KongressberichtSeiten: 193-218, Sprache: DeutschAltrock, Jan/Engel, Sylvia/Gummelt, Anja/Hassan, Susan/Hucke, Katrin/Kossack, Christoph/Mahjoub, Nadin/Mehnert, Juliane/Spors, Cindy/Treml, Timm Gerry20. Symposion "Praktische Kieferorthopädie"Wie bereits seit vielen Jahren folgt hier ein Bericht über das Symposion "Praktische Kieferorthopädie". Diesmal ging es um ein Jubiläum, denn der Kongress fand am 11. und 12. April 2008 in Berlin zum 20. Mal ausgerichtet. Das Thema des Vorkongresskursus lautete "Prinzipien der Distalbissbehandlung", wobei der Vortragende, Dr. Martin Sander, für die frühen Behandlungsphasen Vorschubdoppelplatten und für die späteren den Harmonizer in den Vordergrund stellte. Er belegte sein Vorgehen mit vielen Patientenbeispielen und Untersuchungsergebnissen, bot den Kursteilnehmern aber außerdem die Möglichkeit, den Harmonizer an einem Typodonten eigenhändig auszuprobieren. Das Symposion selbst fand zum ersten Mal im Herzen Berlins statt, nämlich im Marriott-Hotel nahe dem Potsdamer Platz. Dem Anlass angemessen, wurde das Jubiläumssymposion mit einem veritablen Festvortrag eröffnet. Ihn hielt Prof. Dr. Gerd Gigerenzer vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Es ging darum, dass wir Menschen unsere Umwelt nur dann richtig verstehen können, wenn wir über statistisches Grundwissen verfügen. Ohne ein solches Wissen besteht ein unbegründetes Gefühl der Sicherheit. Obgleich nur Statistiker Statistik lieben, verstand es Prof. Gigerenzer mit Fragen an sein Auditorium und Beispielen aus dem alltäglichen Leben, sein Anliegen so vorzutragen, dass alle Zuhörer ihm bis zum Ende gespannt folgten. Das Hautthema des Symposions war der offene Biss, der sicher zu den ungeliebtesten Standarddysgnathien in der Kieferorthopädie/Orthodontie zählt. Die Vortragenden waren so ausgesucht, dass sowohl lebenslange Erfahrungen wie auch jüngste Entwicklungen dargestellt wurden. Obwohl Vorabsprachen erfolgt waren, blieb es nicht aus, dass es zu Überlappungen kam. Der Grund dafür ist vermutlich, dass es bis heute keine wesentlichen neuen Erkenntnisse gibt, wie man offene Bisse effizient und rezidivfrei behandelt. Eines scheint sich dennoch geändert zu haben: Sämtliche Vortragenden wiesen nachdrücklich darauf hin, wie entscheidend physiologische Funktionen für eine erfolgreiche Therapie sind. Manchen Symposionsteilnehmer mag es ein wenig enttäuscht haben, dass nichts wirklich Neues zu hören war. So aber reflektierte das 20. Symposion "Praktische Kieferorthopädie" die Wirklichkeit - es bleibt noch viel zu tun im Hinblick auf offene Bisse. Dennoch sind die beiden wissenschaftlichen Leiter des Kongresses überzeugt, dass es ein Unterschied ist zu glauben, man wisse alles über die Behandlung offener Bisse, oder sich in der Tat davon persönlich zu überzeugen, dass dem so ist. Der Nachkongresskursus behandelte ein völlig anderes Thema: die Therapie von Patienten mit Asymmetrien. Fühlten sich Teilnehmer des allgemeinen Symposions vielleicht manchmal etwas unterfordert, so war das hier eher umgekehrt. Obwohl es Prof. Bou Serhal sehr wohl verstand, die Diagnostik und individuelle Behandlung in allen Einzelheiten konkret an Patienten aufzuzeigen, ergaben sich Schwierigkeiten durch die Komplexität des Themas.