eine verstärkte Zusammenarbeit der Kieferorthopäden und der auf CMD spezialisierten Zahnärzte mit den HNO-Ärzten empfehlenswert ist und dass das in Deutschland geltende Schema zur Einstufung des kieferorthopädischen Behandlungsbedarfs (KIG), das die Behandlungskosten einer reinen Distalbisstherapie bisher nicht übernimmt, den aktuellen Forschungsergebnissen angepasst werden sollte.
Schlagwörter: Gehörgangseinengung, einseitiges Kauen, Distalbiss, kraniomandibuläre Dysfunktion, Tinnitus