Seiten: 43-54, Sprache: DeutschSergl, Hans Georg/Klages, Ulrich/Badelt, FrankDie vorliegende Studie beschäftigt sich mit den retrospektiv eingeschätzten psychosozialen Folgen eines Frontzahnverlustes im Erleben der betroffenen Personen. Nach Inspektion von 5100 Patientenakten unserer Klinik konnten 80 geeignete Probanden für unsere Befragung gewonnen werden. Sie hatten vor durchschnittlich 10 Jahren einen Frontzahnverlust erlitten und waren damals im Mittel 14,5 Jahre alt.
Der Frontzahnverlust wurde von 86 % der Befragten als unangenehm, beeinträchtigend oder als großer Verlust erlebt. Besorgnisse der Patienten zentrierten sich um das Aussehen (80 %); zu einem geringeren Teil wurden Störungen der Kau- und Sprechfunktion sowie Beeinträchtigungen des Selbstbewusstseins genannt (jeweils 30 %). Unter den erwarteten sozialen Folgen standen Befürchtungen über Reaktionen von Schulkameraden oder Kollegen an erster Stelle (54 %). 2/3 der Patienten vermieden es zu lachen. Die Angst vor der zahnärztlichen Versorgung wurde von 58 % als zumindest stark angegeben. Die Zufriedenheit mit dem Behandlungsergebnis hinsichtlich der Aspekte Funktion, Ästhetik, Sprache und Fremdkörpergefühl war bei Patienten mit kieferorthopädischem Lückenschluss gleich hoch ausgeprägt wie bei denen mit einer prothetischen Versorgung (Brücken/Implantat). Das Leiden unter dem Zahnverlust war bei kieferorthopädischem Lückenschluss gegenüber den anderen Versorgungsarten am geringsten. Zwischen dem psychosozialen Beeinträchtigungserleben und der Einstellung zur dentofazialen Ästhetik waren Zusammenhänge nachweisbar. Dabei stellten sich unter anderem Alter und Geschlecht als bedeutsame Einflussgrößen heraus. Alle Ergebnisse werden vor dem Hintergrund klinischer Beobachtungen und unter Berücksichtigung der vorliegenden Literatur diskutiert.
Schlagwörter: Lückenschluss, Patientenzufriedenheit, Ästhetik, Funktion, Beeinträchtigung